„Für uns bedeuten die Pläne, einen Führerschein für Hundebesitzer einzuführen, dass wir wohl eine Menge Arbeit in den kommenden Monaten zusätzlich haben könnten“, sagt Vereinschef Gerhard Langensiepen.
Norderstedt. Ein Angler braucht einen Angelschein, ein Segler einen Segelschein, ein Autofahrer einen Führerschein. Und Hundebesitzer benötigen künftig vielleicht einen Hundeführerschein. Die Pläne des Landes Schleswig-Holstein, einen Hundeführerschein einzuführen, der begeistert viele Hundehalter so gar nicht. Und im Verein der Hundefreunde Hamburg sehen die Mitglieder den Plänen mit Bedenken entgegen.
„Für uns bedeuten die Pläne vor allem, dass wir wohl eine Menge Arbeit in den kommenden Monaten zusätzlich haben könnten“, sagt Gerhard Langensiepen, der derzeit der Vorsitzende des Hundevereins ist. Der in Norderstedt angesiedelte Verein geht davon aus, dass alle Hundevereine in der Region in den nächsten Monaten einen Ansturm erfahren könnten, dem sie kaum gewachsen sind. Hundehalter, die gezwungen sind, ein Training zu absolvieren und Prüfungen zu bestehen. „Dass ein Hundeführerschein gefordert wird, das kann ich ja in gewisser Weise verstehen, aber wir sind alle nur ehrenamtlich tätig und können nicht endlos Hunde ausbilden“, sagt der Vereinschef. Seine Frau, Karin Langensiepen, sieht das ähnlich. Die Hundetrainerin weiß, wie wichtig eine vernünftige Hundeerziehung ist.
„Wir haben hier sechs Hundetrainer mit Lizenz. 136 Mitglieder haben wir im Verein. Die Kapazitäten für die Trainings sind somit natürlich begrenzt. Aber der Alltag in den Städten zeigt auch, dass ein Hundetraining sinnvoll ist“, sagt die Trainerin. „Für viele Menschen ist der Hund ein Teil der Familie, ein Sozialwesen, Lebenspartner. Ein Hund ist kein Spielzeug und muss wissen, wie er sich zum Beispiel in eine Familiengemeinschaft einzufügen hat“, sagt Karin Langensiepen. Das bedeutet: Der Vierbeiner muss gehorchen können. Doch nicht nur das: Auch Herrchen und Frauchen müssen wissen, welche Funktion sie in der Beziehung Hund-Mensch einnehmen sollten. Doch daran hapert es oft.
„Ein gutes Beispiel ist eine Begegnung im Park. Wenn mir ein Hundebesitzer sagt, ich könne meinen Hund von der Leine lassen, denn sein Hund sei zahm, dann schüttele ich nur den Kopf“, sagt die Hundetrainerin. „Denen kommt gar nicht in den Sinn, dass ich meinen Hund vielleicht an der Leine behalten will, eben weil er nicht friedlich bleiben wird“, sagt sie. Das Allgemeinverständnis über das Wesen der Vierbeiner, es sei „stark ausbaufähig“, so die Trainerin.
Im Verein vermitteln die Hundetrainer den Mitgliedern und jenen, die zum Reinschnuppern vorbeikommen, wie sie dem Hund richtiges Benehmen beibringen können, wie sie zum Leithund für ihren Vierbeiner werden. Welchen Hund jemand hat, das sei übrigens dabei einerlei.
„Vom Chihuahua bis zur Dogge sei, so die Hundetrainer, alles dabei. Vermehrt haben es die ehrenamtlichen Ausbilder auch mit Hunden zu tun, die aus Tierheimen kommen und daher etwas problematischer als andere Hunde sind. Etwa 20 bis 25 Prozent der Hunde, die Langensiepen mit ihren Kollegen trainiert, kämen inzwischen aus Tierheimen. Viele dieser Hunde hätten deutliche psychische Störungen. „Sehr viele von denen sind sehr scheu, überaggressiv oder haben andere Verhaltensprobleme. Die wurden geschlagen, an den Ohren gezogen oder anderweitig malträtiert. Die Folgen dieser Misshandlungen zu beseitigen, ist keine leichte Aufgabe. Wir schaffen viel im Verein, bekommen viele wieder soweit, dass sie zutraulich zu Menschen werden, beinahe komplett kuriert werden können. Aber hundertprozentig bekommen auch wir die Hunde nicht wieder hin“, sagt sie. In besonders problematischen Fällen würden Vereinsmitglieder an Spezialisten verwiesen.
