Helga Hauschildt will eine Neuauszählung aller Stimmzettel. Die Antrittsrede der Landrätin fand sie aber beeindruckend.
Kreis Segeberg. Einen kleinen Seitenhieb ersparte die neue Landrätin der CDU nicht: Parteitaktik sei ihr zuwider, sagte Jutta Hartwieg im Segeberger Kreishaus in der Antrittsrede nach ihrer Vereidigung. Sie sprach von "hässlicher Begleitmusik". Gleichwohl werde sie ihr Amt unabhängig und überparteilich ausüben. Sie wolle sich von niemandem instrumentalisieren lassen, sagte sie und blickte dabei auch in die Richtung der SPD-Kreisfraktion. Nicht alle CDU-Abgeordneten waren von der Antrittsrede begeistert, aber eine Kreispolitikerin der Christdemokraten hörte ganz genau hin: Helga Hauschildt, ehrenamtliche Bürgermeisterin von Bornhöved, beschreitet den Klageweg. Sie fordert eine Neuauszählung aller abgegebenen Stimmen. Dabei lässt sie sich von einem schillernden Anwalt helfen: Wolfgang Kubicki, Chef der FDP-Landtagsfraktion, vertritt sie vor Gericht.
Die 68 Jahre alte CDU-Politikerin, die seit 1996 Mitglied des Kreistages ist, möchte die ganze Sache eigentlich nicht mehr so hochspielen und in die Öffentlichkeit zerren. Es ist ihr fast ein bisschen peinlich, dass ihr Name im Zusammenhang mit der Klage genannt wird. Wer sich mit ihr unterhält, hat den Eindruck, dass die Politikerin diesen Weg nicht beschritten hätte, wenn sie nicht von Parteifreunden gedrängt worden wäre. "Ich klage ja nicht gegen Jutta Hartwieg, sondern gegen die Wahl", sagt Helga Hauschildt. "Ich habe keine Bedenken, dass sie eine gute Landrätin wird."
Die Kreispolitikerin hält es aber nach wie vor für richtig, wenn alle am 25. Mai abgegeben Stimmen noch einmal nachgezählt werden. Ohne Wenn und Aber. Denn immerhin hätten Nachzählungen in zwei Orten andere Ergebnisse ergeben - der eine Ort ist Bornhöved, wo sie seit fünf Jahren Bürgermeisterin ist und gerade mit großer Mehrheit wiedergewählt wurde. "Das kann nicht mehr mit Liebe zugedeckt werden." Am Wahltag hatte Jutta Hartwieg nur 117 Stimmen Vorsprung vor ihrem CDU-Konkurrenten. Ein Gespräch mit ihrem Anwalt stehe noch aus. Sie könne sich noch entscheiden, die Klage zurückzuziehen.
Jutta Hartwieg entschied sich in ihrer Antrittsrede als Landrätin für einen interessanten Schachzug: Sie sprach Helga Hauschildt direkt an und bedankte sich bei ihr für die Bemühungen um ein korrektes Wahlergebnis. Die Angesprochene fand die Antrittsrede der neuen Chefin der Kreisverwaltung "beeindruckend" und "taktisch klug". Sie hadert nicht mit den derzeitigen Umständen: "Ich bin ganz und gar friedlich gestimmt."