21-Jähriger soll seine Freundin aus Kaltenkirchen erstochen haben, weil sie sich von ihm trennen wollte
Kreis Segeberg/Kiel. Zwei spektakuläre Gewaltverbrechen im Kreis Segeberg stehen in dieser Woche auf dem Programm des Landgerichts Kiel. Mord lautet der Vorwurf gegen einen 21-jährigen Mann, der am 8. April bei Lentföhrden seine ehemalige Freundin aus Kaltenkirchen mit einem Messer getötet haben soll. Der Prozess beginnt am 2. Oktober. Zwei Tage später muss sich vor dem Gericht ein 35-Jähriger verantworten, der laut Anklageschrift mit einer Axt auf einen Firmeninhaber eingeschlagen hat. Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Beide Männer warten in Untersuchungshaft auf ihre Prozesse.
Der junge Mann am Steuer war aufgewühlt und irritiert
Der Tod der 20-jährigen Frau in Lentföhrden hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Bereits kurz nach der Tat war es der Polizei per Zufall gelungen, den Täter festzunehmen. Eine Motorradstreife stoppte in Wiemersdorf bei Bad Bramstedt den mutmaßlichen Täter auf der Bundesstraße 4. Der Mann war dem Beamten des Verkehrsüberwachungsdienstes aufgefallen, weil er seinen Ford sehr unsicher steuerte. Der Beamte vermutete Drogen- oder Alkoholeinfluss und ahnte nicht, dass er einen Mann angehalten hatte, der kurz zuvor einen Menschen getötet hatte. Der Fahrer war aufgewühlt und irritiert.
Die Polizei startet sofort die Suche nach dem Opfer
Die Tat hatte nicht nur Spuren in der Psyche des Mannes hinterlassen. Als der Verkehrspolizist den damals 20 Jahre alten Mann aus dem Kreis Rendsburg-Eckernförde kontrollierte, entdeckte er Blutspuren am Körper und am Fahrzeug. Als der Fahrer merkte, was dem Beamten gerade auffiel, gestand er die Tat. Er habe soeben seine Ex-Freundin umgebracht, sagte er.
Die Polizei startet sofort die Suche nach dem Opfer. Nach rund 30 Minuten fanden die Beamten den leblosen Körper an einem Waldweg nahe der Bundesstraße 4 auf der Höhe von Lentföhrden. Der Fundort liegt etwa zehn Kilometer von der Stelle entfernt, an der die Motorradstreife den Fordfahrer kontrolliert hatte. Die Polizisten alarmierten den Notarzt, der aber nur noch den Tod feststellen konnte. Spezialisten der Spurensicherung und die Mordkommission aus Kiel wurden alarmiert.
Der mutmaßliche Täter wurde zur nächsten Polizeiwache nach Bad Bramstedt gefahren, wo er die Nacht in Polizeigewahrsam verbrachte. Die Feuerwehr baute am Tatort Scheinwerfer auf, die das Licht für die Spurensuche lieferten. Die Spezialisten der Polizei arbeiteten bis spät in die Nacht. Ein Bestatter brachte die Leiche zur Obduktion in die Gerichtsmedizin. Nach Aussage der Mordkommission sei die junge Kaltenkirchenerin durch nur einen Messerstich getötet worden.
Die Ermittlungen ergaben, dass der 21-Jährige und die Kaltenkirchenerin mehrere Jahre in einer Beziehung gelebt hatten, die die Frau beenden wollte. „Da der Angeklagte in Erfahrung gebracht haben soll, dass die Geschädigte mit einem anderen Mann sexuell verkehrt haben soll, soll der Angeklagte eifersüchtig reagiert und beschlossen haben, die Geschädigte zu töten“, sagte Oberstaatsanwältin Birgit Heß.
Das Gericht in Kiel hat insgeamt sieben Verhandlungstage angesetzt
Er fuhr mit seinem späteren Opfer auf den Feldweg bei Lentföhrden. Heß: „Dort soll er mit der Geschädigten den Geschlechtsverkehr ausgeübt und sie anschließend mit einem Küchenmesser erstochen haben.“ Der Prozess beginnt 9 Uhr vor der fünften Strafkammer des Landgerichts, das sieben Verhandlungstage angesetzt hat.
Vier Tage später wird ein 35-jähriger Mann vor Gericht stehen, der am 14. Januar in Bornhöved einen Mann mit einer Axt attackiert haben soll und umbringen wollte, um zu verhindern, dass seine Betrügereien ans Licht kamen.
Der Angeklagte, der sich mit einer Firma für IT-Serviceleistungen selbstständig gemacht hatte, war spätestens seit Jahresbeginn 2011 nahezu ausschließlich für eine Firma in Bornhöved tätig. Dort erledigte er unter anderem die gesamte Buchführung.
Die Ermittler der Polizei gehen davon aus, dass der Mann in der Zeit von April 2012 bis zum Ende des Jahres private Warenbestellungen aufgab und die Rechnungen über das Geschäftskonto der Bornhöveder Firma bezahlte. „Der Angeklagte soll so hohe Geldbeträge veruntreut haben“, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Als der Angeklagte befürchten musste, dass sein Auftraggeber die Veruntreuung entdeckt, soll er laut Anklageschrift beschlossen haben, den Firmeninhaber zu töten. Die Mordkommission der Kieler Bezirkskriminalinspektion rekonstruierte, dass der Täter mit einer Axt nach Betriebsschluss in die Firma ging und sich versteckte. „Als der Geschädigte an dem Angeklagten vorbeigekommen sein soll, soll der Angeklagte den Geschädigten mit der Axt angegriffen haben“, sagt die Oberstaatsanwältin. „Der Geschädigte wurde erheblich am Arm verletzt.“
Der Prozess beginnt um 9 Uhr im Landgericht am Schützenwall.