Die Generation, aus der die Täter stammten, hat wenig dazu beigetragen, das Gedenken an Zwangsarbeit und Mord zu erhalten. Es waren ihre Kinder, die geforscht und aufgeklärt haben.
Die Erkenntnis der Politik kommt spät, aber nicht zu spät. Als „erbärmlich“ hat Schleswig-Holsteins Kulturministerin Anke Spoorendonk die bisherige Unterstützung des Landes für die Gedenkstätten bezeichnet, die an den Tatorten des Nazi-Terrors von Ehrenamtlern am Leben gehalten werden. Die Generation, aus der die Täter stammten, hat wenig dazu beigetragen, das Gedenken an Zwangsarbeit und Mord zu erhalten. Es waren ihre Kinder, die geforscht und aufgeklärt haben und nicht selten als Nestbeschmutzer beschimpft wurden, wenn sie – wie in Kaltenkirchen – an die Verbrechen vor der eigenen Haustür erinnern wollten.
Jetzt hat auch die Kindergeneration das Rentenalter erreicht und fordert zu Recht ein, dass Profis die ehrenamtlich aufgebaut Arbeit in den Gedenkstätten langfristig sichern. Das Gedenken an staatlichen Terror bleibt Aufgabe des Staates. Daher ist grundsätzlich zu begrüßen, dass die Landesregierung eigene Defizite erkannt hat und mehr Unterstützung verspricht.
Offen bleibt allerdings, ob für kleine Gedenkstätten noch genug übrig bleibt, wenn das Land Millionen in das Großprojekt Neulandhalle in der entlegensten Ecke Dithmarschens pumpen will. Ein Musterdorf der Nazis mit der Halle als Zentrum ist sicher eine Dokumentation wert. Doch besonders der jungen Generationen werden Besuche in Gedenkstätten ihrer Region, in den die Vergangenheit verständlich aufbereitet wird, nachdrücklicher im Gedächtnis bleiben als ein Museum im Nirgendwo.
Kommt die personelle und finanzielle Hilfe für die elf ehrenamtlich geführten Gedenkstätten nicht, wäre Ministerin Spoorendonk mit dem eigenen Konzept gescheitert. Langfristig wäre die Existenz der Einrichtungen gefährdet und damit ihr politisches Ziel, jeden Schüler mindestens einmal an die Orte der Tötungsmaschinerie der Nazis zu führen.