Ivens Hübert ist Rechtsanwalt mit deutscher Familie und promoviert in Hamburg
Norderstedt. Schneeschippen war neu für Ivens Hübert. „Wenn es bei uns schneit, bauen wir einen Schneemann und freuen uns riesig, uns mit Schnee zu bewerfen“, sagt der 34-Jährige. Ivens Hübert kommt aus Curitiba im Süden Brasiliens, dort, wo es ein bisschen europäisch ist. Wenigstens von den Temperaturen. Deshalb haben sein Großeltern Gerd und Helge Arand sich bei ihrer Auswanderung aus Deutschland für den Süden entschieden. Nach dem Hitler-Wahn sahen sie in Deutschland keine Zukunft mehr.
Enkel Ivens zog es zurück nach Hamburg, nach Norderstedt, nach Harksheide, der Heimat seines Großvaters. Doch er wollte nicht nur Verwandte besuchen. Der Rechtsanwalt promoviert an der Hamburger Universität.
„Deutschland ist in den Rechtswissenschaften hoch angesehen, und eine Promotion in Deutschland öffnet in Brasilien ganz neue Chancen, weil unser Land eng mit der deutschen Wirtschaft zusammenarbeitet“, sagt Ivens Hübert. Eine Promotion in Deutschland, zumal am Max-Planck-Institut, würde beste Türen öffnen.
„Ich habe mir allerdings ein derart komplexes Thema ausgesucht, dass ich statt der geplanten drei Jahre schon fünf hier bin“, sagt Hübert in lupenreinem Deutsch. Er wuchs zweisprachig auf, portugiesisch und deutsch. „Die Sprache war auch ein Kriterium“, sagt Hübert. Sein Fachgebiet ist das Gesellschafts- und Insolvenzrecht. Dröge? „Nein, ungeheuer spannend“, sagt Ivens Hübert und lacht. Das Thema seiner Doktorarbeit hat denn auch eine hochaktuelle gesellschaftliche Brisanz: „Die Pflichten der Geschäftsführung der Unternehmer im Vorfeld einer Insolvenz unter besonderer Berücksichtigung der Prognose-Stellung zur Erkennung der Insolvenz.“
450 Seiten umfasst die Dissertation. Bis jetzt. Fünf Jahre hat er dafür geforscht, Seminare an Universitäten in ganz Europa, darunter in Cambridge, Breslau, Berlin und Valencia absolviert.
Und wie finanziert er das Ganze? „Mein Großvater unterstützt seine Enkelkinder“, sagt er dankbar. Außerdem hat er als Rechtsanwalt für seine Promotionszeit gespart. Zudem ist es ihm geglückt, ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung zu erhalten.
Und wie war Deutschland zu ihm? „Am Anfang etwas kühl“, sagt er und meint nicht nur den Schnee. „Doch wenn man die erste Hürde genommen hat, sind die Menschen sehr offen.“ Heute hat er einen guten Freundeskreis. Zudem habe die Familie sehr geholfen, und das erste Weihnachtsfest in Deutschland sei ein Erlebnis gewesen.
„Ich könnte auch hierbleiben“, überlegt er. Doch beruflich habe er mit einer deutschen Promotion in Brasilien mehr Chancen und könne auch als Privatdozent an der Universität in seiner Heimatstadt Curitiba arbeiten. Und schließlich hat er auch dort Familie. Auf jeden Fall ist Deutschland für Ivens Hübert ein Erfolgsmodell – dank seiner zwei Pässe und der deutsch-brasilianischen Familienbande.