Oriol Valverdù Delgado hat durch sein Praktikum in Norderstedt mehr Chancen in Spanien
Norderstedt. Deutschland ist für ihn das Ziel seiner Sehnsucht. Besser Norddeutschland. Noch besser Hamburg und Umgebung. Oriol Valverdú Delgado hatte Glück. Der Spanier entdeckte das Job-Angebot von Thomas Meyer aus Norderstedt im Internet. Der Apotheker suchte für seinen Bio-Laden neben seiner Hubertus-Apotheke an Achternfelde in Norderstedts Ortsteil Garstedt eine Aushilfe. Delgado bewarb sich. Meyer empfahl dem BWL-Studenten ein Praktikum in seiner Apotheke.
„Seit Anfang Juli unterstützt Oriol Delgado mich vor allem im kaufmännischen Bereich“, sagt Meyer. Der spanische Student lernt die Abläufe einer deutschen Apotheke und die Fachsprache kennen. „Außerdem wird mein Deutsch immer besser “, sagt Delgado. In Barcelona studiert der 21-Jährige Betriebswirtschaft und Sprachen. Er spricht nicht nur fließend Deutsch, sondern auch Englisch, Französisch, Italienisch und Russisch.
„Der Aufenthalt hier in Norderstedt wird mir in Spanien sehr viel weiter helfen“, sagt Delgado. Zumal die Lage in Spanien alles andere als gut ist, und das gilt nicht nur für den Arbeitsmarkt: „Als Student bekommt man noch einen befristeten Job, doch Dauerarbeitsplätze sind rar, und da ist es gut, wenn man international aufgestellt ist.“
Zwei Jahre will er noch studieren, und wenn er seine Studien abgeschlossen hat, möchte er gern wieder in Deutschland arbeiten. „Ich hoffe, ich finde dann wieder eine Aufgabe in Norddeutschland, in Hamburg, denn ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt Delgado. Es ist nicht das erste Mal, dass er in den Semesterferien in Deutschland jobbt. 2012 zog es ihn beispielsweise nach Berlin.
„Hamburg und Norderstedt sind aber wunderbar, vor allem, weil es hier so viel Grün gibt und so viel Wasser“, sagt der Spanier. Und wie hat er den engen Hamburger Wohnungsmarkt geknackt? „Ich habe eine Wohnung in St. Georg besichtigt, und es hat sofort geklappt“, erzählt Delgado etwas, wovon andere Menschen monatelang träumen. Der Grund: Er schlüpfte als Mieter in ein Zeitfenster, zu dem die Wohnung gerade nicht vermietet war.
Hamburg ist für ihn auch so attraktiv, weil es die gleiche Größe wie Barcelona hat. Zudem schätzt er die vielen internationalen, vor allem spanischen und portugiesischen Restaurants in der Hansestadt. „Aber ich esse am liebsten Leberkäse“, sagt der sympathische Student. Und Franzbrötchen. „Die muss ich irgendwie nach Spanien importieren“, sagt er und lacht. Spaniens Zukunft sieht er indes nicht optimistisch.
„Es gibt zu viel Korruption, zu viel staatliche Verwaltungen, zu viel Geld für die Armee, statt für arme Menschen. Die Banken werden gerettet, aber die Menschen müssen ihre Wohnungen verlassen, weil sie die Miete nicht mehr bezahlen können, und die Selbstmordrate ist sehr hoch“, moniert Delgado.
Kommt er im nächsten Jahr wieder? „Gern,“ sagt er diplomatisch, aber vorher möchte ich nach Wien.“