Henstedt-Ulzburg möchte ein weiteres Naherholungsgebiet schaffen. Das Verfahren läuft bereits
Henstedt-Ulzburg. Das Paradies liegt direkt vor der Haustür: Die Oberalsterniederung gehört zu den landschaftlich schönsten Gebieten in Schleswig-Holstein. 907 Hektar wurden 2004 zum Naturschutzgebiet erklärt. Es ist das drittgrößte des Bundeslandes zwischen Nord- und Ostsee. Schon bald, vielleicht schon im nächsten Jahr, wird es in Henstedt-Ulzburg ein zweites Naturschutzgebiet geben. Es ist kleiner, aber nicht unattraktiver: Der Bereich des Henstedter Moores zwischen Wilstedter Straße und der Straße Togenkamp soll dazu kommen. Die Gemeinde hat es beantragt, das Verfahren läuft.
Die heutige Landschaft der Oberalsterniederung ist im Wesentlichen durch die letzte Eiszeit von 20 000 Jahren geprägt worden. Im Laufe der Jahrtausende entstand ein Niedermoorgebiet mit einigen Hochmoorbereichen. Der Landesjagdverband Schleswig-Holstein, der Naturschutzbund Norderstedt und Hamburg (Nabu) sowie der Naturschutzverein Tangstedt betreuen das Naturschutzgebiet Oberalsterniederung. Im vergangenen Jahr wurde das Besucherinformationssystem aufgestellt: In Henstedt-Ulzburg wird auf drei großen Informationstafeln, einer Informationskarte und fünf Objekttafeln detailliert über das Schutzgebiet, seine Ökosysteme und faunistischen Besonderheiten hingewiesen. Das Henstedter Moor (auch als Lütt-Wittmoor benannt) ist seit 1966 offizielles Landschaftsschutzgebiet.
Bereits 2008 hat die Gemeinde bei der Kieler Landesregierung einen Antrag für die Erweiterung des Naturschutzgebiets Oberalsterniederung gestellt: Das Landschaftsschutzgebiet Henstedter Moor, der nördliche bis zum Naturschutzgebiet anschließende Landschaftsraum sowie der naturnahe Forst Steinberg mit den östliche und westlichen angrenzenden Feuchtwiesen sollen als zusätzliche Fläche angegliedert werden. Das damalige Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein fand diese Idee gut: Es bestätigte dem Ministerium, dass dieses Gebiet die Kriterien für eine Ausweisung als Naturschutzgebiet voll erfüllt.
Viel geschehen ist seitdem allerdings nicht. Heute liegt der Vorgang beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Flintbek. Dort liegt mittlerweile auch ein Unterschutzstellungsgutachten vor, das positiv ausfällt - aber die Ausweisung ist ins Stocken geraten. "Bei uns gibt es einen erheblichen Personalengpass", sagt die zuständige Sachbearbeiterin Angelika Bretschneider. "Erst muss ein dicker Auftrag vom Ministerium abgearbeitet werden." Sie stellt aber in Aussicht, dass von April 2012 an mit mehr Dampf daran gearbeitet wird. Bis zu diesem Zeitpunkt soll ein hydrologisches Gutachten vom Kreis Segeberg vorliegen. Dieses Gutachten ist wegen des bestehenden Hochmoorcharakters notwendig.
Klar ist inzwischen allerdings: Das Henstedter Moor wird - wenn alles wie geplant verläuft - ein eigenständiges Naturschutzgebiet. "Würde es dem vorhandenen Naturschutzgebiet Oberalsterniederung angliedert, müsste das ganze Unterschutzstellungsverfahren neu aufgerollt werden", sagt Angelika Bretschneider.
Der Naturschutzbund Pinneberg/Quickborn hat das etwa 78 Hektar große Areal des Henstedter Moores und des angrenzenden Geländes genau unter die Lupe genommen und hat dabei festgestellt, wie stark es als Naherholungsgebiet genutzt wird. Vorsitzende Gisela Oden-Behrendt prägt in ihrem Gutachten das Wort "Freizeitdruck". Sie und ihre Kollegen von den Nabu-Gruppen Kisdorfer Wohld und Norderstedt haben zum Beispiel zwölf Trampelpfade im Moorgebiet entdeckt. "Wenn hier ein Naturschutzgebiet entstehen sollen, müssen diese Trampelpfade aufgelöst werden, um die Quellgebiete vor Nährstoffen wie Hundekot und Müll zu schützen", empfiehlt das Gutachten. Negativ vermerkt wurden auch frei laufende Hunde: Bei einer zweieinhalbstündigen Begehung wurden 17 Hunde ohne Leine gezählt. Gesichtet wurden aber auch zwei Gartenrotschwänze, ein Neuntäter, Baumfalken und fünf verschiedene Fledermausarten.