Küchenleiterin Susanne Ellebrecht stellt heute die Regionalschule Garstedt am Aurikelstieg in Norderstedt vor
Um 11.30 Uhr beginnt die heiße Phase. Susanne Ellebrecht verteilt den Teig in den drei Pfannen, die Pfannkuchen nehmen Gestalt an. 50 leckere Rundlinge müssen in die beiden Warmhalteboxen, damit alle Schüler satt werden. Zwischen 12 und 14 Uhr herrscht Hochbetrieb in der Mensa der Regionalschule Garstedt. Dennoch findet die Küchenleiterin zwischendurch immer mal ein paar Minuten, um mit Kindern und Jugendlichen zu plaudern, ihnen bei den Hausaufgaben zu helfen oder den Liebeskummer zu vertreiben.
"Die Kinder sind mir wichtig", sagt Susanne Ellebrecht, 38. Erzieherin hat sie gelernt, selbst zwei Kinder geboren, als Tagesmutter gearbeitet. Ihr älterer Sohn geht in die siebte Klasse der Norderstedter Schule, ihr jüngerer lernt noch an der Grundschule, wird aber seinem Bruder wohl an den Aurikelstieg folgen. Die Mutter ist begeistert: "Der Betrieb ist überschaubar. Hier werden die Kinder als Individuen behandelt, sie verschwinden nicht in der Masse."
Die Kinder werden als eigenständige Persönlichkeiten behandelt
An drei Tagen kocht die Küchenchefin, nach den Sommerferien kommt der Montag dazu. Frisch und ausgewogen. "Es gibt mal Gulasch mit Kartoffeln, Frühlingsrollen, Spaghetti und Pizza - das absolute Lieblingsessen", sagt die Norderstedterin. Alles für 2,50 Euro einschließlich Vor- oder Nachspeise, Mineralwasser und Früchtetee.
Susanne Ellebrecht ist weit mehr als eine Köchin, die die Essensausgabe kontinuierlich gesteigert hat. Sie ist die gute Seele der Schule, Elternvertreterin, im Schulelternbeirat. Sie genießt den Blick hinter die Kulissen, findet es gut, dass die Eltern intensiv mitgestalten sollen und können. "Ich mache das für die Kinder, und von denen bekomme ich viel zurück", sagt die Mitarbeiterin, die auf 400-Euro-Basis einkauft, zubereitet und brutzelt - und die Lehrer lobt. Sie seien sehr engagiert, immer ansprechbar und bereit, den Schülern zu helfen. Egal, ob sie Matheaufgaben nicht verstanden, sich Lücken wegen Krankheit gebildet haben oder es Probleme mit Mitschülern gibt. "Mit den Lehrern kann man gut reden", bestätigt Schülervertreter Fynn Hennings, 15.
Das Kollegium hat sich in den letzten Jahren verjüngt, viele Pädagogen seien in den Ruhestand gegangen, sagt die Elternbeiratsvorsitzende Gaby Kaste, 56. Die Verjüngungskur beim Lehrpersonal passt zur allgemeinen Lage an der Schule. Die Zeichen stehen auf Um- und Aufbruch. "Wir müssen ein ganz neues Konzept entwickeln", sagt Schulleiter Gerhard Lühr, 60. Die ehemalige Realschule Garstedt ist relativ unvorbereitet in die neue Schulform gestartet. Lange war wegen der knappen und wechselnden Mehrheit in der Norderstedter Stadtvertretung unklar, wie die Zukunft aussieht, ob die Realschule und die Hauptschule Falkenberg eigenständige Regionalschulen werden.
Die frühere Realschule konnte sich auf die neue Schulform kaum vorbereiten
Diesem Wunsch der Schulen entsprach die Mehrheit der Politiker schließlich nicht, sie beschlossen die Fusion zur Regionalschule mit Außenstelle Falkenberg, die in den nächsten Jahren ausläuft. Lühr leitet das Gesamtgebilde, pendelt hin und her und hat einen Berg von Arbeit vor sich. Am Falkenberg werden die neuen Räume für die Gemeinschaftsschule Harksheide gebaut, ein 12-Millionen-Euro-Projekt.
Millionen wird auch der Um- und Ausbau der Regionalschule verschlingen. Die beiden Atrien des verschachtelten Gebäudes sollen durch einen dreigeschossigen Neubau ersetzt werden. Wenn der fertig ist, soll auch der Bereich der Offenen Ganztagsschule auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes verschwinden. "Dieser Bereich würde sich allerdings auch hervorragend eignen, um der Jugendarbeit in Garstedt die nötigen Räume zu bieten", sagt Lühr mit Blick auf die Pläne der Verwaltung, die Jugendarbeit von den Jugendfreizeitheimen an die Schulen zu verlagern.
