Auf 62 Hektar soll im nordöstlichen Kreis Segeberg das 50-Millionen-Projekt realisiert werden
Trappenkamp. Im nordöstlichen Teil des Kreises Segeberg ist die Landschaft von Kieskuhlen und Mülldeponien durchsetzt. Große Flächen liegen brach - das beflügelt den Einfallsreichtum von Unternehmern: Einer der größten Freizeitparks Europas sollte hier einst entstehen. Das Riesen-Projekt ist allerdings vorerst auf Eis gelegt worden.
Ein anderes Projekt ist da wesentlich konkreter: Unter der Federführung eines weltweit operierenden Trappenkamper Unternehmens soll dort im nächsten Jahr der größte Solarpark Schleswig-Holsteins entstehen. Auf einer 62 Hektar großen Fläche sollen für rund 50 Millionen Euro Photovoltaikanlagen errichtet werden.
Federführend ist die Sea & Sun Technology GmbH aus Trappenkamp
Ein Konsortium von sechs mittleren Unternehmen aus Schleswig-Holstein will zusammenarbeiten, um in ehemaligen Kiesgruben und stillgelegten Mülldeponien Sonnenstrom zu erzeugen. Das Vorhaben ist beantragt und liegt derzeit zur Genehmigung bei der Unteren Landschaftspflegebehörde in der Segeberger Kreisverwaltung. Federführend ist die Sea & Sun Technology GmbH aus Trappenkamp, die mit dem Bau von Solaranlagen weltweit Erfahrungen hat. Das Vorhaben ist längst aus dem Planungsstadium herausgetreten. "Wir warten auf die Genehmigung, dann kann es sofort losgehen", sagt Sea-&-Sun-Geschäftsführer Heinz Schelwat.
Vier bis fünf Prozent Rendite versprechen die Initiatoren
Die Gemeinde Damsdorf unterstützt mit der Erstellung des Flächennutzungsplanes und den nötigen Baugenehmigungen die Voraussetzungen für diesen Solarpark. Denn gerade ausgekieste Flächen und Deponien bieten sich auch nach Ansicht der Gemeinde für solch eine zeitgemäße Nutzung nach dem Kiesabbau an.
Unterstützt wird der Plan vom Weg-Zweckverband des Kreises Segeberg, dem Betreiber der Mülldeponie. Der Verband soll Gesellschafter in der noch zu gründenden Solarpark-Genossenschaft werden.
Die nötigen 50 Millionen Euro kommen von Investoren, von Banken und von Bürgerinnen und Bürgern, die sich an dem Projekt beteiligen wollen. "Wir binden die Bürger ein und geben ihnen die Chance, für 250 Euro Anteile zu erwerben", sagt Schelwat. Nach etwa dreizehn Jahren soll sich die Anlage bei einem jährlichen Stromausstoß von 20 Megawatt amortisiert haben. Vier bis fünf Prozent Rendite verspricht er den künftigen Anteilseignern.
Heinz Schelwat will mit dem gigantischen Solarpark einen weiteren Effekt erzielen: Die Anlage soll Anschauungsobjekt für Techniker von Inselstaaten sein. Denn Sea & Sun Technology ist zum Beispiel auf den Seychellen, den Cook Inseln, den Fidschi Inseln oder den Kapverden tätig. Dort werden Solaranlagen gebaut, aber es fehlt an ausgebildetem Wartungspersonal.
Die dortigen Techniker und das Wartungspersonal kennen sich eher mit den landesüblichen Schwerölgeneratoren aus, mit denen hauptsächlich Strom erzeugt wird. Sie könnten im Kreis Segeberg geschult werden. Die Vermarktungschancen für Photovoltaik-Anlagen in einer Größe von einem bis fünf Megawatt für Länder der Dritten Welt werden von der hiesigen Industrie allgemein als gut betrachtet.
Die Kiesabbauflächen waren vor zwei Jahren bereits für ein Großprojekt im Gespräch: Der Norderstedter Kaufmann Jens Kahlsdorf hatte die Idee, dort einen gigantischen Fantasy-Park mit Hotels von internationalem Format zu bauen (die Norderstedter Zeitung berichtete). Diese Pläne fanden damals sogar das Interesse der Kreispolitiker und des damaligen Landrats Georg Gorrissen. Die Pläne wurden so ernst genommen, dass die Kreispolitiker 20 000 Euro für eine Machbarkeitsstudie bewilligten; die Europäische Union gab Geld dazu.
Die Pläne für einen gigantischen Freizeitpark liegen in der Schublade
Zwei Ingenieurbüros erarbeiteten im Auftrage des Kreises ein 90 Seiten umfassendes Gutachten und kamen zu dem Schluss, ein solcher Park im Kreis Segeberg könnte funktionieren und dem Kreis wirtschaftliche Vorteile bringen.
Die Alsterbusiness-Projektentwicklungsgesellschaft wurde extra dafür gegründet, aber die Pläne für das 1,5-Milliarden-Projekt verschwanden in der Schublade. "Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Lage ist es derzeit einfach nicht machbar", sagt Ideengeber Jens Kahlsdorf. Er befürchtet zudem, dass die Bevölkerung ein solches Projekt ablehnen würde. "Ganz gestorben ist es allerdings noch nicht."