Abendblatt-Kolumnist Jan Schröter blickt auf wichtige Themen der Woche zurück. In seinem heutigen Wochenrückblick beschäftigt er sich mit dem Hund Dean, der in der Schule für Ruhe sorgt.

„Schulhund Dean sorgt für Ruhe“ lautete eine Schlagzeile der Woche, angesichts derer ich zunächst vermutete, jetzt sei es soweit – die Jugend ist dermaßen außer Rand und Band, dass sich verängstigte Pädagogen nur noch in Begleitung scharfgemachter Rottweiler zur Schule trauen. Die weitere Lektüre ließ aufatmen, der Untergang des Abendlandes wird bis auf Weiteres verschoben. Bei Schulhund Dean handelt es sich um den – ausgesprochen gutmütigen – Labrador Retriever einer Norderstedter Lehrerin. Eher zufällig stellte sie fest, dass die Anwesenheit des Hundes während des Unterrichts für ruhiges, entspanntes Arbeitsklima unter ihren Schülern sorgt. Und alle Kinder lieben ihn. Die notorischsten Radaubrüder verwandeln sich in Anwesenheit von Dean zu kleinen Kuschelrockern. Da fragt man sich doch: Was kann ein Hund, was Lehrer nicht können?

1. Er weiß nicht alles besser. Und wenn, behält er es für sich. Das hätte zumindest ich als Schüler sehr sympathisch gefunden. Und mit dieser Eigenschaft qualifiziert man sich offenbar auch tagesaktuell noch als beliebter Klassenkamerad.

2. Er widmet sich in grenzenloser Geduld ausnahmslos und gleichermaßen jedem Mitschüler. Man weiß ja nie, aus welchem Ranzen an welchem Tag nicht doch mal eine geniale Stulle zum Vorschein kommt. Selbst wenn es – wie im Falle Deans – untersagt ist, den Hund mit Schulbroten zu füttern. Man weiß ja nie…

3. Er freut sich über jede Aufmerksamkeit, die man ihm schenkt – und betrachtet das nicht als verdammte Pflicht und Schuldigkeit des Gegenübers.

Wahrscheinlich gibt es noch etliche Argumente mehr, die für den Einsatz von Hunden als Hilfslehrer sprächen. Wohlgemerkt: Hunde. Kapriziöse Katzen wären für diese Aufgabe weniger geeignet, plappernde Papageien vorlauter als der Klassenclown, Reptilien zu rätselhaft. In ein Hundeleben kann man sich einfach viel besser eindenken, das empfinden bereits Kinder so. Und: Hunde sind gnadenlos ehrlich. Dean, zum Beispiel, hält eine Schulstunde durch – in der zweiten schläft er dann.

Schulkinder verstehen das.