Der Historiker Georg Herbstritt von der Stasi-Unterlagenbehörde geht davon aus, dass Ende der 80er-Jahre etwa 3000 Westdeutsche für die DDR-Staatssicherheit spioniert haben.
Die Hälfte hat für die Auslandsspionage (Hauptverwaltung Aufklärung) gearbeitet, die anderen standen im Dienst anderer Abteilungen der Staatssicherheit, einige auch beim Militärnachrichtendienst. Zuständig für den Raum Schleswig-Holstein war in erster Linie die Bezirksverwaltung Neubrandenburg.
Die Dimension der Stasi-Aktivitäten im Westen sei in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt, sagt Herbstritt. Nur selten wie im Fall des enttarnten Kanzlerspions Günter Guillaume haben sich die Medien ausführlich mit der Arbeit der Staatssicherheit in der alten Bundesrepublik beschäftigt. Die Fälle sind in der Regel wenig spektakulär, aber für die Betroffenen häufig bedrückend, sagt Herbstritt. „Es wurden ganz normale Leute enorm unter Druck gesetzt.“
Die Staatssicherheit der DDR arbeitete nicht nur – wie andere Geheimdienste auch – für die eigene Informationsbeschaffung, sondern verstand sich auch als Geheimpolizei. Das bekamen zum Beispiel Menschen wie der AKN-Lokführer Helmut P. zu spüren, der nach seiner Flucht immer wieder Kontaktversuche der Stasi abwehren musste.
Die vom Hamburger Abendblatt exemplarisch aufgelisteten Beispiele für die Arbeit der Staatssicherheit im Kreis Segeberg bezeichnet Herbstritt als „klassisch“.