Wenn es in Henstedt-Ulzburg brennt, schafft die örtliche Feuerwehr es nicht immer, in der vorgeschriebenen Zeit am Einsatzort zu sein. Besonders die Einwohner des Ortsteils Rhen sind gefährdet.
Henstedt-Ulzburg . Viele Bürgerinnen und Bürger in Henstedt-Ulzburg leben nicht sicher, aber sie wissen es nicht. Das war bisher nur im Rathaus, bei der Polizei und in der Feuerwache bekannt: Wenn es in Henstedt-Ulzburg brennt, schafft die örtliche Feuerwehr es nicht immer, in der vorgeschriebenen Zeit am Einsatzort zu sein.
Besonders gefährdet sind die Einwohner des Ortsteiles Rhen: Dort gibt es ein Krankenhaus, mehrere Altenheime und demnächst möglicherweise ein neues Großbaugebiet auf dem Gelände des ehemaligen Betonsteinwerkes Wagenhuber, wo Häuser bzw. Wohnungen für Hunderte von Menschen vorgesehen sind - aber im Falle eines Feuers ist die Gefahr besonders groß. Eine eigene Feuerwehr gibt es in diesem Ortsteil nicht, die Anfahrtszeiten von der zentralen Feuerwache an der Maurepasstraße zwischen den Ortsteilen Henstedt und Ulzburg sind oft zu lang. Die Politiker und die Verwaltung diskutieren schon seit Monaten darüber, wie dieser Missstand geändert werden kann. Zu einem Ergebnis sind sie bisher noch nicht gekommen.
In Schleswig-Holstein müssen die Feuerwehren nach Annahme des Notrufes innerhalb von zehn Minuten am Einsatzort sein. Für die Gesprächs- und Dispositionszeit werden zwei Minuten angenommen, acht Minuten bleiben für die Ausrücke- und Anfahrtszeit bis zur Einsatzstelle. In Henstedt-Ulzburg kann diese Hilfsfrist nicht immer eingehalten werden. Von den 76 Brandeinsätzen im vergangenen Jahr waren 32 im kritischen Zeitbereich, die Anfahrtszeiten dauerten also länger als zehn Minuten, in elf Fällen sind die Feuerwehrfahrzeuge erheblich zu spät eingetroffen. Der Negativrekord: Bei einem Brand am Schäferkampsweg in Henstedt-Rhen mussten die Bewohner 16 Minuten auf die Feuerwehr warten.
Im aktuellen Feuerwehrbedarfsplan der Gemeinde werden die einzelnen Bereiche der Wehr untersucht. Die Gesamtbilanz fällt schlecht aus: Ausreichend ist die Zahl der Einsatzfahrzeuge, aber die Sicherheitsbilanz wird insgesamt als schlecht dargestellt. Es gibt zwar genügend Feuerwehrleute, auch an Nachwuchs herrscht kein Mangel, aber oft kommen nicht schnell genug ausreichend viele Helfer zusammen.
Die meisten wohnen nicht in unmittelbarer Nähe der Wache, viele arbeiten außerhalb des Ortes. Außerdem gibt es das Problem der voll geparkten Straßen, die es den Feuerwehrleuten oft schwer machen, schnell die Feuerwache zu erreichen. Gerade an der Maurepasstraße kann bei Gegenverkehr oft nur im Schritttempo gefahren werden. Der Feuerwehr selbst werden diese Missstände nicht angekreidet. Im Gegenteil: Ihre Arbeit wird von allen politischen Fraktion gelobt und anerkannt. Tatsächlich hat die Feuerwehr selbst auf die oftmals prekäre Situation aufmerksam gemacht und entsprechende Schreiben an die Verwaltung verfasst. Die Aufforderung der Wehr: Es muss dringend etwas unternommen werden, um der Feuerwehr zu helfen und damit einen möglichen Schaden von der Bevölkerung abzuwenden. Die Folge: Es hat zwar noch keine konkreten Veränderungen gegeben, aber es existiert ein - noch nicht verabschiedeter - Feuerwehrbedarfsplan, in dem all diese Versäumnisse aufgelistet werden.
Im Feuerwehrausschuss wurde über Lösungsmöglichkeiten diskutiert, eine Entscheidung aber fällt wahrscheinlich erst nach der Sommerpause. So schlägt die WHU vor, ein "Rendezvous-System" einzuführen: Wie Notarzt und Rettungswagen treffen sich Feuerwehrleute und Löschzug am Einsatzort und sparen Fahrzeit. Obwohl die Feuerwehrleitung diesen Vorschlag für gut befand, wurde er von der Ausschussmehrheit mit Hinweis auf das Brandschutzgesetz abgelehnt. "Das Rendezvous-System ist rechtlich nicht zulässig", sagt BfB-Politiker Dirk Rohlfing, selbst aktiver Feuerwehrmann und ehemaliger Ortswehrführer. "Der Versicherungsschutz der Kameraden wäre dadurch gefährdet."
Der nächste Feuerwehrausschuss, der in der kommenden Legislaturperiode neu zusammengesetzt wird, muss eine Entscheidung zur Lösung des Problems treffen.