Kühl sang in der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Reichs-Pogromnacht auch die frech-frivolen Lieder und Chansons dieser Künstler, die vom NS-Regime erst namenlos gemacht und dann ermordet wurden.
Norderstedt. „Fritz Löhner-Beda, 1942, Auschwitz. Willi Rosen, 1944, Auschwitz. James Wolf, 1943. Theresienstadt.“ Hans-Werner Kühl las diese und weitere Namen jüdischer Künstler, Ort und Namen ihrer Ermordung, während auf der Leinwand die Gesichter erschienen. Das Publikum seines Programms „Ausgemerzt!“ in der Vicelin-Schalom-Kirche am Immenhorst hörte ergriffen zu.
Kühl sang in der Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Reichs-Pogromnacht auch die frech-frivolen Lieder und Chansons dieser Künstler, die vom NS-Regime erst namenlos gemacht und dann ermordet wurden. „Das find ich reizend von Lulu“ von Willi Rosen beispielsweise. Oder das Couplet „In der Bar zum Krokodil“, ebenfalls von Rosen.
Auch die Hamburger Originale Gebrüder Wolf waren Juden. Mit ihrem „Jung mit ’n Tüdelband“ wurden sie berühmt. Allerdings sorgte Goebbels dafür, das das Lied zum Volkslied wurde, er ließ den Namen Wolf einfach streichen. Ludwig, Leopold und James Wolf waren Söhne eines Schlachters und hießen Isaac – ein Name, der die Nazis zu Angriffen nur so herausforderte. Sie nannten sich deshalb Wolf, vergebens. James wurde 1943 ermordet, Ludwig überlebte den Holocaust dank seiner nichtjüdischen Ehefrau, Leopold starb 1926. Kühl sang von ihnen das frivole Lied „Dat Paddelboot“.
Auch „Das Nachtgespenst“ von Kurt Gerron (1944, Auschwitz) sorgt wie viele andere Lieder für die heitere Seite des Programms. Dem steht das Buchenwald-Lied mit Text von Fritz Löhner-Beda und Musik von Hermann Leopoldi gegenüber. Ein wenig Hoffnung signalisiert das Couplet „Irgendwo auf der Welt“ der Comedian Harmonists, das zum Schluss leise erklingt.
„Wir wollen den jüdischen Künstlern ihre Namen zurückgeben, ihre Gesichter zeigen und sie vor dem Vergessen bewahren“, sagen Kühl und sein Pianist Rainer Lankau.