Grundsteinlegung der Tesa-Firmenzentrale: Der Vorstandsvorsitzende Thomas Schlegel bekennt sich zu Norderstedt. Tesa will nicht wie ein Fremdkörper am Rande der Stadt wahrgenommen werden.
Norderstedt. 58.000 Kubikmeter Erdmasse wurden ausgehoben, 1200 Betonsäulen in den Untergrund gerammt, und nun sind die Fundamente für die neue Unternehmenszentrale der Tesa SE auf dem 86.000 Quadratmeter großen Grundstück im Nordport an der Niendorfer Straße gelegt. Am Dienstag schließlich kam der Tesa-Vorstandsvorsitzende Thomas Schlegel, um den Grundstein für das mit 160 Millionen Euro Investitionsvolumen mächtigste Bauvorhaben der Unternehmensgeschichte zu legen.
Offensichtlich ist, dass Tesa nicht wie ein Fremdkörper am Rande der Stadt wahrgenommen werden will. Das global agierende Unternehmen mit seiner großen Tradition in der Hansestadt Hamburg will in Norderstedt ankommen. "Wir wollen guter Nachbar sein, wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und fühlen uns dem Standort verpflichtet", sagte Schlegel. So sei es für Tesa selbstverständlich, dass das neben der Baustelle liegende Moor-Biotop nicht zerstört werde, sondern mit einem Wasserpumpensystem und betreut von zwei Biologinnen vor dem Austrocknen bewahrt werde, sagt Schlegel. Als er den Kupfer-Zylinder für den Grundstein traditionell mit den Bauplänen und etwas Geld befüllt, greift er eine aktuelle Ausgabe des Hamburger Abendblatts und nimmt den Norderstedter Regionalteil heraus: "Der muss selbstverständlich auch mit rein!" Schlegel zeigte sich geradezu begeistert von den Möglichkeiten, die der neue Standort Norderstedt dem Unternehmen böte. Erstmals in seiner Geschichte habe Tesa ein Gebäude, das auf seine speziellen Anforderungen zugeschnitten sei und die drei Unternehmensteile Verwaltung, Forschungszentrum und Technologiezentrum an einer Stelle vereine.
Schlegel: "Das wird uns Wettbewerbsvorteile bringen. Letztes Jahr haben wir zum ersten Mal die Umsetzmilliarde geknackt. In Norderstedt sollte es uns gelingen, den Grundstein für die zweite Umsatzmilliarde zu legen." Norderstedt gebe dem Unternehmen Raum für Entwicklung. Die Bauarbeiter würden das Projekt trotz widriger Umstände im vergangenen Winter und Frühjahr mit außergewöhnlichem Einsatz im Zeitplan halten. 2015 will Tesa mit etwa 900 Mitarbeitern einziehen. "Und wir werden weiter Arbeitsplätze schaffen", sagt Schlegel.
Seine "vor Stolz geschwellte Brust" wollte Norderstedts Baudezernent Thomas Bosse am Dienstag gar nicht verstecken. Die Ansiedlung von Tesa in der Stadt sei ein Erfolg der guten Zusammenarbeit zwischen Politik und Verwaltung in Norderstedt. So konnte man dem Unternehmen ein verlässlicher Servicepartner sein, so Bosse. An die Tesa-Mitarbeiter gerichtet warb Bosse für "die tolle Stadt Norderstedt", die sich mit ihren Reizen nicht erschließe, wenn man nur ihre Hauptverkehrstraßen befahre: "Ich weiß, für Eimsbüttler oder Eppendorfer beginnt hinter dem Ring schon Südschweden. Doch unsere Stadt hat überraschend viel zu bieten", sagte Bosse und bot an, Bustouren mit Tesa-Angestellten in der Stadt zu organisieren. Bosse: "Sie werden erkennen: Norderstedt ist stellenweise richtig liebenswert." Der Erste Stadtrat vertrat bei der Grundsteinlegung Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote, der zu einer Jahressitzung des Kommunalversicherers GVV in Köln musste.
Aus dem Landesministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie war Staatssekretär Ralph Müller-Beck nach Norderstedt gekommen. Er war beeindruckt, als einer der "politisch Verantwortlichen im Land eine, wenn nicht die größte Unternehmensansiedlung Schleswig-Holsteins" mitzuerleben.
Dass ein Global Player wie Tesa den "Schwenk nach Norden" mache, zeige, dass Norddeutschland - und ganz besonders die Metropolregion um Hamburg ein attraktiver Standort sei. "Schleswig-Holstein entwickelt sich zum Innovationsstandort", sagt Müller-Beck. Tesa mit einer Innovationsrate von 50 Prozent und einem Output von 70 Patenten im Jahr passe in die Strategie der Landesregierung und sei ein Aushängeschild für die Entwicklung. "Tesa steht bei uns an erster Stelle. Wir werden das Unternehmen nach Kräften unterstützen", versprach der Staatssekretär. Unter anderem verspreche man sich viel vom Hochschultransfer, der Vermittlung von hoch qualifiziertem Nachwuchs auf Arbeitsplätze bei Tesa.