Neue Veranstaltungen, Besucherrekord und ein neues Wolfsgehege: Der Wildpark ist ein Publikumsmagnet. 250.000 Besucher kamen 2011.
Kreis Segeberg. Öffentliche Verkehrsmittel - Fehlanzeige. Wer den Wildpark Eekholt besuchen will, muss sich in Schleswig-Holstein gut auskennen. Und einen weiten Anfahrtsweg in Kauf nehmen. Wild gibt es in Mengen, aber Löwen, Tiger, Giraffen und Elefanten sind in den Gehegen natürlich nicht zu bewundern. Es sind eher unspektakuläre Tiere, die sich dem Betrachter präsentieren - wenn er sie denn überhaupt zu Gesicht bekommt. Denn die Gehege sind weitläufig, und die Tiere leben hier fast wie in freier Wildbahn. Ein Kuschelzoo ist der Wildpark also nicht. Trotzdem ist er eine der großen Anziehungspunkte in Schleswig-Holstein. Oder wahrscheinlich gerade deshalb: Die Betreiber haben es sich seit über 40 Jahren zur Aufgabe gemacht, heimische Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen und Menschen nachhaltig für die Natur zu begeistern. Ein völlig unaufgeregtes und unspektakuläres Konzept, das aufgeht: Der Park zieht die Massen an.
250 000 Besucher sind im vergangenen Jahr gekommen. Fast 25 000 mehr als im Jahr 2010. Eine Steigerung um elf Prozent - wie war das in einem der schlechtesten Sommer seit Jahrzehnten möglich? Es ist ganz offenbar das unspektakuläre Konzept, das dahinter steckt. Denn in seiner völligen Unaufgeregtheit ist es schon fast sensationell: Seit seiner Gründung im Jahr 1970 durch den 2009 verstorbenen Hans-Heinrich Hatlapa und seiner Ehefrau Theda, 82, wurde der Wildpark kontinuierlich zu einer Naturerlebnis- und Bildungsstätte weiterentwickelt, deren Aufgabe es ist, mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen die Schönheit und Vielfalt der Natur zu entdecken und sie auf diesem Wege nachhaltig für die Umwelt zu sensibilisieren. Ein hoher Anspruch, dem aber viele Menschen gerne zu folgen scheinen. Auf einer Fläche von 67 Hektar können die Besucher über 700 Tiere in 100 Arten beobachten.
+++ Leon, der niedliche Wildkatzen-Nachwuchs +++
Rund 109 000 Kinder und Jugendliche haben den Wildpark Eekholt im vergangenen Jahr besucht. Das sind immerhin 44 Prozent der Besucher. Eine Zahl, die die Bedeutung des Wildparks nicht nur als Freizeiteinrichtung, sondern auch als Bildungseinrichtung unterstreicht. Insgesamt rund 20 000 Kinder und Jugendliche wurden 2011 als Tagesgruppe oder in einem mehrtägigen Projekt betreut. Zur Naturverbundenheit gehören auch diese Projekte: Seit dem vergangenen Jahr wird mit zwei Photovoltaikanlagen Strom erzeugt, der bis zu 96 Prozent selbst im Wildpark genutzt wird. In diesem Jahr sollen im Eingangsbereich kostenlose Ladestationen für Elektroautos und -fahrräder angeboten werden.
Wie beliebt der Wildpark ist, zeigen auch diese Zahlen. Die seit 2003 immer wieder angebotenen Dunkel-Munkel-Nächte haben 15 000 Besucher angezogen, die Wikingertage wurden von 10 000 Menschen besucht, Heiligabend gingen 2500 Menschen mit dem Weihnachtsmann auf Tour, um den Tieren eine besondere Bescherung zu bereiten. Erstmals gab es eine Parkführung auf Plattdeutsch, es gab erstmals ein "Novemberleuchten" mit einem stimmungsvoll ausgeleuchteten Park, ganz ohne Feen, Trolle und Räubern - das sind Themen, die wiederkommen und ausgebaut werden.
Es gab viele Sonderveranstaltungen wie "Holsteiner Lebensraumkorridore" oder den "Baumforschertag". Parkgeschäftsführer Wolf-Gunthram von Schenck und Parkinhaberin Isabelle Mahnert, Enkelin von Theda Hatlapa und Tierärztin, machen den Wildpark als junges Team fit für die Zukunft. Ihr Ideenreichtum kennt offenbar keine Grenzen. Und dabei beweisen sie glückliche Händchen: Fast alles, was sie anpacken, wird zu einem Erfolg. Thea Hatlapa, die den Park vor zwei Jahren an ihre Enkelin abgegeben hat, wacht als agile Hüterin über Haus und Hof. "Es ist bewundernswert, wie sie mit ihren 82 Jahren aktiv und positiv ist", sagt Isabelle Mahnert. "Sie bleibt in Bewegung und nimmt an allem Anteil." Theda Hatlapa lebt natürlich weiterhin in ihrem Haus am Rande des Parks. Und sie fungiert weiterhin als Mitgeschäftsführerin des Unternehmens Wildpark Eekholt.
+++ Nachwuchs: Seeadler in Eekholt geschlüpft +++
Geschäftsführer Wolf-Gunthram von Schenck ist übrigens nicht nur ein findiger Parkleiter, sondern auch ein gewiefter PR-Manager in eigener Sache: Über besondere Ereignisse im Park berichtete im vergangenen Jahr nicht nur die Regionalpresse, sondern auch die überregionale Presse in Deutschland. Und bei besonderen Themen - wie zum Beispiel die Aufzucht eines Seeadlers - sogar die Weltpresse: Über den kleinen Adler stand sogar ein Artikel in der Washington Post.
Derzeit wird am neuen Gehege für die Wölfe gearbeitet. Rund 150 000 Euro investiert die Wildpark Eekholt Dr. h. c. Hatlapa GmbH & Co. KG in das neue Gehege, das noch vor Ostern bezugsfertig sein soll. Es befindet sich in unmittelbarer Nähe zum derzeitigen Gehege, zu dem es mit einem Tunnel verbunden wird. Die neue Wolfsanlage wird dann über 10 000 Quadratmeter groß sein. Geplant sind eine Besucherplattform und Informationshäuschen. Derzeit gibt es nur noch zwei Wölfe im Gehege, weitere kommen aber hinzu, so dass ein Rudel von Wölfen den Besuchern einiges bieten kann. Wenn es denn will: Die Tiere werden auch weiterhin artgerecht gehalten und können sich aufhalten, wo sie wollen. Das Gehege wird von allen Seiten einsehbar sein, bietet den Tieren aber genügend Rückzugsmöglichkeiten. Während der Fütterungszeit aber können die Besucher mehr von den Wölfen sehen.
Der Wildpark Eekholt ist Wolfs-Informationszentrum des Landes Schleswig-Holstein. Hier ist alles auf eine Rückkehr der Tiere nach Schleswig-Holstein vorbereitet. "Bisher sind hier noch keine zugewanderten Wölfe gesichtet worden", sagt Geschäftsführer von Schenck. "Aber ausgeschlossen ist es nicht, dass es hier bereits Wölfe gegeben hat; denn etwa 40 Kilometer von der schleswig-holsteinischen Grenze entfernt wurde in Mecklenburg-Vorpommern bereits ein Wolf gesichtet." Bauern oder Schäfer, die ihre Herden schützen wollen, können sich im Wildpark zum Beispiel mobile Zäune ausleihen. "Wir sind in der Lage, ganz schnell zu helfen."