In unserer Firmenserie stellen wir heute das Norderstedter Bestattungsinstitut Wulff & Sohn vor. Es wird in dritter Generation geführt.
Norderstedt. Eichensarg massiv mit Messingbeschlägen war gestern. Die Zukunft ist bunt und kreativ und spiegelt das Leben der Toten auf ihrer letzten Reise wider. War die Verstorbene eine erfolgreiche Landwirtin? Kickte der Tote viele Tore? Oder war er ein passionierter Angler und zog die dicksten Hechte aus dem Teich? Särge, die wie Fußballschuhe, Kühe, Fische oder Flugzeuge aussehen, sind in Ghana offenbar kein Problem. Der afrikanische Totenkult setzt der Fantasie kaum Grenzen, im Gegenteil. Je kreativer der Einfallsreichtum bei der Bestattung, desto mehr wird der Verstorbene geehrt.
Zum 100. Geburtstag präsentiert das Norderstedter Bestattungsunternehmen Wulff & Sohn in einer Ausstellung in den Firmenräumen an der Segeberger Chaussee 50 eine wahrlich fantastische Sarg-Schau aus Afrika. Sie wird am Sonnabend, 21. April, 10 Uhr, mit einem Frühlingsfest eröffnet und ist auch am Sonntag, 22. April, von 10 bis 18 Uhr zu sehen, begleitet von vielen Veranstaltungen wie Kleinkunst, Konzerte und Infostände über die nationale und internationale Bestattungskultur einst und heute.
+++ Von der Tischlerei zum Bestatter +++
"Für die Zukunft ist es weiterhin unser großes Ziel, den Menschen die Scheu vor dem Tod zu nehmen", sagt Sönke Wulff, der das Bestattungsinstitut in der dritten Generation führt und 2002 auch das neue Haus mit eigener Kapelle neben dem alten, heute geschlossenen Wulffschen Möbelfachgeschäft gebaut hat. Wulff nimmt die Trends der Bestattungskultur auf, sei es die Hinwendung zu pflegeleichten Grabstätten, zu Beisetzungen in Ruhewäldern, auf Friedfeldern oder andere Naturbestattungen, sei es das Bemalen der Särge durch Angehörige und Freunde. "Der Wunsch, in einem Ruhewald beerdigt zu werden, nimmt rasant zu", sagt Wulff. Oder eben auch in fantasievoll gebauten Särgen.
Ob die allerdings auf den Friedhöfen zugelassen werden, hängt von den jeweiligen Friedhofsordnungen ab. "Runde Särge gibt es schon, und bemalte Särge sind fast schon normal", sagt Laura Mähler, die jetzt im Sommer im Bestattungsinstitut Wulff ihre Prüfung zur Bestattungsfachkraft ablegt und eine von zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Sönke Wulff und Ehefrau Anke ist. Seit 2003 gibt es die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft, in der auch Fächer wie Trauerpsychologie und Umweltschutz unterrichtet werden. "Eine Bestattung sollte immer die Persönlichkeit der Verstorbenen widerspiegeln", sagt Mähler, die nach ihrer Prüfung bei Wulff weiterarbeiten wird.
Im Sterbefall sind die meisten Familien überfordert und brauchen Hilfe
Für Sönke Wulff ist die Bestattungsvorsorge ein weiteres, großes Zukunftsthema. "Sterben ist ein Teil des Lebens, der sicherste Teil, der Menschen aber verunsichert und der deshalb oft aus dem Leben ausgeschlossen wird", sagt Wulff. Die Folge: Im Sterbefall sind die meisten Familien überfordert und brauchen Hilfe. "Jede Reise wird genau geplant, nur die letzte Reise nicht", beobachtet Wulff immer wieder. Dabei könne eine Bestattung minutiös geplant und ihre Finanzierung bereits zu Lebzeiten abgesichert werden. "Bestattungsvorsorge bedeutet, dass man auch seine letzte Reise zu Lebzeiten bestimmt und die Angehörigen dadurch entlastet, psychisch wie auch finanziell", sagt Wulff.
Die Überlegung, den Trauernden in einem Haus eine Vielfalt an Bestattungs-Zeremonien bieten zu können, bestimmte auch die Gestaltung des neuen Hauses an der Segeberger Chaussee mit eigener Hauskapelle und Abschiedsraum.
"Viele Trauernde nehmen das Abschiednehmen am offenen Sarg gern an", sagt Wulff. Das hundertjährige Unternehmen schränkt dabei die Trauernden keineswegs in der Wahl der Uhrzeit ein und geht auch hier neue Wege: "Wer sich um Mitternacht vom Verstorbenen verabschieden will, dem öffnen wir den Abschiedsraum in unserem Haus eben um Mitternacht, und wer für den Toten ein letztes Hauskonzert geben will, dann ist auch möglich", sagt Wulff. Die Gestaltung des Abschiedsraumes können die Hinterbliebenen genauso bestimmen wie die Dekoration bei der Bestattungszeremonie in der Hauskapelle.
"Bei der Aufbahrung stehen natürlich Kerzen, Blumengestecke und Dekorationstücher zur Verfügung. Aber es können auch Erinnerungsstücke dekoriert werden, beispielsweise die Wanderstiefel, der alte Elbsegler oder das Motorrad, das der Verstorbene als Symbol seiner persönlichen Freiheit ansah", sagt Wulff. Auch Beigaben wie Fotos, einen Brief, Schmuck oder andere Lieblingsstücke in den Sarg seien willkommen. Natürlich gestaltet Wulff auch Bestattungen in Kirchen und Friedhofskapellen. "Wir werden auch in Zukunft unsere Unternehmensphilosophie nach Artikel 1 des Grundgesetzes, 'Die Würde des Menschen ist unantastbar', umsetzen", sagt Wulff, der auf eine gelassene, gleichwohl gediegene Atmosphäre in seinem Haus viel Wert legt. "Unsere Arbeit basiert auch in Zukunft auf dem Vertrauen, dass uns die Trauernden entgegenbringen", sagt Sönke Wulff.
Am kommenden Montag stellen wir Ihnen das Hummel-Küchenwerk in Norderstedt vor.