Am 6. November wählen die Kaltenkirchener einen neuen Bürgermeister. Wir stellen Ihnen heute Elke Adomeit vor

Kaltenkirchen. Nicht die neue Biografie von FDP-Parteichef Philipp Rösler, nicht die Werke altgedienter Liberaler - auf dem Wohnzimmertisch liegt das neueste Buch des sozialdemokratischen Schlachtrosses Peer Steinbrück. "Ich finde den Mann gut", sagt Elke Adomeit und gibt als gestandene Liberale damit zu verstehen, welche Politiker sie derzeit nicht begeistern können. "Nicht schnacken - anpacken!", heißt ihr schlichtes und pragmatisches Motto. Auch Steinbrück gilt als einer, der anpackt. Ein Macher in der großen Politik mit Humor und Kante inspiriert die Kommunalpolitikerin, die Bürgermeisterin in Kaltenkirchen werden will und mit Stolz auf die vielen Stationen verweisen kann, wo sie tatkräftig Projekte angepackt und umgesetzt hat.

"Diese Energie habe ich von meiner Mutter", sagt die Diplom-Betriebswirtin

Lokales Bündnis für Familie, Freiwilligenbörse, das Engagement in der Kaltenkirchener Stadtvertretung bis hin zur Wahl als Bürgervorsteherin - die vollständige Liste ihrer ehrenamtlichen Aktivitäten ist noch länger und beweist vor allem, wie viel Tatkraft in der 55-Jährigen steckt. "Diese Energie habe ich von meiner Mutter", sagt die Diplom-Betriebswirtin , die seit 16 Jahren mit ihrem Ehemann Siegfried Wagner, Tochter Sonja, 16, und Hündin Tessi in Kaltenkirchen lebt. Tochter Jutta, 19, ist vor wenigen Wochen ausgezogen. Sie studiert in Lüneburg Betriebswirtschaft (ganz die Mama) und Wirtschaftspsychologie. Sonja besucht die elfte Klasse des Gymnasiums.

"Bürgermeisterin zu werden ist ihr Wunsch, und es wäre toll, wenn das klappt", hatte Jutta kurz vor dem Auszug gesagt. "Das wäre ihr Erfolg." Ehemann Siegfried hält die Bewerbung seiner energiegeladenen Frau für die folgerichtige Entwicklung ihrer Persönlichkeit. "Bisher konnte sie nur beschließen", sagt der 68-Jährige. "Als Bürgermeisterin kann sie auch Entscheidungen umsetzen." Elke Adomeit und Siegfried Wagner leben seit 30 Jahren zusammen.

Selbst betrachtet sich Elke Adomeit als Managerin und Ideengeberin in der Verwaltung, falls es mit der Wahl zum Nachfolger des geschassten Stefan Sünwoldt (SPD) klappen sollte. Dabei will sie als Schnittstelle zwischen Verwaltung, Politik und Wirtschaft fungieren und ihre Berufserfahrung als Wirtschaftsprüferin nutzen, die zu verhandeln versteht - besonders, wenn es ums Geld geht. Zum Beispiel, als sie beim hessischen Landesverband der Betriebskrankenkassen über die Budgets der Universitätskliniken verhandeln musste und es um mehrere 100 Millionen Euro ging. "Jeder soll sein Gesicht wahren können", heißt Adomeits Devise bei Verhandlungen, räumt aber ein: "Das klappt nicht immer."

Schlechte Erfahrungen mit der eigenen Ehrlichkeit

Selbst beschreibt sich Elke Adomeit als ehrlich. Eine Eigenschaft, mit der sie gleich zu Beginn des Wahlkampfes schlechte Erfahrungen machen musste. Als sie freimütig zugab, schon lange vor der Abwahl von Bürgermeister Stefan Sünwoldt mit dessen Posten geliebäugelt zu haben, meldeten sich sofort die Kritiker. Sie habe als Bürgervorsteherin das Abwahlverfahren vorangetrieben, ihre eigenen Ambitionen geheim gehalten und sei befangen gewesen, lauteten die Vorwürfe, die in der Stadtvertretung in Rücktrittsforderungen mündeten. Die Attacke traf die Bürgervorsteherin unvorbereitet. "Das trifft mich", gibt Elke Adomeit zu. "Aber es zieht mich nicht runter."

