Gerade jetzt im Spätsommer suchen Wespen unsere Kuchentische und Eistüten heim. Wer sich richtig verhält, braucht sich nicht zu fürchten

Norderstedt. Einer der wenigen schönen Sommertage am Donnerstag auf der Landesgartenschau. Und natürlich genießen die Norderstedter diesen in der Sonne und bei einem Stück Kuchen. Doch besagten Kuchen müssen sie sich dieser Tage meist mit der surrenden Gesellschaft teilen. Die Wespen sind jetzt gerade auf Süßkram-Tour. Was gegen die Plagegeister hilft, warum sie doch sinnvoll sind und was im Fall eines Stiches zu tun ist, stellen wir heute vor.

Geschäftiges Treiben herrscht am Donnerstag auf der Landesgartenschau. Die Sonne scheint, die Temperaturen sind warm und die Leute genießen den Tag. Im Pavillon der Kleingärtner steht Günter Kreuzer und erklärt den Besuchern die fünf Sinne. Nebenher interessiert er sich jedoch auch für Wespen und führt gerade für Kinder gerne vor, dass die kleinen schwarz-gelben Genossen bei richtiger Behandlung recht friedlich sind. Die Hände mit Saft eingerieben dauert es keine fünf Minuten und die ersten Wespen finden dem Geruch folgend den Weg in den Pavillon und wenig später auf seine Hand. "Man darf nur nicht wild danach schlagen oder sie bedrängen, dann machen sie auch nichts", sagt der 71-Jährige, der auch schon zehn bis 15 Wespen bei dieser Übung auf seiner Hand zählte.

Natürlich teilt jedoch auch Kreuzer seinen Kuchen nicht gern mit den surrenden Zeitgenossen, daher hat er einen Tipp für ein Ablenkungsmanöver. "Die stehen total auf Pflaumen. Beim Grillen oder Kaffee trinken also einfach mit einigem Abstand Becher mit Pflaumensaft oder ganze Pflaumen verteilen, dann hat man mehr Chancen auf Ruhe." Das sieht auch Ingo Ludwichowski vom Naturschutzbund (Nabu) Schleswig-Holstein so: "Im Moment sind gerade die Rentnerwespen unterwegs und sammeln für sich selbst besonders gern zuckerhaltige Nahrung." Bis Juli seien die Wespen auch für den Nachwuchs auf Nahrungssuche und sammelten dann meist Insekten und Spinnen - und gern unser Grillfleisch. Auch der Naturschützer empfiehlt Ablenkungsfütterungen mit Pflaumen und Vorsicht beim Verzehr von Pflaumen vom Baum. "Die Wespen höhlen die zum Teil komplett aus, da ist beim Pflücken und Essen Vorsicht geboten," sagt Ludwichowski. Eine Plage, von der immer mal wieder die Rede ist, sieht er jedoch nicht.

In Nordrhein-Westfalen gab es dieses Jahr 50 Prozent mehr Einsätze der Wespenjäger als im Vorjahr und Bäckereien beklagten ganze Einfälle von Wespen mit bis zu 60 Tieren in einer Filiale. "Davon kann hier keine Rede sein. Das Wetter war im Juli dafür zu schlecht und das ist der Monat, in dem die Wespen die Größe ihres Stocks bestimmen", berichtet Ludwichowski. Dem stimmen die meisten der innerstädtischen Bäckereien rund um das Herold-Center zu. Auf der Gartenschau jedoch bemerken die Gastronomen durchaus ein vermehrtes Aufkommen der stacheligen Fraktion. "Wir haben hier schon Zuckerwasserfallen aufgestellt, aber trotzdem sind immer wieder Kunden gestochen worden. Erst letztens ist ein kleines Kind weinend hier angekommen", berichtet Sven Maisch, der seit mehreren Jahren mit der Gartenschau durch Deutschland reist.

Dass Wespen bei so einem großen Essensaufgebot nicht fern sind, ist logisch. Was jedoch tun, wenn das Wespennest direkt am Haus oder auf dem Dachbalken sitzt? Wer ist für die Wespennestentfernung zuständig? "Erst einmal sind Wespen eine geschützte Art, es ist also nicht erlaubt, das Nest einfach so zu entfernen", sagt Ludwichowski vom Nabu. In Ausnahmefällen, bei Allergikern zum Beispiel, sei dies jedoch anzuraten. Wer dafür zuständig sei, hänge jedoch von der Region ab. "Meistens erfüllt die Feuerwehr diesen Dienst, jedoch nicht kostenlos, ebenso wie örtliche Imker oder Schädlingsbekämpfer." In Norderstedt und im Kreis Bad Bramstedt macht dies Jürgen Hanika, der sich selbst als Wespenumsiedler betitelt. Er sieht dieses Jahr sehr wohl als ein sehr wespenreiches Jahr. "Gerade die allgemeine und die deutsche Wespe, diejenigen, die sich auch bei uns bemerkbar machen, sind dieses Jahr vermehrt unterwegs", berichtet Hanika aus seinem Alltag. Der warme Frühling habe quasi zu einer Explosion der Nester geführt, so habe er dieses Jahr ein Nest aus einer Gartentruhe entfernt, das einen Kubikmeter groß war.

Wenn er kann, versucht er immer die Nester umzusiedeln, das sei jedoch gerade bei versteckten Nestern dieser aggressiveren Wespen nicht immer möglich. Bei der sächsischen Wespe, die sich meistens kaum beim Menschen bemerkbar macht, plädiert er häufig an das Mitgefühl der Menschen: "Die Wespen, deren Nest ich zerstöre, müssen bei einem anderen Volk anbetteln. Das geht nur in dem sie denen ein Geschenk, wie eine Fliege machen, sonst werden sie getötet."

Zudem seien Wespen sehr nützliche Tiere, gerade im Frühjahr reduzierten sie den Bestand der Spinnen und Insekten, und sie helfen, Bäume zu bestäuben.Wenn es sich jedoch um aggressivere Wespen handelt und auch noch Kinder im Haushalt sind, ist der Fall für Jürgen Hanika klar. "Der Mensch hat dann natürlich Vorrang."