In unserer Serie “Menschen in der Kirche“ stellen wir heute den Norderstedter Kirchenmusiker Lothar Fuhrmann vor

Norderstedt . Schon der erste Blick in Lothar Fuhrmanns Wohnzimmer verrät die Leidenschaft des Norderstedters: Alte Instrumente wie ein Tafelklavier aus dem Jahr 1797 und ein Cembalo von circa 1540 stehen im Raum. In der Mitte zeigt ein Notenständer voller Blätter, dass hier regelmäßig gespielt wird. An den Wänden hängen verschiedene Saiteninstrumente, und in einem Glasschrank sind Lauten aufbewahrt, ein Instrument, das Lothar Fuhrmann vielleicht noch ein wenig mehr liebt als die anderen. Fuhrmann lebt die Musik. Es braucht kein Instrument, um den 75-Jährigen klingen zu lassen. Wenn er von seinen Instrumenten, seinen Chören oder den verschiedenen Orgeln in der Region spricht, dann scheint es für den Zuhörer schon fast so, als würde er der Musik lauschen.

Es scheint kaum vorstellbar, dass der ehemalige Kantor der Kirchengemeinde Friedrichsgabe erst mit 29 Jahren begann, Musik zu studieren. Zuvor war er Außenhandelskaufmann. "Im Büro ist es mir zu langweilig geworden", sagt er. Also studierte er Kirchenmusik und trat 1968 in Friedrichsgabe seine erste und einzige Stelle an. Im selben Jahr startete auch die Johanneskantorei, die sich einen Ruf bis weit über Friedrichsgabe und Norderstedt hinaus erworben hat. "Es ging mit fünf älteren, freundlichen Damen los", erinnert sich Fuhrmann. Nach einem Vierteljahr waren es schon 18 Sängerinnen und Sänger, die das erste Weihnachtskonzert gestalteten.

"Irgendwann fing es dann an, richtig gut zu klingen", sagt Fuhrmann. So ging der Chor auf Reisen. In Schweden, Polen, Finnland oder den Niederlanden sangen die Norderstedter, 1985 und 1989 gewannen sie den Landeschorwettbewerb und nahmen 1990 gar am Bundeswettbewerb teil. Darauf und auf die ganze Arbeit mit dem Chor, den er bis 2001 leitete, ist Fuhrmann besonders stolz. Heute singt er bei seiner Nachfolgerin Almut Stümke mit. "Die ist einfach gut", sagt er. "Sie macht vieles anders als ich, aber das Endergebnis zählt." Probleme damit, sich seiner Nachfolgerin unterzuordnen, habe er nicht.

In der Kirchengemeinde sei ein Chor immer eine eigene Einheit, sagt Fuhrmann. Das sei nicht immer leicht. "Als Chorleiter musst du da auch manchmal die Arbeit des Pastors mit verkaufen." Damit habe er selbst kaum Probleme gehabt, noch heute geht er gerne in die Johanneskirche, kümmert sich um den Gemeindebrief und spielt auch dann und wann die Orgel. Nicht nur in Friedrichsgabe. "Wenn ich wollte, könnte ich jeden Sonntag spielen", sagt er. Der Bedarf an Organisten ist groß, auch weil die Kirchen immer weniger Geld für hauptamtliche Musiker haben. Fuhrmann nimmt sich als pensionierter Kirchenmusiker den Luxus heraus, möglichst nur solche Orgeln zu spielen, die ihm gefallen, wie die "eigene" aus Friedrichsgabe. Gespannt ist er auf die neue Orgel der Hamburger Hauptkirche St. Katharinen. Wenn er aus dem Urlaub in Skandinavien zurück ist, will er das restaurierte Instrument gerne einmal spielen.

Bis heute kann Fuhrmann auch von der Chorleitung nicht lassen. In Friedrichsgabe leitet er den Seniorenchor. "Als ich ihn übernahm, klang es so, als ob eine Tür auf und zu geht", sagt er mit einem Augenzwinkern. Nun singe sein "kleines Chörchen", bestehend aus 15 älteren Damen, Lieder mit bis zu vier Stimmen. Das klingt in seinen Ohren ordentlich. Das ist bei jemandem wie Lothar Fuhrmann eine ganz besondere Auszeichnung.