Als Regisseur ist er ein erfahrener Profi. Für das ZDF hat der 47-Jährige mehrere Episoden der Erfolgs-Serien “Rettungsflieger“ und “Notruf Hafenkante“ gedreht.
Henstedt-Ulzburg. In den letzten Tagen hatte Donald Kraemer einen kurzen Anfahrtsweg zur Arbeit: Für den NDR musste er ein Wissenschaftsmagazin bearbeiten. Aber das ist eigentlich nicht sein Metier. Der Henstedt-Ulzburger mag es lieber mit etwas mehr Action und Spannung: Als Regisseur hat er für das ZDF zum Beispiel diverse Episoden für die Serien "Rettungsflieger" und "Notruf Hafenkante" gedreht - das sind einige der größten Quotenhits des Senders. Demnächst kann er seine Fähigkeiten, die er sich als Regisseur von Unterhaltungsfilmen erworben hat, auf einem ganz anderen Gebiet einsetzen: Donald Kraemer ist der neue Regisseur der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg. Er inszeniert "Der Schatz im Silbersee" mit Erol Sander in der Hauptrolle als Winnetou.
Die Karl-May-Spiele kennt der 47 Jahre alte Regisseur seit Jahren als leidenschaftlicher Besucher. Und er hat sich gewissenhaft auf seine bevorstehende Aufgabe vorbereitet: "Ich habe zunächst natürlich das Buch von Karl May gelesen, dann habe ich auf 16 CDs die Hörbuchfassung angehört und den alten deutschen Spielfilm mit Pierre Brice angesehen." So gerüstet kann er im Mai reinen Gewissens in die Probenarbeit am Kalkberg in Bad Segeberg einsteigen.
Beworben hatte er sich bei der Kalkberg GmbH nicht. Er wurde gefragt: Seine vielen Actionfilme machten ihn in den Augen der Verantwortlichen für die Karl-May-Spiele zu einem Fachmann für die Aufgabe im Segeberger Freilichttheater. Und Donald Kraemer stellt sich dieser Aufgabe gerne: "Die Karl-May-Spiele sind richtiges Familien-Entertainment." Er hat mit seinen elfjährigen Zwillingen Luca und Renee schon häufiger Aufführungen besucht und weiß, was auf ihn zukommt. "Es ist eine faszinierende Aufgabe, dem 'Schatz im Silbersee' neue Aspekte abzugewinnen und das Stück aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten."
Experimentelles Theater allerdings wird er den Zuschauern natürlich nicht bieten. Das würde auch kaum funktionieren, denn in Bad Segeberg will man von Jung bis Alt jeden begeistern. Die Inszenierung wird die Handschrift von Donald Kraemer tragen, aber keineswegs will er Karl May neu erfinden. Er weiß, dass er sich auf ein professionelles und seit Jahren bewährtes Team verlassen kann. "Leute wie Joshy Peters sind eine feste Bank, auf die man sich stützen kann."
Der Segeberger Karl-May-Autor Michael Stamp arbeitet gerade an den letzten Seiten seines Scripts für "Der Schatz im Silbersee", dann geht es an die Feinarbeit: Die Kulissen müssen geplant werden, die Besetzung ebenfalls. Wenn die Proben etwa vier Wochen vor der Premiere beginnen, hat Kraemer bereits viel Arbeit geleistet. Nach der Premiere am 27. Juni kann er sich zurücklehnen und durchatmen - dann hat der Regisseur seinen Job für dieses Jahr erledigt.
Die Inszenierung des Karl-May-Stücks in Bad Segeberg ist für Donald Kraemer, der seit zehn Jahren mit Ehefrau Melanie und seinen drei Kindern in Ulzburg-Süd lebt, ein Schritt zurück zu den Wurzeln seiner Tätigkeit. Denn angefangen hat alles mit Theater: Von 1983 bis 1986 arbeitete er als freier Theatermacher, bevor er an der Freien Universität Berlin Theaterwissenschaften und Publizistik studierte. 1991 wechselte er zu Film und Fernsehen, gewann zahlreiche Filmpreise, drehte Serien und Fernsehspiele und hat gelegentlich auch die Chance, eigene Drehbücher zu verfilmen. So zum Beispiel für den TV-Film "Woran dein Herz hängt" mit Doris Kunstmann, Julia Koschitz, Olivier Mommsen und Peter Franke. Der bereits abgedrehte Film wird am 12. Juni ausgestrahlt. Vergangene Woche lief im ZDF "Notruf Hafenkante" unter Regie von Donald Kraemer, die nächste von ihm inszenierte Folge ist morgen, 19.25 Uhr, zu sehen.
Die Arbeit bei den Karl-May-Spielen wertet Kraemer als "einen weiteren Schritt auf meinem Weg". Er will im Bereich zwischen Krimi und Drama Geschichten mit Emotionen erzählen. Das Medium ist für ihn zweitrangig, aber mit der Inszenierung in Bad Segeberg bewegt er sich im Dunstkreis dieser Gefühle. Das klassische Kino hat es ihm angetan, Serien aus den USA mag er, weil sie für ihn innovativ sind. Hollywood ist trotzdem nicht das Traumziel von Donald Kraemer. "Mit den Mitteln, die man dort zur Verfügung hat, lässt sich viel anfangen, aber ich arbeite mit der deutschen Sprache."