Am 23. August ist Premiere für die Neu-Inszenierung der Operette “Im weißen Rössl“ von der Musikschule Norderstedt im Kulturwerk am See.

Norderstedt. Wiegt euch lasziv in den Hüften!", "Flirtet die Leute an!", "Ihr müsst Lust drauf haben!", fordert Frank Düwel und setzt süffisant nach: "Denkt dran, es blüht nicht nur der Holunder am Wolfgangsee." Die nächste Regieanweisung: "Gebt Kraft und Energie, seid leicht und verführerisch, entdeckt euer Spiel immer wieder neu, macht das Publikum an und auch euch selbst." Der Regisseur lockt mit seiner Theaterleidenschaft auch den letzten Laien-Chorsänger aus der Reserve. "Alles ist möglich, man muss es nur tun", feuert Düwel die Seinen an.

Es rösselt wieder in Norderstedt. Diesmal geht die Operette "Im weißen Rössl" im Kulturwerk am See über die Bühne. Mit neuen Sängern und Schauspielern. Und neuem Schwung. Die Schelmen-Schmonzette erzählt von Liebeslust und -leid der resoluten Rössl-Wirtin Josepha und ihrem fürchterlich in sie verknallten Oberkellner Leopold, von den Gästen des Wirtshauses am Wolfgangsee, die allesamt in irgendjemanden verliebt sind, nur nicht in die, von denen sie geliebt werden.

Irrungen und Wirrungen der üblichen Art treiben die Chose voran, und damit das alte Thema nicht langweilig wird, packt Regisseur Frank Düwel das Stück von Operettenkönig Ralph Benatzky neu und wunderbar ironisch an. Am 23. August ist Premiere im großen Saal des Kulturwerks. "Es ist ein tolles Gefühl, im Kulturwerk zu spielen", sagt Düwel. "Vor allem können die Aufführungen nicht mehr ins Wasser fallen wie 2011 auf der Waldbühne im Stadtpark", sagt Rüdiger George, Leiter der Musikschule Norderstedt, die die Produktion verantwortet.

Schauspieler, Sänger und Chor singen und sprechen ohne Verstärkung

Besonders aber freut es Düwel, Schauspieler, Sänger und Chor, dass sie ohne Verstärkung singen und sprechen können. Unplugged sozusagen, technikfrei. Dadurch entfällt das Verknoten und Verschnüren mit Kabelsalat und hässlich machenden Mikrofonen am Kopf und in den Kostümen. Die Spieler können sich frei bewegen, Temperamentsausbrüche werden nicht sofort mit Knalleffekten in den Raum geschossen. Ohne Mikro zu singen, sei aber auch eine Herausforderung.

"Das ist wie in einer Oper", sagt Düwel. Doch wer die Herausforderung meistert, sich zu öffnen, die Stimme selbstbewusst zu führen, tief aus dem Bauch heraus zu singen und den Atem richtig zu dosieren, wird mit viel gestalterischer Freiheit belohnt. "Leider werden Musical-Darsteller nicht wie Opernsänger ausgebildet, die das Singen ohne Verstärker lernen", sagt Düwel, auch Dozent für Musiktheater-Regie an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater.

Ein besonderer Reiz der Inszenierung liegt im Mix aus Profi- und Laienschauspielern. "Beide können voneinander lernen", sagt Düwel, den die Norderstedter bereits von seiner ungewöhnlichen, aber schlüssigen Inszenierung von Theodor Storms Novelle "Der Schimmelreiter" kennen. Ein anderer Reiz liegt im neuen Spielort Kulturwerk. "Der Saal ist sehr charmant durch die nach vorn gezogenen Balkone, die sehr viel Nähe zur Bühne haben", sagt Düwel.

Von dieser Empore spielt auch das mit zehn Profi-Musikern besetzte "Rössl"-Orchester. "Das ist ein spannendes Gefühl, wir spielen quasi wie ein Zirkus-Orchester von oben herab", sagt Dirigent Frank Engelke.

Katerina Fridland, Marie-Christine Banga und Mario Radosin sind neu

Neu im Ensemble sind Katerina Fridland als Ottilie, Marie-Christine Banga als Klärchen und Mario Radosin als naseweiser Piccolo. Fridland ist Hamburgerin, sang jahrelang beim Staatsopern-Chor "Die Alsterspatzen", wurde vielfach ausgezeichnet und singt auch heute in Produktionen der Staatsoper. Banga ist Wienerin und spielt auf vielen Bühnen im deutschsprachigen Raum, Radosin macht klassisches Theater und tritt als Gesangssolist auf. Bei den "alten Rössl-Hasen" sind wieder Simone Voicu-Pohl als Josepha, Philip Lüsebrink als Leopold, Herbert Paschen als Kaiser, Ralf Hutter als Dr. Siedler, Zaubergeselle Marcel Kösling als schöner Sigismund, Kai Hädicke-Schories als Postbote, Sven Dahle als Professor und viele andere dabei. Die Choreografie hat Anna Musci, die Chorleitung Thomas Plath.

Aufführungen: 23. August (Premiere), 24. bis 26. August, 20. bis 23. September, jeweils 20 Uhr, im Kulturwerk am See, Am Kulturwerk 1. Karten zu zwölf, 17 und 22 Euro gibt es im Vorverkauf, unter Telefon 040/30 98 71 23, unter kartenbestellung@norderstedt.de per E-Mail und an der Abendkasse.