In drei Retrospektiven werden in diesem Jahr die Arbeiten des berühmten Fotopioniers präsentiert. Die erste ist von heute an in Kiel zu sehen.

Helgoland. Jörg Andres lächelt beseelt, wenn er die Geschichte vom Schatzfund in einem Helgoländer Keller erzählt. Der Schatz - das sind 1400 verschollen geglaubte Glasnegative des Fotografen Franz Schensky. Die Arbeiten des berühmten Fotopioniers werden 50 Jahre nach seinem Tod in diesem Jahr gleich in drei Retrospektiven präsentiert - im Kieler Landeshaus, im Museum auf Helgoland und in der schleswig-holsteinischen Landesvertretung in Berlin.

"Lotti und Maria, die Töchter Schenskys, hatten die Platten einer Freundin vermacht", erzählt Andres vom Förderverein des Helgoländer Museums. In deren Keller wurden sie 2003 entdeckt und inzwischen in einem Speziallabor in Karlsruhe restauriert. "Sie waren zum Teil 100 Jahre alt, verschmutzt und voller Bakterien", erzählt er. 105 000 Euro kostete das Aufarbeiten, das Digitalisieren und Katalogisieren.

Wenn Andres die großformatigen Abzüge von Schenskys Bildern präsentiert, trägt er zum Schutz weiße Baumwollhandschuhe. "Schensky war stilbildend. Er hat versucht, Bewegung im Bild festzuhalten", erklärt Andres. "Wasser, Meer und Wolken haben sich bewegt. Das hat ihn fasziniert." Und so sei der Mensch später aus seinen Fotos verschwunden, "weil er in der Lage war, die Schönheit der Natur darzustellen". Seine Naturaufnahmen sind legendär.

Bei der Schönheit der Menschen, die er porträtierte, um Geld zu verdienen, half der Fotograf manchmal ein wenig nach. "In den 1930er-Jahren war seine absolute Glanzzeit. Da reiste man auf die Insel, um sich von Schensky fotografieren zu lassen", erzählt der Museumsmitarbeiter. Gern setzten sich die Menschen dazu in ein Ruderboot vor gemalter Helgoland-Kulisse in Schenskys Atelier. "Wenn gut situierte Leute kamen, war es wichtig, dass sie gut aussahen." Der Fotograf habe die Glasplatten deshalb bearbeitet wie ein Maler. Damit verdiente er so viel Geld, dass er sich ein großes Haus in der damaligen Kaiserstraße (heute Lung Wai) kaufen konnte.

Sein Geschäft hatte Schensky, der 1871 geboren wurde, schon mit 19 Jahren eröffnet. Der uneheliche Sohn des letzten englischen Gouverneurs Sir Henry Maxse (1832-1883) hatte zuvor im thüringischen Mühlhausen eine Ausbildung absolviert. "Maxse wollte ihn eigentlich nach England zur Ausbildung schicken", erzählt Andres, doch Schenskys Stiefvater habe dazwischengefunkt.

Schensky hat das Meer in all seiner Rauheit eingefangen, hat zig Jahre lang eindrucksvolle Segelfotos bei der Nordsee-Regatta gemacht und zahlreiche Porträts von Helgoländern hinterlassen. Als 1945 die Bomben auf Helgoland fielen, musste der Fotograf wie alle die Insel verlassen und lebte danach in Elmshorn und Schleswig. Nach der Wiederfreigabe 1952 war er noch mehrere Male zum Fotografieren auf Helgoland, bis er 1957 starb. Bald soll es sogar einen Film über den bekannten Sohn der Insel geben: "Im Juni beginnen hier die Arbeiten zu einem Dokumentarfilm über Schensky", kündigt Jörg Andres an und lächelt dabei zufrieden.

  • "50:9 - Helgoländer Bildformate" , Landeshaus Kiel, Düsternbrooker Weg 70, 25. April-13. Mai, tägl. 10-18 Uhr.