Bürgernaher Beitrag zur Energiewende: Die Grünen-Landtagsfraktion zeichnet die Norderstedter Genossenschaft für ihre innovativen Ideen aus.
Norderstedt. Die Grüne Giraffe kann mit ihrem langen Hals über den Zaun blicken. Sie schaut in die Zukunft, die vielleicht so grün ist wie sie selbst. Weitsicht und Zukunftsorientierung soll sie symbolisieren. Mit dieser Giraffe zeichnet die Landtagsfraktion der Grünen Unternehmen in Schleswig Holstein aus, deren Handeln innovativ und auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Eine von insgesamt 24 Giraffen steht jetzt in Norderstedt: Robert Habeck, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen im Kieler Landtag, reiste an, um sie dem Vorstand der Solar Initiative Norderstedt zu überreichen.
Die Initiative wurde ausgewählt, da sie nach Ansicht der Grünen einen wesentlichen bürgernahen Beitrag zur Energiewende leistet. Die Solar Initiative Norderstedt ist eine non-profit-Genossenschaft, deren Ziel es ist, möglichst vielen Hausbesitzern in Norderstedt und dem Umland zu einer Photovoltaikanlage zu verhelfen. Sie berät nicht nur, sie plant und überwacht die Installation und setzt dabei auf Markenprodukte. Seit ihrer Gründung 2010 wurden bereits 27 Anlagen mit 141 Kilowatt-Peak errichtet. Die Ziele der Genossenschaft sind ehrgeizig: "Bis 2020 wollen wir 1000 Solardächer in Norderstedt haben", sagt Lothar Braune, Vorstandssprecher. Davon ist sie noch ein Stück entfernt, aber die Pläne bestehen nach wie vor. Und nicht nur Privathaushalte sollen Sonnenenergie einfangen, in Strom transformieren und ins Netz einspeisen. Gesprochen wird auch mit Supermärkten und Autohäusern - allerdings: "Es ist schwierig, die Leute zu überzeugen." Vorstandsmitglied Christoph von Hardenberg, in dessen Haus die Übergabe der Grünen Giraffe stattfand, spricht sogar von einem "schlechten Image".
Das Haus der Familie Hardenberg ist ein gutes Beispiel für die Effizienz von Solaranlagen: Nach Süden, Osten und Westen sind die Module ausgerichtet; nur die Nordseite wurde ausgespart. Mehr geht nicht. "Die Initiative in Norderstedt ist ein großartiger Ansatz", stellte der Politiker und Schriftsteller Robert Habeck während der kleinen Übergabefeier mit Sekt und Schnittchen fest.
Die Genossenschaft wurde gegründet, um zu vermeiden, dass unseriöse Firmen Unkenntnis und Leichtgläubigkeit der Menschen nutzen. Sie handelt mit Herstellern und Lieferanten Preisstaffeln aus, es werden Verträge mit Kooperationspartnern zur Montage und Servicesicherheit abgeschlossen, um eine termingerechte Abwicklung der Aufträge zu erreichen. Die fertige Anlage wird der Bundesnetzagentur und den Stadtwerken gemeldet, damit der erzeugte Strom bezahlt wird.
Wer sich für die Solar Initiative Norderstedt entscheidet, kann also sicher sein, dass alles seinen geordneten Gang geht. "Nach Auftragserteilung läuft alles automatisch ab", sagt Lothar Braune, der zusammen mit Christoph von Hardenberg den Vorstandsvorsitz übernommen hat. Er betont: "Wer sich dafür entscheidet, merkt selbst sehr schnell, was Energie bedeutet."
Die erste Anlage wurde übrigens am 4. Februar 2010 auf dem Haus der Familie Kiesel an der Tarpenbekstraße für rund 24 000 Euro installiert. Die Stromeinspeisung vergüten die Stadtwerke Norderstedt mit 225 Euro im Monat. Nach weniger als zehn Jahren ist die Anlage bezahlt, das Geld fließt aber weiter. Experten sprechen von einer Rendite, die acht bis zehn Prozent beträgt. Lothar Braune: "So viel Zinsen kann einem keine Bank zahlen."