Sie habe Konsequenzen gezogen und sei vorsichtiger bei ihren Äußerungen geworden. Das Amt der Bürgervorsteherin lässt sie bis zum Wahltag ruhen. Allerdings nicht wegen der Vorwürfe, sie habe zu lange über ihre Ambitionen, Bürgermeisterin zu werden, geschwiegen. Elke Adomeit sagt, sie wolle bei öffentlichen Auftritten Verwirrung vermeiden, ob sie als Bürgermeisterkandidatin oder Bürgervorsteherin auftrete. Ihre Vorgänger Ulrich Siefert (CDU) hatte diese feinsinnige Entscheidung nicht getroffen, als er und Stefan Sünwoldt 2004 um den Chefsessel im Rathaus kämpften. Der Bürgervorsteher verlor die Wahl.

Das Refugium der Familie steht 200 Meter vom Strand entfernt

Wie geht Elke Adomeit mit Ärger um? "Ich muss eine Zeit allein sein", sagt die Liberale. Dann fährt sie an die Ostsee in die Nähe von Lütjenburg, wo die Familie sich ein kleines Holzhaus gekauft hat. 40 Quadratmeter in der Einsamkeit und lange Spaziergänge schaffen Distanz und innere Ruhe, um Konflikte zu verarbeiten und zu bewältigen.

Kann Elke Adomeit auch laut werden? "Da fragen Sie mal meine Kinder!", antwortet sie lachend. Ja, die Frau kann auch auf den Tisch hauen, aber die Reizschwelle sei hoch.

Elke Adomeit ist stolz, dass sie ihren Wahlkampf in eigener Regie organisiert und finanziert. Zwar haben die Freien Demokraten beschlossen, sie zu unterstützen. Doch die Liberale wollte nicht als offizielle Kandidatin der Fraktion ins Rennen gehen, sondern sammelte 135 Unterschriften, um als Einzelbewerberin zugelassen zu werden.

Die Liberale muss es gewurmt haben, dass ihre Partei zunächst die Bewerbungen der anderen Kandidaten sichten wollte, bevor sie Elke Adomeit ihre Unterstützung zusagte. "Ich habe nicht auf die FDP gewartet und bin allein vorangegangen", sagt die Kandidatin. "Darüber freue ich mich." Dass sie der Partei angehört, die in Kaltenkirchen regelmäßig Wahlerfolge feiert, erwähnt Elke Adomeit auf ihrer Homepage nur am Rande.

Zwischen den Terminen im Wahlkampf, in der Politik und bei vielen Vereinen und Verbänden versucht Elke Adomeit, sich halbwegs fit zu halten. Im Auto liegt stets die Sporttasche griffbereit, sodass sie jederzeit ins Fitnessstudio fahren kann. Alles bekommt jedoch auch Elke Adomeit nicht unter einen Hut. "Der Garten hat sehr gelitten", sagt sie. "Der muss eben warten."

Auch die Steinbrück-Lektüre zieht sich dahin. Abends bleibt manchmal noch Zeit für ihre Lieblingsserien Bella Block und Tatort. Am liebsten sind Elke Adomeit die Ermittler Thiel und Börne aus Münster. Und sollte sie irgendwann einmal viel Zeit haben? Dann will die 55-Jährige ein Wohnmobil mieten und durch die USA fahren. Ihr zweites Traumziel liegt näher: die Landschaften auf der Kurischen Nehrung.

Ihre politische Zukunft hängt vom Wahlerfolg und der Fairness ab

Ob sie nach der Bürgermeisterwahl in der Kommunalpolitik bleibt, hänge von der Prozentzahl ab, die sie erreiche, sagt Elke Adomeit. "Und von der politischen Fairness." Die Kandidatin und ihr lokaler Konkurrent, Ex-Bürgermeister Stefan Sünwoldt, haben sich bereits einen fairen Wahlkampf versprochen.

www.adomeit.info