Der Verein ist aber nicht einfach nur eine Therapiestation für Hunde und Hundehalter. „Wir sind natürlich auch ein Verein, in dem das Gesellige eine Rolle spielt“, sagt der Vereinschef. In dem Vereinsheim werde die Zeit gerne für einen Klönschnack genutzt, kleine Feiern sind auch drinnen. Und die Hunde können sich derweil auf dem Gelände des Vereins austoben. „Auch wenn wir hier in Norderstedt unseren Vereinsplatz haben, sind wir eigentlich nicht wirklich ein Norderstedter Verein, sagt Gerhard Langensiepen. Die Mitglieder, sie kommen aus Norderstedt, Hamburg, dem Kreis Pinneberg und sogar aus Mecklenburg-Vorpommern.
Der Verein der Hundefreunde wurde vor 20 Jahren in Hamburg gegründet. Am 23. Mai 1993 trafen sich, wie Vereinschef Gerhard Langensiepen sagt, nicht so ganz zufällig 27 Hundebesitzer im Vereinshaus des Kleingartenvereins Diekmoor. Die Hundebesitzer wollten einen Hundeverein gründen. Das war zwar recht einfach – doch, so sagt der Vereinschef, im Grund wäre es einfacher gewesen, wenn alle Hundebesitzer einem bereits bestehenden Verein beigetreten wären. „Das hätte uns ein Menge Kopfschmerzen erspart“, sagt er. Als der Verein gegründet werden sollte, musste erst ein anderer Name her, denn „Club der Hundefreunde Hamburg“ gab es schon. Man einigte sich auf „Verein der Hundefreunde Hamburg“. Dann stellte sich heraus, dass die Stadt Hamburg gar nicht so gerne einen weiteren Hundeverein haben wollte. Und ein Areal zu finden, wo die Hunde trainiert werden können, das war eine noch viel größere Herausforderung. „Wir brauchen für die Hundeerziehung einen gewissen Platz. Und der muss weit genug von Wohngebieten entfernt sein, denn Hunde bellen halt mal. Wir brauchten eine Strom- und Wasserversorgung und Platz für ein kleines Vereinshäuschen“, sagt Langensiepen. In Hamburg war das nicht zu finden. Also schaute sich der Verein im Hamburger Umfeld mehrere Optionen an. Am Ende kam der Verein im Haus den Boxer-Club München Gruppe Hamburg unter. Das Glück über das vom anderen Club gewährte Domizil währte aber nicht lange. Der Vorstand des Boxer-Clubs hatte sich vom Hauptverein keine Genehmigung zur Untervermietung des Geländes geholt. Also wieder raus und eine neue Hundehütte suchen.
Die Rettung war der Niedergang eines anderen Hundevereins. Dessen Mitgliederzahlen waren enorm gesunken, und eine Fusion des Vereins für Rasse und Begleithunde mit dem Verein der Hundefreunde Hamburg (VdHH) war für alle eine Option. Der VdHH übernahm das Vereinsgelände in Norderstedt, die Mitglieder des kleineren Vereins wurden übernommen. Der neue Hundeverein hatte aber viel Arbeit vor sich. Das Vereinsgelände musste auf Vordermann gebracht werden, ein neues Vereinshaus gebaut werden, das ausreichend Platz für die Mitglieder bot. In mühevoller Kleinarbeit wurde von Grund auf ein neues Haus von den Vereinsmitgliedern gebaut, eine Menge Arbeit für die ehrenamtlich Tätigen.
Neben dem Umbau des Trainingsgeländes wurde der Unterricht der Hunde parallel betrieben. Und das nicht nur für den Alltag, auch auf sportlicher Wettkampfebene wurde trainiert. Mehrfach konnte der Verein Meisterschaftstitel ergattern. Auch eigene Wettkämpfe und Schauen werden von dem Verein veranstaltet, so etwa die Rasse-Hundeschau, die jedes Jahr am Muttertag stattfindet oder die Mischlingsschau im September oder das Agility-Derby, bei dem Hunde einen Parcours bestmöglich absolvieren müssen.
„Egal, ob es um Sport oder Alltag geht, das A und O ist für uns, dass wir die Hunde hier sachgerecht erziehen. Das habe wir die letzten 20 Jahre getan, was die vielen Auszeichnungen zeigen, die wir gewonnen haben – und das werden wir auch weiterhin machen“, sagt Gerhard Langensiepen. Denn der Hund wird wohl auch in den kommenden Jahrhunderten der beste Freund des Menschen sein.
Am kommenden Montag stellen wir Ihnen den Tanzclub Savoy vor.