In der Aussegnungshalle von Wulff & Sohn spielt die Komödie “Kreuzfahrt in den Sonnenuntergang des Lebens“.

Norderstedt. "Darf ich Ihnen noch etwas Hummer-Paté vorlegen, liebe Frau Gräfin?" Was so nett daher säuselt, ist knallharte Verkaufsanmache im Speisesaal "Monaco" im Altenheim. Denn gerade geht der Heimleiter mit den Kindern einer potenziellen neuen Bewohnerin durch das Heim, das sich großspurig Residenz nennt. Je protziger der Name, desto höher die Preise. Von Abzocken auf der letzten Lebensstation lästern denn auch die Heimbewohner, vom Aufbewahren vor dem Tod.

Die bitterböse Komödie spielt in der Aussegnungshalle, der Autor ist Pastor

Die bitterböse Komödie "Kreuzfahrt in den Sonnenuntergang des Lebens" spielt denn auch in der vorletzten Station des Lebens, in der Aussegnungskapelle des Bestattungsinstituts Wulff & Sohn an der Segeberger Chaussee 48 in Norderstedt. Helge Martens, Autor der schwarzen Komödie, ist ebenfalls mit dem Thema Tod vertraut. Er ist Pastor der Ansgar-Kirche in Hamburg-Langenhorn.

Am Freitag, 9. November, ist Premiere für geladene Gäste. Am Sonnabend, 10. November, beginnt um 20 Uhr die erste öffentliche Aufführung. Es spielen unter anderem Herbert Paschen, ehemals Norderstedter Stadtvertreter, und mit ihm Spieler des Norderstedter Amateur-Theaters (NAT) wie Marina Mello als Emilie Gräfin von Schlöndorff, Lars Siewert als zwielichtiger Pfleger Frank, Christiane Windberg als Schwester Christina. Den geschäftstüchtigen Heimleiter gibt Jochen Skoppek vom Hamburger Kellertheater.

Doch auch das Team von Wulff & Sohn geht unter die Schauspieler, allen voran die Inhaber Anke und Sönke Wulff, die für ihre Mutter einen Platz in der Residenz suchen. Sie haben Glück. Gerade ist ein Zimmer frei geworden, wie ein quer über die Bühne getragener Sarg symbolisiert. Das machen Wulffs Mitarbeiter Michael Küster und Hans-Jürgen Scholz höchst professionell, schließlich ist es ihr Beruf.

Im Bestattungsinstitut Wulff hat das Leben genauso viel Platz wie der Tod

Regie führt die Norderstedter Schauspielerin Benita Brunnert, die ebenfalls beim NAT mitwirkt und einige NAT-Mitglieder überzeugen konnte, bei dem Spiel im Bestattungshaus dabei zu sein. Brunnert spielt auch eine Kommissarin, denn nicht alle Heimbewohner sterben eines natürlichen Todes.

"Wir haben das Stück in der Ansgar-Kirche gesehen und hatten sofort die Idee, es hier aufzuführen", sagt Sönke Wulff. "Unser100. Geburtstag ist die beste Gelegenheit", sagt Anke Wulff. "Bei uns hat das Leben genauso viel Platz wie der Tod", sagt das Ehepaar Wulff. Auch geprobt wird im Bestattungsinstitut. "Es ist für uns schon ungewöhnlich, denn sonst halten wir uns dezent in schwarzer Kleidung im Hintergrund, nun stehen wir in bunten Kostümen im Scheinwerferlicht", sagt das Wulff-Team. Mit den Aufführungen wollen Anke und Sönke Wulff die Uwe-Seeler-Stiftung unterstützen. Die Stiftung hilft körperlich, geistig und seelisch kranken Menschen, die in Not sind und sofortige Hilfe benötigen.

Aufführungen: Sonnabend, 10. November, 20 Uhr, Sonntag, 11. November, 18 Uhr, Freitag und Sonnabend, 16. und 17. November, jeweils 20 Uhr, und Sonntag, 18. November, um 18 Uhr. Anmeldung unter Telefon 040/529 61 73. Der Eintritt ist frei. Es wird um Spenden für die Uwe-Seeler-Stiftung gebeten.