Die Mietgärten am Grünen Weg in Norderstedt sind sehr beliebt. Deshalb legt Landwirt Rehders nun noch mehr Beete für Interessierte an.
Norderstedt. Vanessa und Max Luca ernten den letzten Rosenkohl. Die beiden Achtjährigen toben begeistert über die abgeernteten Blumen- und Gemüsebeete eines Ackers am Grünen Weg in Norderstedt. Auf diesem Acker legte die Familie Rehders im Frühjahr die ersten Mietgärten in Norddeutschland an, ein weiteres Mietgarten-Feld richtete Landwirt Jochen Delfs auf seinem Hof in Stapelfeld im Kreis Stormarn ein.
Vanessa und Max freuen sich schon jetzt auf den Frühling. Denn ihre Eltern haben sich erneut für einen Mietgarten angemeldet. "Ich esse am liebsten Gurken", sagt Max Luca. Der Knirps weiß schon genau, dass das Gemüse aus dem Mietgarten bio und damit gesünder ist als Discounter-Ware. Das ist Vanessa ziemlich egal, Hauptsache, sie kann im Frühling wieder Erdbeeren ernten, und zwar direkt von der Pflanze in den Mund. "Lecker!", schwärmt Vanessa.
"Mehr als die Hälfte unserer Mietgärtner hat bereits für 2013 wieder einen Garten gebucht", sagt Christa Rehders. Die Diplom-Agraringenieurin betreut die Familien und berät, wie was wann eingesät, geerntet, begossen und gepflegt werden sollte. Sie rechnet schon jetzt damit, dass sie bis zu 30 Mietgärten mehr anlegen wird.
Bis Februar können die Beete auf Hof Rehders über www.meine-ernte.de gebucht werden. Tochter Kathrin Rehders, Studentin der Agrarwissenschaften, bringt den Neu-Gärtnern in wöchentlichen Sprechstunden das Einmaleins von Aussaat über Ernten und Jäten bis Zucchini-Einlegen bei.
Die Beet-Anlagen in Norderstedt und Stapelfeld sind zwei von bundesweit mehr als 20 Mietgärten. "Meine Ernte" heißt das Modell, dass die Bonner Unternehmerinnen Natalie Kirchbaumer und Wanda Ganders für Großstädter entwickelt haben. Beide hatten als Studentinnen schlaffes Gemüse aus dem Supermarkt, aus Dose, Tüte und Gefriertruhe buchstäblich satt und wollten eigenes Gemüse anbauen. Mittlerweile ist "Rent a Garden" auch in eher ländlichen Regionen ein Erfolg wie auf Hof Rehders in Norderstedt. 2012 kamen 45 Prozent der 90 Gartenmieter aus Norderstedt, 4,5 Prozent aus Henstedt-Ulzburg und 50 Prozent aus Hamburg. Tendenz steigend.
"Ich werde hinter der jetzigen Beet-Anlage noch einen Ackerstreifen umpflügen und aufbereiten", sagt Ehemann und Landwirtschaftsmeister Hans-Jürgen Rehders. Jetzt mulcht er das Terrain ein, damit aus Pflanzenresten wie Kohlstrunke, Sonnenblumen-Stengel und Blättern Humus wird. "Im Februar pflüge ich das Feld um, und wenn der Frost vorbei ist, säe ich 20 Sorten Gemüse und Blumen ein", sagt Rehders. Die Mietgärtner müssen nur noch jäten, wässern und ernten. Rehders sorgt auch für Wasser und hat eine Gartenbank aufgestellt. "Die geht jetzt ins Winterquartier", sagt er und schmunzelt. Das Ehepaar freut sich über den großen Erfolg der Mietgärten: "Es war eine Freude, zu sehen, wie viel Spaß die Familien haben."
Vor allem für die Kinder sei der Garten ein Segen, denn sie würden nicht nur chemiekalienfreies Gemüse essen, sondern auch sehen, wie Kohlrabi und Co. entstehen. Alle Mietgärtner verpflichten sich, auf leichtlösliche Mineraldünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zu verzichten. Die Idee "Meine Ernte" ist natürlich ökologisch.
"Ich habe 120 Kilo Gemüse geerntet und mir jede Woche einen Blumenstrauß aus meinem Garten mit nach Haus genommen", sagt Barbara Rösler aus Hamburg. Sie hat das Gemüse, beispielsweise Zucchini und Möhren, eingekocht, eingelegt, zu Chutneys verarbeitet und tiefgefroren. "Das reicht für den ganzen Winter", sagt Rösler und reicht Kostproben herum.
Im Bauwagen am Rand des Mietgemüse-Feldes am Grünen Weg können die Gartenmieter Geräte, Gummistiefel und mehr unterstellen. Mittlerweile gibt es auch ein schwarzes Brett für Gemüse-Nachrichten und eine Gemüse-Tauschkiste. Zudem schickt "Meine Ernte" den Mietgärtnern Newsletter mit Tipps und Rezepten.