Das jüdische Gemeindezentrum in Bad Segeberg möchte seinen Kindergarten, das Sidonie-Werner-Kinderhaus, ausbauen.
Kreis Segeberg . Betsaal mit wertvollen Thorarollen, den fünf Bücher Moses, koschere Küche, die Rabbiner-Rothschild-Bibliothek mit Judaika-Sammlung, Jugendräume mit Billardtisch, die einzige Mikwe, das rituelle Tauchbad, in Schleswig-Holstein, Versammlungs- und Unterrichtsräume und der Kindergarten Sidonie-Werner-Kinderhaus, dessen überreligiöses Konzept so viele Eltern begeistert, dass er schon wieder zu klein ist - Eka von Kalben ist restlos begeistert vom jüdischen Gemeindezentrum am Jean-Labowsky-Weg in Bad Segeberg.
Die Vorsitzende der Grünen Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag hat die Synagoge Mishkan HaZafon, die Synagoge des Nordens, besucht und sich über Schleswig-Holsteins jüdische Gemeinden und den Jüdischen Landesverband Schleswig-Holstein informiert.
"Ich bin sehr beeindruckt vom jüdischen Zentrum, weil es für alle Religionen, für alle Menschen geöffnet ist", sagte die religionspolitische Sprecherin der Grünen. Mit der Segeberger Synagoge besuchte sie die größte jüdische Gemeinde in Schleswig-Holstein mit derzeit 200 Mitgliedern. Besonders liegt von Kalben der Kindergarten am Herzen. "Ich weiß, wie wichtig ein guter Kindergarten ist, der zum Miteinander und Füreinander erzieht", sagte sie und würde die Gemeinde gern beim Ausbau der Kita unterstützen. Platz für einen Anbau wäre vorhanden. "Doch dort liegt die Flugroute der Fledermäuse, deshalb dürfen wir nach dem Naturschutzgesetz nicht bauen", sagt Walter Blender, Vorsitzender der Segeberger Gemeinde und des Jüdischen Landesverbandes.
Derzeit werden 15 Kinder und fünf Krippenkinder im Sidonie-Werner-Kinderhaus betreut, zu dem auch ein großer Spielplatz gehört. Sidonie Werner gründete 1908 das jüdische Waisenheim an der Bismarckallee in Bad Segeberg, heute die Villa Flath. "Wir haben eine Warteliste von drei Jahren", sagt Ljudmila Budnikov, zweite Vorsitzende der Gemeinde.
Begeistert war die Grünen-Politikerin auch von den Jugendräumen. "Die Jugendlichen haben sich diese Räume selbst eingerichtet und setzen hier wertvolle Projekte um", sagte Walter Blender und verwies gleichzeitig auf den zur Gemeinde gehörenden Sportverein SC Makkabi Segeberg. "Makkabi ist für andere Sportvereine ein beliebter Partner, denn wer gegen Makkabi antritt, gewinnt immer", sagte Blender fröhlich. Ernst wurde der Kriminalbeamte, als er von Kalben die Mikwe präsentierte, das einzige jüdische Tauchbad in Schleswig-Holstein, das in Betrieb ist. Die Mikwe ist ein wertvoller Ort im jüdischen Leben und steht allen jüdischen Gemeinden offen, auch den orthodoxen. Das gilt auch für den Betsaal der Synagoge, in dem eine Empore für die Frauen eingebaut wurde und dessen Bima, der Gebettisch, und Thoraschrank gen Osten nach Jerusalem ausgerichtet sind.
"Es ist wichtig, dass wir Zuwanderern auch eine religiöse Heimat bieten, damit sie ihre Wurzeln wieder finden können", sagte von Kalben. Die Landespolitikerin nahm auch mit, dass die Gemeinden trotz des hohen Eigenanteils am Bau ihrer Synagogen auf Landesmittel und Spenden hoffen. So vergibt die Segeberger Gemeinde Patenschaften für die Synagogenfenster, die laut Landeskriminalamt höchste Sicherheitsbedingungen erfüllen müssen. Infos gibt es unter www.lvjgsh.de im Internet.