Pastor Urbach und der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein wollen auf dem Landesgartenschau-Gelände eine gläserne Kirche errichten, die bundesweit Tausende von Gläubigen anlocken soll.
Norderstedt. Ein architektonisch spektakuläres Bauwerk soll zu einer ganz besonderen Attraktion der Landesgartenschau 2011 in Norderstedt werden: eine gläserne Kirche, direkt am Westufer des Sees gelegen. Pastor Gunnar Urbach von der Kirchengemeinde Harksheide, treibende Kraft hinter dem ehrgeizigen Projekt, sprach während einer Pressekonferenz von einem bundesweit einzigartigen Gotteshaus: "Es gibt kein vergleichbares Kirchengebäude in Deutschland." Urbach scheute sich sogar nicht, einen Vergleich mit weltbekannten Wahrzeichen zu ziehen: "Vielleicht sagt man in ein paar Jahren: Paris hat den Eiffelturm, Norderstedt hat die gläserne Kirche."
Eine vom Projektträger, dem evangelisch-lutherische Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein bezahlte Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass die Glaskirche im übernächsten Jahr zusätzlich zu den eingeplanten rund 500 000 Gartenschaugästen annähernd 100 000 Besucher aus ganz Deutschland anlocken könnte. Und für die Folgejahre geht diese Studie von mehr als 25 000 Glas-Kirchen-Besuchern im Jahr aus. Urbach skizzierte eine Reihe von Nachnutzungsmöglichkeiten. Die Glaskirche könnte etwa zu einer über die Region hinaus begehrten Hochzeitskirche werden.
In Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche und Freikirchengemeinden soll ein ökumenisches Gotteshaus entstehen - ein "Gewächshaus des Glaubens", wie es Pastor Urbach titulierte. Die gläserne Kirche werde auch viele Menschen anlocken, die nach den Worten des Pastors "andere sind, als die, die in normale Gottesdienste kommen".
In den Kirchengremien wie in der Norderstedter Politik ist das Projekt bereits vorgestellt worden. Urbach sprach von einer durchweg "guten Stimmung". Es läuft auch bereits ein Ideenwettbewerb unter den Architekturstudenten der HafenCity Universität Hamburg, der demnächst unmittelbar in einen Architektenwettbewerb übergeleitet werden soll.
Und auch der weitere Zeitplan ist "sportlich", wie Urbach gesteht. Bis Herbst 2009 sollen die baurechtlichen Genehmigungen geprüft sein, im Frühjahr 2010 wäre dann Baubeginn der gläsernen Kirche - die Ende November 2010, am ersten Adventssonntag, feierlich geweiht werden könnte.
Die Glaskirche von Norderstedt soll nach bisherigen Vorstellungen zwischen 80 und 120 Menschen Platz bieten. Das Bauwerk könnte dank tragender Elemente aus Glas und "unsichtbar" eingebauten Fotovoltaik-Elementen architektonisch wie ökologisch Vorzeigecharakter haben. Deshalb hoffen die "Macher" auch darauf, Unterstützung in Form kostenlosen Materials und Logistik aus der Glasbau- und Solarenergiebranche sowie von Glaskünstlern zu bekommen. Urbach: "Aus Sicht dieser Unternehmen entsteht ein Referenzobjekt."
Kosten soll das Gebäude maximal eine Million bis 1,2 Millionen Euro. Die hiesigen Kirchengemeinden sollen dafür nicht zur Kasse gebeten werden, und für die Stadt wird die gläserne Kirche "ein Geschenk" (Urbach). Allerdings soll Norderstedt den Baugrund zur Verfügung stellen.
Für die Landesgartenschau 2008 in Schleswig hatte die Nordelbische Kirche rund 160 000 Euro zur Verfügung gestellt. Auf eine ähnliche Summe hofft man auch in Norderstedt für 2011. Der "ganz große Batzen" in Sachen Finanzierung jedoch soll laut Urbach von privaten Sponsoren kommen. Der rührige Kirchenmann gibt sich optimistisch: "Ich habe auch schon andere Vorhaben finanziert bekommen. Urbach sagt aber auch: "Wenn es nicht finanzierbar ist, wird es nicht gebaut. Es wird keine Investitionsruine entstehen!" Es müssten noch in diesem Jahr definitive Zusagen über zwei Drittel der Baukosten vorliegen, wolle man das Projekt realisieren. Als Beispiel eines ähnlichen Baus verwies Urbach auf die "Wayfarers Chapel" im kalifornischen Rancho Palos Verdes direkt am Pazifik. In der Norderstedter Glaskirche, schwärmte Urbach, könnte er "Mitternachtsgottesdienste unter dem Sternenhimmel mit Blick über den Altar auf den Gartenschausee" halten.