Ein Gedenkstein erinnert an Hermann Klingenberg. Der Unternehmer brachte dem heutigen Norderstedter Stadtteil nicht nur Wirtschaftskraft, er hatte auch ein großes Herz für Menschen in Not.

Norderstedt. „Es ist ein besonderer Tag für die Familie Klingenberg“, sagte Jürgen Lange. Norderstedts SPD-Fraktionschef hielt die Laudatio für einen Mann, der nicht nur Ex-Bürgermeister von Friedrichsgabe und Ur-Sozialdemokrat, sondern auch Wohltäter im heutigen Norderstedter Stadtteil war: Der 1982 verstorbene Hermann Klingenberg wurde am vorigen Wochenende mit einem Gedenkstein geehrt. „Es ist der Tag, an dem seine Frau Emmi ihren 100. Geburtstag feiert, aber aus gesundheitlichen Gründen kann sie leider heute nicht hier sein“, sagte Lange, bevor der Stein an der Ecke Lawaetzstraße/Kuno-Liesenberg-Kehre enthüllt wurde.

Initiator war, wieder mal, Gerd Meincke. Fast immer, wenn in Norderstedter Geschichte lebendig wird, hat er seine Hände im Spiel. „Nachdem Gedenksteine für den Garstedter Ex- und ersten Norderstedter Bürgermeister Horst Embacher im Jahr 2001 und für den ehemaligen Harksheider Bürgermeister Carl Lange im Jahr 2007 aufgestellt wurden, wollen wir nun einen Unternehmer und Kommunalpolitiker ehren, der sich um die Entwicklung Friedrichsgabes verdient gemacht hat“, sagte Meincke, der unermüdlich Spenden gesammelt hatte, damit der Stein angefertigt werden konnte.

„Hermann Klingenberg hat einen ungewöhnlichen Lebensweg beschritten, vom politisch engagierten Melker bis in den Kieler Landtag führte ihn sein Lebensweg“, sagte Lange. 1908 geboren, verdiente er sich sein Geld als Melker auf mehreren Gütern, trat 1924 in die SPD ein, um für die demokratischen Rechte, die es bei seiner Geburt noch nicht gab, einzutreten. Anfang der 30er-Jahre kam er nach Friedrichsgabe, gründete 1938 eine Kokosweberei, die bis zu 80 Mitarbeiter ernährte, samt Ehefrau Emmi und vier Kinder.

1946 kam Klingenberg aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück, drei Jahre später wurde er Bürgermeister, was der Familienvater bis 1960 blieb. Er baute Wohnungen für die Flüchtlinge aus Hamburg und dem Osten, holte Unternehmen wie Hummel-Küchen, Jungheinrich und Grace nach Friedrichsgabe – und hatte immer ein großes Herz für die, denen es nicht so gut ging. Der Macher mit der sozialen Ader zeichnete verantwortlich für das städtische Alten- und Pflegeheim, heute Haus im Park, und das erste Jugendfreizeitheim. 1955 gründete Klingenberg den Sportverein Friedrichsgabe und war, wie sollte es auch anders sein, bis 1959 dessen Vorsitzender.

Dennoch hatte er noch Zeit und Kraft für die Politik, saß bis 1969 im Kreistag von Pinneberg, zu dem Friedrichsgabe bis zur Norderstedter Stadtgründung im Jahr 1970 gehörte, und war stellvertretender Landrat. „Bis 1969 war Hermann Klingenberg die führende Person in Friedrichsgabe“, sagte der Laudator.

Der Geehrte gehörte der ersten Norderstedter Stadtvertretung an und arbeitete von 1967 bis 1971 im Kieler Landtag mit. Die Freiherr-vom-Stein-Medaille und das Bundesverdienstkreuz am Bande waren da nur die logische Folge dieses enormen ehrenamtlichen Einsatzes für die Gesellschaft. Nun soll auch noch eine Straße nach dem Wohltäter von Friedrichsgabe benannt werden.