Der 63-Jährige soll unter anderem die firmeneigene Kreditkarte für private Einkäufe genutzt haben. Sein Nachfolger ist der bisherige Technische Leiter des Unternehmens, Klaus Franke.

Kreis Segeberg. Die Ära von Vorstand Johannes Kruszynski bei der AKN endete abrupt. Er habe das Unternehmen mit "sofortiger Wirkung" verlassen, teilte die AKN gestern mit. Anlass sind Ermittlungen der Kieler Staatsanwaltschaft gegen den 63-Jährigen, der seit mehr als zwölf Jahren als Alleinvorstand an der Spitze der Kaltenkirchener Eisenbahngesellschaft steht. Die Ermittler werfen Kruszynski Untreue in mehreren Fällen vor, sagte Oberstaatsanwalt Uwe Wick.

Im November ging eine anonyme Anzeige gegen den damaligen AKN-Vorstand bei der Staatsanwaltschaft ein. Darin wurde der Vorwurf erhoben, Kruszynski habe sich unrechtmäßig finanzielle Vorteile durch seine Arbeit verschafft. Zunächst habe es "Vorprüfungen" gegeben, danach sei das Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte Wick.

Bei den Vorwürfen soll es nach inoffiziellen Angaben unter anderem um die firmeneigene Kreditkarte gehen, die Kruszynski angeblich für private Ausgaben genutzt hat. Außerdem gab es offenbar Merkwürdigkeiten, als der AKN-Chef dem Unternehmen seinen Dienstwagen abkaufte. "Es gab Differenzen über den Kaufpreis", heißt es hinter vorgehaltener Hand. Kruszynski war stets mit einem silberfarbenen E-Klasse-Modell von Mercedes unterwegs. Möglicherweise waren die Konditionen für Kruszynski auffällig günstig. "Es gibt noch mehr Punkte", berichtet ein Insider.

Zum Showdown kam es am Freitag, als in der Kaltenkirchener Unternehmenszentrale der Aufsichtsrat der AKN tagte, die je zur Hälfte den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehört. Am Tisch saßen unter anderem Kruszynski, Arbeitnehmervertreter und Dietrich Hartmann von der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde. Er vertrat den Aufsichtsratsvorsitzenden Günther Meienberg vom Kieler Verkehrsministerium. Die Türen blieben verschlossen. Der Aufsichtsrat, der den Vorstand kontrollieren soll, tagt grundsätzlich geheim.

Heraus kam erst gestern eine auffällig dürre Pressemitteilung der AKN, die aus drei Sätzen bestand. "Der Aufsichtsrat der AKN Eisenbahn AG und Herr Johannes Kruszynski haben sich darüber verständigt, dass Herr Kruszynski mit sofortiger Wirkung aus dem Unternehmen ausscheidet" heißt es darin. Gründe wurden in dem Schreiben nicht genannt. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Hartmann habe Kruszynski für seine Arbeit gedankt. Bereits kurz darauf wurde Kruszynskis Name aus dem Impressum der AKN-Seite im Internet gestrichen.

In derselben Sitzung fiel auch die Entscheidung über die Nachfolge. Der bisherige Technische Leiter der AKN, Klaus Franke, übernimmt die Leitung des Unternehmens. Der 65 Jahre alte Franke ist wie Johannes Kruszynski studierter Bauingenieur und gehört der AKN seit dem Jahr 1988 an.

Wegen der laufenden Ermittlungen werde man sich nicht äußern, sagte der Sprecher des Kieler Verkehrsministeriums, Harald Haase. "Für die AKN ändert sich nichts", betonte Volker Dumann von der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde. Kruszynski hat einen Rechtsanwalt beauftragt. Für eine Stellungnahme war er nicht erreichbar.