Kreis appelliert an Städte und Gemeinden, Wohnraum bereit zu stellen. Auch dort sind die Kapazitäten erschöpft. Die Stadt sucht auf dem Wohnungsmarkt nach freien und günstigen Wohnungen.
Kreis Segeberg. Die Situation wird immer dramatischer. Der Kreis Segeberg bekommt Asylbewerber zugewiesen und weiß nicht mehr, wo er sie unterbringen soll. "Wohnungen dringend gesucht", sagen Landrätin Jutta Hartwieg und Rolf Meenen, Chef der Ausländerbehörde im Kreis. Sie rufen alle Kommunen auf, Wohnraum für Asylbewerber zur Verfügung zustellen. Die Gemeinschaftsunterkunft in Schackendorf platzt aus allen Nähten und muss dringend saniert werden. Sie könne da nur an die Kommunen appellieren "alle Anstrengungen zu unternehmen, um zusätzlichen Wohnraum anzumieten, damit die Menschen, die wir den Städten und Gemeinden im Kreis anvertrauen, menschenwürdig untergebracht werden", sagte die Landrätin.
Doch auch in den Städten und Gemeinden sind die Kapazitäten weitgehend erschöpft: "Gerade in Norderstedt ist es fast unmöglich, günstige Wohnungen zu finden. Die Stadt hat mit die höchsten Mieten im Norden", sagt Norderstedts Sozialdezernentin Anette Reinders. Hinzu komme der ungeklärte Status der Flüchtlinge, es dauere oft sogar Jahre, bis geklärt ist, ob die Asylsuchenden bleiben dürfen, geduldet oder abgeschoben werden. Diese Ungewissheit ermutige Vermieter nicht gerade, Asylbewerber einziehen zu lassen.
51 Asylbewerber leben zurzeit in den Notunterkünften am Buchenweg und an der Lawaetzstraße. Sie teilen sich den Wohnraum mit Aussiedlern und Obdachlosen. Die Stadt hat 135 Asylbewerber in den letzten Jahren aufgenommen, kann und wird weitere aufnehmen. Dabei kommt es weniger auf die Zahl als vielmehr darauf an, dass die Asylsuchenden zueinander und in die schon vorhandene Wohngemeinschaft passen, da sich die Bewohner Toiletten und Küche teilen müssen. Da klappt die Absprache mit dem Kreis gut.
"Wir können die Asylbewerber, die uns der Kreis nach der letzten Quote zuweisen wird, gerade noch so in unseren drei Gemeinschaftsunterkünften unterbringen", sagt Norbert Scharf von der Gemeindeverwaltung Henstedt-Ulzburg. Die Gemeinde versuche, Wohnungen für anerkannte Asylanten zu finden, doch auch hier stellten sich die Vermieter oft quer: "Dabei handelt es sich zumeist um Menschen, die sich integrieren wollen und ihre Miete zahlen können", sagt Scharf.
Auch in Bad Bramstedt ist die Lage angespannt. Die Stadt sucht auf dem Wohnungsmarkt nach freien und günstigen Wohnungen. "Freie Wohnungen werden uns gemeldet, und wir haben ein Vorrecht bei der Vergabe", sagt Jörg Kamensky, Leiter des Bürgeramtes. "Nicht alle Asylsuchenden müssen zwangsläufig in städtischen Unterkünften untergebracht werden, manche können auch bei Verwandten wohnen", sagt Martin Poschmann, Sprecher der Stadtverwaltung Kaltenkirchen. Die Stadt hat in den Vorjahren 46 Flüchtlinge aufgenommen, in diesem Jahr eine Familie mit drei und demnächst vier Kindern. Eine weitere soll von Oering nach Kaltenkirchen umziehen, wenn die Stadt eine Wohnung findet. In den städtischen Unterkünften am Kamper Stieg leben 15 Asylbewerber, einer wird noch hinzukommen, sodass die Stadt die Aufnahmequote bis zum Jahresende erfüllen werde.
2012 wurden dem Kreis noch 185 Asylbewerber vom Landesamt für Ausländerangelegenheiten zugewiesen, lautet die Prognose für dieses Jahr 230 neu zugewiesene Personen. Aber auch diese Zahlen könnten schnell überholt sein. Meenen selbst rechnet bereits mit 270 neuen Flüchtlingen im Kreis: "Wir werden verstärkt Personen in Gemeinden und Städten verteilen müssen. "Das wird ein großer Kraftakt sein, diese alle unterzubringen." Die Gemeinschaftsunterkunft in Schackendorf muss dringend saniert werden, das soll im kommenden Jahr passieren. Meenen: "Mir graut schon davor." Er weiß noch nicht, wo er die vielen Menschen während der umfangreichen Sanierungsarbeiten unterbringen soll.