Synagoge: Grundsteinlegung für das jüdische Gemeindezentrum in Bad Segeberg
Kreis Segeberg. Der Kreis bekommt nach 66 Jahren erstmals wieder eine Synagoge. Gestern wurde der Grundstein für den ersten Neubau eines jüdisches Gotteshauses in Schleswig-Holstein nach dem Krieg gelegt. Das neue jüdische Zentrum mit Synagoge entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Lohmühle an der Kurhausstraße in Bad Segeberg. Genau gegenüber dem alten jüdischen Friedhof.
Bei der Grundsteinlegung wurde nicht nur der Beginn einer Normalität zwischen Juden und Nichtjuden nach dem Holocaust beschworen. Auch der Zwist zwischen der jüdischen Gemeinde in Hamburg und den neuen fünf Gemeinden in Schleswig-Holstein wurde thematisiert.
"Wir sind den neuen jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein dankbar für die Integrationsarbeit mit den russischen Immigranten. Die Debatte zwischen der Hamburger und den schleswig-holsteinischen Gemeinden aber darf nicht im Streit enden, das würde das jetzt wieder entstehende jüdische Leben schwächen", mahnte Hellmut Körner. Der Staatssekretär des Kultusministeriums dankte Stephan Kramer (36), Generalsekretär des Zentralrats der Juden Deutschlands dafür, dass er in dem seit Monaten schwelenden Zwist die Moderatorenrolle übernimmt.
Zur Sache: Der Staatsvertrag zwischen der Jüdischen Gemeinde Hamburg und Schleswig-Holstein wurde im Dezember 2003 vom Kieler Kultusministerium gekündigt. 360 000 Euro erhielt die Hamburger Gemeinde, um jüdische Gemeinden in Schleswig-Holstein aufzubauen.
"Wir haben von dem Geld nichts gesehen", sagte Walter Blender (42), Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Bad Segeberg und des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden Schleswig-Holstein, der sich am 29. Dezember 2002 gründete. Inzwischen wurden Gemeinden in Bad Segeberg, Ahrensburg, Pinneberg, Elmshorn und Kiel gegründet. Betreut werden die Gemeinden von Rabbiner Walter Rothschild (50), der auch die Grundsteinlegung mit einem Gottesdienst begleitete.
"Der Zentralrat begrüßt die Gründung der schleswig-holsteinischen Gemeinden, und wir werden alles tun, sie zu fördern. Ich unterstütze Walter Blender ausdrücklich, und dieses neue Jüdische Zentrum wird zum Treffpunkt von Juden und Nichtjuden in Schleswig-Holstein, in Deutschland, ja, in der ganzen Welt", hofft Kramer.
"Diese Stadt war einst übereifrig, so früh wie möglich judenfrei zu werden", erinnerte Udo Fröhlich, Ex-Bürgermeister von Bad Segeberg, und sicherte der Gemeinde seine Unterstützung zu.
1,6 Millionen Euro kostet das jüdische Gemeindezentrum. Zum symbolischen Preis von einem Euro pro Quadratmeter überließ die Kreisstadt der Gemeinde das Gelände mit insgesamt 3350 Quadratmetern. Außer der Synagoge, die mit Empore und Mikwe (rituelles Tauchbad) für alle jüdischen Richtungen geöffnet sein wird, entstehen Räume für eine Kindertagesstätte, einen Jugend- und einen Senoirenclub, Seminarräume, Bibliothek, Musik- und Theatersaal.
Im ersten Bauabschnitt werden die Außenwände der Mühlen-Ruine instand gesetzt und die Gemeinderäume im Erdgeschoss gebaut. 100 000 Euro haben die Gemeindemitglieder bereits durch Eigenleistung aufgebracht. Im zweiten Bauabschnitt entsteht der Synagogensaal. "Bei der Verwirklichung sind wir stark auf Sponsoren angewiesen", wirbt Stephan Weckwerth (42) vom Vorstand der Segeberger Gemeinde um Geldgeber.