Der Pädagoge Lühr studiert Baupläne, spricht mit Architekten, setzt sich mit Brandschutz und Notausgängen auseinander. Und mit der Geometrie von Klassenräumen. "Das Rechteck ist nicht mehr zeitgemäß, zumal wenn die Räume so klein sind wie jetzt. Machen sie da mal Gruppenarbeit oder einen Sitzkreis", sagt Lühr. Es fehle Platz, um Materialien zu lagern oder etwas aufzubauen. Für die individuelle Förderung und einen differenzierenden Unterricht fehlen Gruppenräume. Der Schulleiter wünscht sich zudem bessere Arbeitsplätze für die Lehrer, auch mit Blick auf die Nachmittagsangebote.
Das Kollegium ist auch konzeptionell gefordert. "Für die Klassen fünf und sechs müssen wir umdenken. Bis Ende der sechsten Klasse gibt es keine Zensuren, sondern Kompetenz-Beurteilungen", sagt der Pädagoge. Beurteilt werden fachliche Leistungen, soziale Fähigkeiten und persönliche Entwicklung. Das bedeute Mehrarbeit für die Lehrer, die aber "prima mitziehen".
Rechteckige Klassenräume entsprechen nicht mehr der modernen Pädagogik
Deutlich stärker als früher sind auch die Eltern eingebunden. "Wir begrüßen die intensive Zusammenarbeit und wollen unsere Ideen gern einbringen, um die Schule so attraktiv wie möglich zu gestalten", sagt Elternsprecherin Kaste. Das dürfte auch nötig sein, die Prognosen für die Regionalschulen sind nicht günstig, vor allem SPD und Grüne als Befürworter der Gemeinschaftsschulen sagen dem Konkurrenzmodell ein baldiges Ende voraus. "Praktisch sind wir nichts anderes als eine Gemeinschaftsschule", sagt Lühr. Die Schüler sollen nicht nach Klasse sechs in Haupt- und Realschüler getrennt werden, sondern bis zum Ende von Klasse neun im Klassenverbund zusammenbleiben. In den Kernfächern Deutsch, Mathe und Englisch lernen sie auf dem Basis- oder erweiterten Niveau.
Doch der pädagogische Rahmen ist noch nicht zusammengefügt. Damit und mit den Ausbauplänen beschäftigen sich drei Gruppen. Die Steuergruppe mit Schulleitung und Lehrern erarbeitet Aufträge, die sie an zwei mit Lehrern, Eltern und Schülern besetzte Arbeitskreise weitergibt.
35 Anmeldungen gab es zum Start im laufenden Schuljahr. Inzwischen sind zehn Rückläufer von den Gymnasien hinzugekommen, sodass es mehr als ausreichend Schüler für zwei Parallelklassen gibt. Eltern, Küchenchefin und Kollegium sehen positiv in die Zukunft, schließlich habe die Regionalschule Garstedt viele Pfunde, mit denen sie wuchern könne. "Dazu zählt das Nachmittagsangebot, das wir ab dem nächsten Schuljahr auf vier Tage ausweiten wollen", sagt Lühr, der aus der freiwilligen an drei von vier Nachmittagen eine verpflichtende Teilnahme machen will. Nach dem Unterricht und Mittagessen können die Schüler malen, Theater spielen, sich im Break-Dance ausprobieren, Schmuck herstellen und Sport treiben. Gut angenommen werden auch die Bläserklassen.
"Ich finde es gut, dass es bei den Wahlpflichtkursen eine relativ große Auswahl gibt", sagt Schülervertreter Fynn Hennings. In den Klassen neun und zehn müssen die Schüler zwei Wahlpflichtkurse belegen, einer davon ist Sport. Im Angebot sind zudem Dänisch, Spanisch, Segeln oder Medien-Kurse. Von der Hauptschule will Lühr, der die Schule am Falkenberg lange geleitet hat, die gute Berufsorientierung und die sogenannten Flex-Klassen übernehmen. "Durch die intensive Betreuung haben jetzt 17 von 18 Jugendlichen den Hauptschulabschluss geschafft. Das ist eine enorm hohe Quote", sagt der Regionalschul-Leiter. "Für viele Eltern ist auch eine täglich frische Küche ein Entscheidungskriterium. Und da sind wir hervorragend aufgestellt", sagt Gaby Kaste.