Norderstedt. "Knoth zeigt ganz gewöhnliche Menschen. Er zeigt die Realität, wie sie sich ihm darstellt und wagt es sogar, nackte Popos auf die Leinwand zu bringen". Das sagte Knoth über Knoth während seiner Vernissage im Oktober 1989 in der damaligen Norderstedter Künstlerkneipe Kuckucksei.
Hermann Knoth eckte gern an. Er provozierte mit Lust. Er forderte Widerrede heraus, wollte die bildungsbürgerliche Gesetztheit aufbrechen und die Behäbigkeit aus den Sesseln klopfen. Hermann Knoth war das Enfant terrible der frühen Norderstedter Kunstjahre. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Knoth bereits am 17. Januar im Alter von 86 Jahren gestorben. Er hinterlässt drei Söhne und acht Enkelkinder.
Die Achterbahn-Fahrt seines Lebens hat ihn nicht abgestumpft, sondern feinfühlig gemacht. Die Hitler-Diktatur und der Zweite Weltkrieg. Seine Gefangenschaft bei den Briten von Mai 1945 bis Juni 1948. Und immer wieder die Malerei. Seine naturalistische Darstellungweise brachte ihm in der Zeit nach dem Krieg, als die Kunstszene meinte, in Deutschland könne nie wieder gegenständliche Malerei entstehen, lautstarke Proteste ein.
Er aber blieb sich treu. Malte die Realität und nichts anderes. Und scharte einige Menschen um sich, die so dachten und malten wie er.
Daraus entstand das Malstudio, daraus wiederum der Kunstkreis Norderstedt. Als ihm der zu "elitär" wurde, folgte der Kulturverein Malimu. Hermann Knoth ermutigte in den 70er-Jahren viele Menschen zum Malen.
1978 veröffentlichte der Verlag Atelier im Bauernhaus seine Geschichtensammlung "Frau Tal liebt alte Schlösser", 1980 wirkte er an der Ausgabe "Norddeutsche Beiträge" mit.
Letztlich floh er doch noch aus dem damals sogenannten Norderstedter Kunstbetrieb über die Elbe, schloss seinen Frieden mit der Welt und kehrte zurück. Hermann Knoth ist tot. Und mit ihm ein Mann aus einer Generation, die die (Kunst)Welt in Bewegung, in Aufregung versetzen konnte.