Mit der Aktion „Stromabwärts“ sollen die Verbraucher im Land dazu gebracht werden, mindestens zehn Prozent Strom pro Jahr einzusparen. Sparen sei der einzige Weg, Energiekosten zu senken.

Norderstedt. Alle wollen die Energiewende. Doch wenn es an die Kosten geht, ist es mit der Eintracht vorbei. Der Bürger wird das Gefühl nicht los, dass die großen Energiekonzerne machen, was sie wollen und die Politik zu wenig gegensteuert. Gezahlt wird dann am anderen Ende der Stromleitung – in den Haushalten und mit der Stromabrechnung. „Man kann sich über das Erneuerbare Energien-Gesetz aufregen, die Energiekonzerne, über die Politik oder die örtlichen Stadtwerke – aber all das wird die monatlichen Stromkosten nicht senken“, sagt Professor Hans-Jürgen Block, Vorsitzender der Gesellschaft für Energie- und Klimaschutz Schleswig-Holstein (EKSH). „Den Stromverbrauch regelt immer noch der Verbraucher und hier kann er massiv Einfluss auf die Entwicklung der Stromkosten nehmen.“

Gemeinsam mit der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein und im strategischen Verbund mit lokalen Energieversorgern wie den Norderstedter Stadtwerken, will Block das Jahr 2014 zum „Energiespar-Jahr“ im Land machen. „Runter mit der Strommenge!“, ist Blocks Losung. „Stromabwärts“ ist die dazu gehörige Kampagne, die die EKSH und der von ihr gegründete Verein Energie-Effizienz-Zentrum (SHeffZ) nun im ganzen Land bewirbt. Am Donnerstag wurde die Aktion in der Norderstedter Verbraucherzentrale am Rathausmarkt präsentiert.

„Wir wollen bei mindestens 2000 Haushalten in Schleswig-Holstein einen Reduktion von 10 Prozent des Stromverbrauchs im Jahr erreichen“, sagt Block. Es werde in Deutschland viel zu sehr über die Erzeugung von Energie und ihre Kosten diskutiert und viel zu wenig über die effiziente Nutzung und Einsparung von Strom. Margrit Hintz, stellvertretende Geschäftsführerin der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein, die aus der Beratungspraxis ihres Vereins die gefühlte Ohnmacht des Verbrauchers angesichts steigender Energiekosten nur zu gut kennt, pflichtet Block bei: „Je geringer mein Stromverbrauch ist, desto geringer ist die Abhängigkeit von den Energie-Konzernen.“

Die Aktion „Stromabwärts“ soll dabei helfen, das Thema in die Köpfe der Menschen zu bringen und sie dazu animieren, sich mit ihrem persönlichen Stromverbrauch auseinanderzusetzen. „Die wenigsten kennen ihren exakten Verbrauch. Das muss sich ändern“, sagt Hintz.

Wer bei „Stromabwärts“ mitmachen will, der legt unter stromabwaerts.de ein persönliches Logbuch an, in dem er seinen Stromzählerstand des letzten Jahres angibt. Wer nicht online ist, kann sich in der Verbraucherzentrale am Rathausmarkt oder bei der Stadtwerken Norderstedt bei der Erstellung eines Kontos helfen lassen. Die ersten 2000 Teilnehmer bekommen dann ein Energiepaket zum Start, darin neben einer LED-Taschenlampe und einer Kerze („Lampe aus! Kerze an!“) zehn Tipps, die zur Reduktion des Stromverbrauchs im Haushalt führen (siehe Text unten). Vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2014 muss der Teilnehmer nun monatlich seinen aktuellen Zählerstand in seinem Logbuch verzeichnen. Hat er möglichst viele der Einspar-Tipps umgesetzt, zeigt ihm eine „Einspar-Ampel“ auf Basis einer Prognose, ob er sich im Bereich des Einspar-Ziels von zehn Prozent und darüber befindet (Signal Grün) oder nicht (Signal Rot). Wer am Ende des Jahres die Sparziele erreicht hat, nimmt an der Verlosung der Hauptpreise der Aktion teil: Eine Flusskreuzfahrt, eine Rafting-Tour oder ein Pedelec (Elektro-Rad).

Eine weitere Motivation für die schnelle Teilnahme liefert die Verbraucherzentrale: Die ersten 100 Teilnehmer bekommen einen kostenlosen Energie-Basischeck im eignen Haus, bei dem zum Beispiel von der Norderstedter Energieberaterin Iris Thyroff-Krause Energiesparpotenzial aufgedeckt wird. „Die Leute sind immer wieder verwundert, wie viel Energie sie mit einfachen Maßnahmen sparen können“, sagt Thyroff-Krause. Professor Block verspricht: „Wer unsere Tipps konsequent umsetzt, spart mühelos 20 Prozent Strom im Jahr. Und das, ohne auf Komfort zu verzichten. Schließlich verlangen wir nicht, dass man morgens um 7 Uhr das Licht nicht anmacht, oder ähnliches.“

Hinter der EKSH und dem SHeffZ stehen je zu einem Drittel das Land Schleswig-Holstein, die Hochschulen des Landes und E.on Hanse. Und mit den Stadtwerken als lokale Energieversorger habe man bei der Aktion auch jene im Boot, die mit dem Energieverbrauch und nicht mit dem Energiesparen ihr Geschäft machen, sagt Block. Theo Weirich, Geschäftsführer bei den Norderstedter Stadtwerken rechtfertigt sein Interesse am Energiesparen so: „Schließlich wollen wir alle unser Klima retten. Transparenz beim Verbrauch ist dabei sehr wichtig.“ Den Frust der Bürger über steigende Energiepreise müsse man nutzen, um sie zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu bringen. „Die Preise, die wir jetzt zunehmend für den Strom bezahlen müssen, entsprechen der Wahrheit. Endlich investieren wir in nachhaltige Stromerzeugung und produzieren nicht mehr Strom auf Kosten der kommenden Generationen.“ Die einzige Möglichkeit, für die Regulierung des Preises sei jetzt die Einsparung, die Effizienz des Verbrauchs. „Um dies zu fördern, haben wir bereits mehrere Tausend Norderstedter Haushalte mit intelligenten Stromzählern ausgerüstet, mit dem sich der eigenen Verbrauch im Internet analysieren lässt. 20.000 Haushalte wollen wir so ausrüsten“, sagt Weirich. Als Stadtwerk müsse man sich vom verbrauchs- zu einem dienstleistungsorientierten Unternehmen umstellen. „Das ist ein langer und schwieriger Weg. Aber wir müssen ihn gehen.“