Für die Bauarbeiten an Norderstedts größtem Verkehrsbauwerk am Ochsenzoll ist die Nord-Süd-Richtung am Sonnabend voll gesperrt.

Norderstedt. Es klafft ein riesiges Loch am Ochsenzoll: Norderstedts größtes Verkehrsbauwerk geht seit Monaten in die Tiefe. Die Arbeiten für den Fahrzeugtunnel in Nord-Süd-Richtung zwischen der Langenhorner Chaussee und der Schleswig-Holstein-Straße sind auf der nördlichen Seite nahezu abgeschlossen. Jetzt soll der Gegenpart auf der Südseite in Angriff genommen werden. Dazu wird am Sonnabend zwischen 5 und 19 Uhr die wichtigste Norderstedter Straßenkreuzung in Nord-Süd-Richtung voll gesperrt.

Auf der Schleswig-Holstein-Straße wird der Verkehr ab der Einmündung der Straße Am Exerzierplatz umgeleitet. Die Langenhorner Chaussee wird ab der Einmündung der Straße Am Ochsenzoll für den Durchgangsverkehr gesperrt. Die Umleitungen werden für beide Seiten ausgeschildert. Auf der Kreuzung selbst werden die Ampeln zeitweise ausgeschaltet bleiben. Der Verkehr in Richtung Osten und Westen über die Ohechaussee und die Segeberger Chaussee wird von der Sperrung nicht betroffen sein.

Mario Kröska, Fachbereichsleiter Straßenbau im Norderstedter Rathaus: "Am Sonnabend passiert nichts dramatisches. Wir müssen die Baustelle umbauen und für die Arbeiten am Tunnel auf der Südseite vorbereiten." Für die Fußgänger wird auf der Langenhorner Chaussee auf Höhe der Sparkasse eine Bedarfsampel eingerichtet. Ebenso auf der Segeberger Chaussee in Höhe der Reetdachkate, dem ehemaligen Zollwärter-Wohnhaus. Mario Kröska: "Wir wollen die Fußgänger während der Bauphase des südlichen Tunnelteils aus der Baustelle herausnehmen. Das wäre sonst zu gefährlich."

Entstehen soll ein Tunnel mit einer Durchfahrtshöhe von 5,5 Metern. Dafür müssen insgesamt 17 500 Kubikmeter Erde unter dem Ochsenzoll ausgehoben werden. Im Norden waren es um die 10 000 Kubikmeter, der Rest wird nun unter der Langenhorner Chaussee ausgekoffert. Zum Vergleich: In einen großen Baustellen-Lastwagen passen etwa 40 Kubikmeter Erdreich. Die Menge, die am Ochsenzoll ausgekoffert wird, entspricht also etwa einem Volumen von 430 Lastwagenladungen.

Das Verfahren sei absolut "erschütterungsfrei" für die Umgebung, sagt Kröska. "Das ist, als ob ein Transformer auf der Baustelle mithilft", sagt Mario Kröska. Damit meint er einen Roboter, der auf der Baustelle zum Einsatz kommt. Der nehme sich acht bis zehn Meter lange Spundwände und drücke sie Stück für Stück ins Erdreich. Wenn die Spundwände auf beiden Seiten des zukünftigen Tunnels sitzen, wird zwischen ihnen das Erdreich entfernt. Danach folgen die Betonarbeiten für den Boden des Tunnels und die Wände. Am Ende kommt wieder der Transformer zum Einsatz, der die Spundwände aus dem Erdreich zieht. Die Lücken werden dann mit dem ausgehobenen Erdreich verfüllt. Die Bauleitung für die Firma Wayss & Freytag hat am Ochsenzoll Volker Schulle. "Wir kommen mit den Arbeiten gut voran. Allerdings hätten wir gerne einen zweiten Kran. Dann wären wir schneller. Aber der Platz reicht dafür nicht aus." Noch enger werde es jetzt auf der Langenhorner Chaussee. "Da wird es richtig eng", sagt Schulle.

Wenn das Auskoffern aber reibungslos verläuft, könnte in diesem Herbst oder spätestens im Frühjahr 2012 der Deckel auf die beiden Tunnel-Teile in Nord und Süd gelegt werden. Danach können die Arbeiten für den Kreisel auf dem Deckel beginnen.

Bis Ende August soll der Fußgängertunnel über die Ohechaussee fertig werden. Er wurde in der identischen Bauweise wie der Straßentunnel erstellt. Der südliche Teil des Tunnels ist seit Anfang des Jahres fertig, der nördliche Teil steht nun vor seiner Vollendung. Kröska: "Da müssen wir dann nur noch die Aufzüge einbauen, in der Unterführung für Licht sorgen und alles ein wenig hübsch machen."

Insgesamt sei die Baustelle am Ochsenzoll voll im Zeitplan, sagt Kröska. "Dreieinhalb Jahre Bauzeit wurden für das Projekt planfestgestellt. Das bedeutet, dass wir bis Ende September 2012 fertig sein müssen. Und das ist zu machen." Baubeginn für den Ochsenzoll war März 2009. Kröska erlaubt sich auch einen Seitenhieb auf die Kritiker der Baustelle. "Es war die richtige Entscheidung, diese Baustelle unter fließendem Verkehr einzurichten. Ich habe immer gesagt, dass das funktionieren wird." Viele hätten geunkt, dass die Baustelle im Grundwasser absaufen würde und nie im Zeitplan bleiben würde. Kröska: "Aber mit Grundwasser hatten wir überhaupt keine Probleme. Und das Frühjahr war so knochentrocken, das kam uns auch entgegen."

Die befürchtete Verdrängung der Verkehre in die Nebenstraßen werde von der Stadt auch nicht beobachtet. "Der Verkehr läuft trotz der Baustelle unvermindert über den Ochsenzoll. Die Staus sind in der Regel nicht schlimmer als vor der Baumaßnahme", sagt Mario Kröska.