Einmalig in Schleswig-Holstein: Bordcomputer schalten Ampeln auf Grün. Fahrgäste kommen pünktlich ans Ziel.

Norderstedt. Rote Ampeln sind für die Busse in Norderstedt keine Hindernisse mehr. Der Bordcomputer in den Fahrzeugen beendet die Rotphase und schaltet das Licht per Funk auf Grün. Die Vorfahrt für die Busse ist jetzt flächendeckend fertig, die Fahrgäste werden im gesamten Stadtgebiet mit Vorrang transportiert.

Damit genießen sie ein Privileg, das in Schleswig-Holstein einmalig ist: Norderstedt ist die erste Stadt im Norden, die die Busbeschleunigung eingeführt hat. "Da spielen wir durchaus in einer Liga mit Metropolen wie Frankfurt oder München", sagt Bürgermeister Hans-Joachim Grote (49). Der große Vorteil: Die Busse fahren pünktlich. Die zum Teil erheblichen Verspätungen aus früheren Jahren wurden fast komplett abgebaut. Nun schaffen die Fahrgäste meist auch den Übergang von der Bahn in die Busse und umgekehrt. "Dass die Anschlüsse klappen, ist wichtig. Nur so können wir die Bürger dazu bringen, die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen", sagt Grote. Sechs Jahre hat es gedauert, bis der Verkehrsrechner entsprechend programmiert und die Steuergeräte installiert waren. Zwei Gründe haben die Norderstedter bewogen, sich für die Technologie zu entscheiden:

Erstens: Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein, die die Buslinien in Norderstedt betreiben, haben die Zuverlässigkeit der Busse untersucht und unbefriedigende Ergebnisse ermittelt: Im Durchschnitt steuerten die Busfahrer die Haltestellen zehn Minuten zu spät an. In den Hauptverkehrszeiten lagen die Verspätungen sogar bei 30 Minuten.

Und zweitens: Die Steuerung der Ampeln in Norderstedt war veraltet oder defekt und musste ohnehin erneuert werden.

"Fazit der Analyse war, dass wir den Busverkehr mit moderner Technik erheblich attraktiver gestalten können", sagt Verkehrs-Ingenieur Rainer Schröter (47), der im Norderstedter Rathaus für den Verkehrsfluss auf den Straßen zuständig ist. Das Verkehrs-System-Management, so der offizielle Name der Busbeschleunigung, wurde europaweit ausgeschrieben. Das Land übernahm die Hälfte der Kosten. Die Techniker erarbeiteten 350 neue Signalpläne und griffen dabei auf aktuelle Verkehrszählungen zurück. 44 Steuergeräte für die Ampeln wurden neu montiert und programmiert. "Außerdem haben wir zehn Kilometer Kabel an den Ampeln verlegt, mehr als 200 Detektoren in die Fahrbahn gelegt und 38 Funkbaken installiert", sagt Schröter.

Grote sieht in der Busbeschleunigung einen wesentlichen Faktor dafür, dass immer mehr Norderstedter in Busse und Bahnen steigen. Seit 1997 hat sich die Zahl um knapp ein Viertel auf 13 200 pro Tag erhöht. Testfahrten hätten ergeben, dass die Busse durch die "Grüne Welle" bis zu 25 Prozent Fahrzeit einsparen.