45 Feuerwehrleute inklusive Gefahrgutspezialisten im Einsatz. Es bestand der Verdacht auf eine brennbare Flüssigkeit. Zum Glück handelte es sich nur um Fäkalien.
Norderstedt. Die Aufregung im Kleingarten war groß. 45 Feuerwehrleute inklusive Gefahrgutspezialisten waren im "Garstedt e.V. von 1923" im Einsatz. Sie trugen Spezialanzüge, um sich vor giftigen Stoffen zu schützen. Zwei verdächtige Fässer standen vor ihnen. Schnell machte das Wort "Giftfass" die Runde. "Unser erster Verdacht war, dass es sich um eine brennbare Flüssigkeit handelt", sagt Norderstedts Feuerwehrchef Niels-Ole Jaap. Stunden später stand fest: Der Inhalt der beiden Fässer war nicht brennbar, es handelte sich um Fäkalien.
Der 60 Jahre alte Kleingärtner Helmut Lange hatte die Fässer auf dem Gelände an der Niendorfer Straße gegenüber dem Baumarkt Obi entdeckt, nachdem er sein Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatte. Die beiden blauen Behälter standen am Vereinsheim neben dem Spielplatz, sie waren gut verschlossen und prall gefüllt.
Helmut Lange, stellvertretender Vorsitzende des Vereins, rief sofort die Polizei. Doch erst gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Norderstedt wagten sich die Beamten an den vermeintlich brisanten Fund heran: Das Gelände an der Niendorfer Straße wurde daraufhin abgesperrt.
Dann übermannte Helmut Lange die Neugier. "Ich habe da einmal dran geschüttelt und wollte sehen, wie viel darin ist", berichtet er. "Im ersten Moment macht man ja häufiger Dinge, die man danach bereut", sagte der 60-Jährige, während ein paar Schritte entfernt Feuerwehrleute in Vollschutzanzügen die Fässer untersuchten. Hinweise auf den Inhalt waren am Fass nicht zu entdecken, die weißen Etiketten waren abgekratzt. Bei der Entnahme einer Probe stieg den Einsatzkräften ein fauliger Geruch aus der Flüssigkeit in die Nase.
"Unsere Leute dürfen keine Chemikalien im Garten nutzen", sagte Lange, der ebenso wie Polizei und Feuerwehr ein Umweltdelikt befürchtete. 213 Gärten gehören zum Vereinsgelände unterhalb der Einflugschneise des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel. 304 Mitglieder zählt der Verein.
Am Einsatzort gelang es der Feuerwehr nicht zu klären, was sich in den Fässern befand. Nach intensiven Messungen entschlossen sich Feuerwehr-Einsatzleiter Matthias Huhn und sein Team, die Fässer mit einem Spezialtransporter an einen sicheren Ort zu bringen - zum Norderstedter Recyclinghof an der Oststraße.
Die Polizei leitete Ermittlungen gegen Unbekannt ein und wollte bereits eine ausführliche Anzeige schreiben, als sich ein völlig entnervter Kleingärtner bei den Beamten meldete. Der Mann, der just seine Klärgrube geleert hatte, klärte die Ermittler auf. Er habe die Fässer kurzfristig am Vereinsheim abgestellt, um sie danach ordnungsgemäß zu entsorgen. "Der Mann war entsetzt", sagte Polizeisprecherin Sandra Mohr. Die Polizei verzichtete auf die Anzeige. Mohr: "Es liegen keine strafbaren Handlungen vor."
Erst vor wenigen Wochen hatte der Fund mehrerer verdächtiger Fässer in der Gemeinde Tangstedt zu einem Großeinsatz von Feuerwehren und der Polizei geführt. Fünf Menschen wurden verletzt, als Bauarbeiter bei Baggerarbeiten sechs Behälter entdeckten, aus denen giftiges und ätzendes Gas entwich. Zahlreiche Anwohner mussten ihre Häuser verlassen.
In den Fässern, die in Tangstedt gefunden wurden, befanden sich alte, heutzutage längst nicht mehr fabrizierte Pflanzenschutzmittel. Außerdem wurden Rückstände von Kraftstoffen gefunden.