Justiz weist Beschwerde vom Zirkus Las Vegas zurück und ermittelt wegen Tierquälerei gegen den Besitzer. Das Schicksal des Tieres hat viele Norderstedter berührt.
Norderstedt/Kiel. Elefantendame Gitana geht es gut. Das Tier lebt in einem Zoo in Belgien, hat Artgenossen um sich und wird betreut. Das Schicksal des Tieres hat viele Norderstedter berührt. Vor zwei Monaten hatten Polizei und Staatsanwaltschaft das Tier bei einer spektakulären Razzia in Norderstedt beim Zirkus Las Vegas beschlagnahmt. Gitana wurde betäubt, per Kran in einen Container gehoben und an einen sicheren Ort gebracht. Der Besitzer, dem Tierquälerei vorgeworfen wird, hat gegen die Beschlagnahme Beschwerde eingelegt. Sie wurde jedoch jetzt vom Landgericht abgewiesen.
Gemeinsam mit Amtsveterinären hatten die Ermittler damals außer der Elefantendame zwei Tigerinnen, zwei Löwinnen und einen Rottweiler beim Zirkus abgeholt. Den Rottweiler musste die Staatsanwaltschaft inzwischen herausgeben. Die Untersuchungen der Raubkatzen sind noch nicht abgeschlossen, sodass sie weiter in der Obhut der Behörden leben.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot auf dem Zirkusgelände angerückt, um auf Protestaktionen der Zirkusfamilie reagieren zu können. Da Konzept ging offenbar auf: Bis auf eine paar Ermahnungen, die Aktion nicht zu stören, war es ruhig geblieben.
Besonders der Elefant befand sich in einem bedauernswerten Zustand. Er hatte im Winter Erfrierungen an den Ohren erlitten und lebte - den Vorschriften des Tierschutzgesetzes zum Trotz - allein. Außerdem sprachen die Veterinäre von Verhaltensauffälligkeiten, Minderwuchs und körperlichen Deformationen. Dass der Elefant beschlagnahmt wurde, hält das Landgericht für rechtens und wies damit die Beschwerde von Dompteur Hardy W. zurück. Allerdings kritisierte die Richterin in ihrem Beschluss das Vorgehen der Ermittlungsbehörden: Juristisch hätte man das Tier beschlagnahmen sollen, Gitana hätte aber unter strengen Auflagen in der Obhut des Zirkus bleiben können.
Die Bedingungen: Hardy W. darf nicht über das Tier verfügen, Gitana darf nicht allein leben, und sie muss einmal im Monat von einem Amtsveterinär untersucht werden.
"Eine Entziehung des Besitzes (...) ist unverhältnismäßig, so lange durch andere Maßnahmen sichergestellt werden kann, dass das Wohl des Tieres nicht weiter beeinträchtigt wird. Dies ist der Fall", schrieb Richterin Maren Bittel in ihrem Beschluss. Für den weiteren Aufenthalt im Zirkus hätten die beträchtlichen Kosten von Beschlagnahme und Transport, die Belastung des Tieres sowie der "erhebliche Eingriff in die Grundrechte des Eigentümers" gesprochen.
Kenner des Verfahrens nennen diese Vorschläge lebensfremd, da der kleine Zirkus ohnehin kaum in der Lage sei, sein Tiere angemessen zu versorgen und die Kosten dafür zu tragen. Ein weiterer Elefant hätte die Ausgaben noch weiter nach oben getrieben. Mit den Einnahmen aus dem Zirkusgeschäft seien diese Summe nicht zu bezahlen.
"Das Landgericht hat die Beschlagnahme bestätigt", sagt Oberstaatsanwältin Birgit Heß. "Es wollte nur eine andere Abwicklung." Die Staatsanwaltschaft muss sich derzeit mit der Kritik auseinandersetzen, das Tier während eines laufenden Beschwerdeverfahrens des Besitzers verkauft zu haben. Diese "Notveräußerung" sei erfolgt, weil die Kosten für den Elefanten für die Staatskasse zu hoch gewesen sein. Das Tier brauche außer Futter intensive Betreuung durch einen Tierarzt. Das Geld aus dem Verkauf steht dem ehemaligen Besitzer zu, wenn er nicht wegen Tierquälerei verurteilt wird. Die Ermittlungen dauern an.
Gitana lebt jetzt im Tierpark "Pairi Daiza" in Belgien, der der "European-Elephant-Group" (EEP) nahestehen soll. Angeblich arbeitet die EEP eng mit der Tierschutzorganisation Peta zusammen, die nach eigenen Angaben maßgeblich an der Aktion in Norderstedt beteiligt war. Anlass für die Razzia sei jedoch ein Hinweis von Tierärztin aus Neumünster gewesen, wo der Zirkus vor seiner Fahrt nach Norderstedt aufgetreten war, hieß es aus Ermittlerkreisen.
Dompteur Hardy W. hat inzwischen versucht, das Tier zurück zu bekommen, das seit über 20 Jahren in seiner Familie lebte - allerdings ohne Erfolg. Er machte sich auf den Weg nach Belgien. . Dort verweigerte man die Herausgabe des Tieres. Schließlich hätte man das Tier ordnungsgemäß erworben, hieß es im Zoo
Ein von Hardy W. beauftragter Rechtsanwalt hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt. Er sieht in dem behördlich angeordneten Elefantentransport eine vorsätzliche Tierquälerei.