Die Soldaten des Instandsetzungsbataillons 166 der Boostedter Rantzau-Kaserne waren seit dem Frühjahr in Mazar-e-Sharif im Einsatz. Sie haben im Camp Fahrzeuge und Geräte repariert.

Boostedt. Mit einem feierlichen militärischen Zeremoniell hat die Bundeswehr am Freitag in Boostedt 101 Soldaten begrüßt, die aus Afghanistan zurückgekehrt sind. Die Männer des Instandsetzungsbataillons 166 waren, wie das Abendblatt berichtete, seit dem Frühjahr in Mazar-e-Sharif im Einsatz. Sie haben im Camp Fahrzeuge und Geräte repariert. Mehrfach mussten die Männer von den Straßen beschädigte Fahrzeuge der internationalen Militärmission ISAF bergen.

Die Norderstedt-Redaktion des Abendblatts hat mit Oberleutnant Marian Mielke gesprochen, der zum Team aus der Boostedter Rantzau-Kaserne gehört. Er war regelmäßig mit der Recovery Task Force (RTF) im Einsatz. Aufgabe dieser Einheit war es, unter Gefechtsbedingungen liegen gebliebene Fahrzeuge ins Camp zurückzuholen – immer mit dem Risiko eines Anschlags.

Hamburger Abendblatt: Afghanistan gilt weiterhin als gefährliches Land. Hatten Sie Angst im Einsatz?

Oberleutnant Marian Mielke: Als Angst möchte ich das nicht bezeichnen. Doch ich war mir der Bedrohung im Einsatzland zu jeder Zeit durchaus bewusst. Nicht umsonst war die Handwaffe dein ständiger Begleiter. Das Bauchgefühl, wenn ich die Waffe, sei es beim Sport oder beim Duschen, dann doch mal ablegen musste, war schon merkwürdig. Man wusste ja nie wirklich, wie die afghanischen Angestellten im Feldlager einem gesonnen waren. In meiner Funktion als Führer der Recovery Task Force habe ich das Feldlager mehrfach für Bergeeinsätze verlassen. Die Bedrohung außerhalb des Feldlagers ist schon eine andere als innerhalb.

Welche Aufgaben haben Sie in Mazar-e-Sharif übernommen?

Mielke: Primär war ich eingesetzt als Zugführer eines sogenannten Instandsetzungszuges. Der Auftrag dieser Einheit war es, Gerät vom kleinen gepanzerten Geländewagen Wolf SSA über Schützenpanzer Marder bis hin zum 100 Tonnen Kran instand zu setzen. Im zivilen Leben kann man das vergleichen mit einem Abteilungsleiter einer großen Werkstatt. In meiner Nebenfunktion war ich der Führer der Recovery Task Force. Das ist so etwas wie der ADAC im Einsatz – nur, dass die RTF mit mehreren geschützten und größtenteils bewaffneten Fahrzeugen aus dem Feldlager rausfährt, um im Einsatzgebiet ausgefallene Fahrzeuge verbündeter Kräfte zu bergen und wenn nötig abzuschleppen.

Wie haben Sie Kontakt zu Ihrer Freundin und Angehörigen gehalten?

Mielke: Die Verbindung zu meiner Familie war sehr gut. Jeder Soldat bekam monatlich 120 Freiminuten zum Abtelefonieren. Zusätzlich habe ich mir im Einsatz eine Datenflatrate für umgerechnet acht Euro pro Monat gekauft. Ich habe also jeden Tag über WhatsApp mit meiner Freundin geschrieben. Zusätzlich ging ab und an auch mal ein Brief per Feldpost in die Heimat.

Haben sich die Menschen zu Hause Sorgen um Sie gemacht?

Mielke: Selbstverständlich haben sich die Menschen Sorgen gemacht. Ich habe vor dem Einsatz nicht viel mit meiner Familie über den bevorstehenden Einsatz gesprochen, damit sich keiner mehr als nötig Sorgen macht.

Hatten Sie Kontakt zur afghanischen Bevölkerung?

Mielke: Ja, das hatte ich. Viele Einheimische arbeiten im Feldlager. Sie sind unter anderem als Reinigungskräfte oder Bauarbeiter.

Wie haben Sie Ihre Freizeit verbracht?

Mielke: In meiner Freizeit war ich beim Sport im amerikanischen Fitness-Zelt. Nach dem Training hab ich dann in Motorradzeitschriften geblättert oder mal einen Film geguckt. Die Freizeit während des Einsatzes beschränkte sich auf den Abend und den Sonntagvormittag.

Die meisten Deutschen lehnen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ab. Wie lebt man als Soldat damit?

Mielke: Unser Auftrag ist es, in Afghanistan für ein stabiles und sicheres Umfeld zu sorgen. Wir sind dort, um anderen Menschen zu helfen, bis sie in der Lage sind, sich selbst zu helfen.

Glauben Sie, dass die afghanischen Behörden nach dem Abzug der internationalen Truppe die Sicherheit des Landes gewährleisten können?

Mielke: Was die Zukunft bringen wird, kann sicherlich keiner so genau sagen. Die Sicherheitsaufgaben sind größtenteils den afghanischen Behörden übertragen worden. Die ANSF führen viele Operationen selbstständig durch und sind dabei erfolgreich. So wie ich es mitbekommen habe, unterstützen die ISAF-Kräfte hier noch punktuell.

Worauf freuen Sie sich jetzt am meisten?

Mielke: Es gibt drei Sachen, die mir da spontan einfallen: Meine Freundin, das Klima in Deutschland und die Wochenenden. Meine Freundin gibt mir Ruhe und Geborgenheit, der Sonntagvormittag ging drauf für Postgänge oder fürs Aufräumen, und der Wind in Afghanistan ist sehr heiß. Vorm Einsatz habe ich mich immer über den kühlen Wind während der warmen Sommertage in Deutschland geärgert, jetzt möchte ich ihn nicht mehr missen.