Promis und Nicht-Promis verpassten nackten Kunstfischen einen individuellen Look.

Lüneburg. Die Natur hat vorgelegt, jetzt zieht die Kunst nach: Seit einer Woche zieht Fischer Wilhelm Grube in Hoopte an der Elbe wieder Stinte aus dem Wasser, ab kommenden Sonnabend machen 500 bunte Brüder des norddeutschen Kultfisches Lüneburg zur Stintstadt. 140 Zentimeter lang sind die Fische aus Fiberglas, die bis Oktober über den Köpfen der Passanten baumeln sollen. 40 Promis und Nicht-Promis haben gestern den nackten Kunstfischen einen individuellen Look verpasst, und mehr als 1000 Besucher guckten zu.

Angela Roy ist nicht zimperlich. Die Hauptdarstellerin der in Lüneburg gedrehten ARD-Serie "Rote Rosen" verzichtet auf Handschuhe, um filigran Farbe in die Äuglein auf ihrem Stint tupfen zu können. "Er soll nicht allein sein", erklärt die in Hamburg lebende Schauspielerin - und hat ihrem Exemplar eine Unterwasserwelt mit Artgenossen verpasst. Die Farbe an ihren Fingern wird schon wieder abgehen, hofft sie, sonst muss es am nächsten Tag die Dame von der Maske richten.

Die Organisatoren der Malaktion in der Diskothek Garage hatten gut gelüftet: Dass erst wenige Stunden zuvor die letzten Nachtschwärmer die Bude verlassen hatten, merkten die Besucher nur noch am klebrigen Fußboden. Eine Disco bleibt eben eine Disco. Auch an einem Sonntagnachmittag. Dafür kamen gestern Menschen in die alte Fabrikhalle, die dafür eigentlich zu jung sind oder zu alt. Wie Leonie (8): Das Mädchen malte eine Meerjungfrau auf einen Plastikfisch, "schwieriger als auf Papier", wie sie gestand. Oder Linda Weiß (91) war gestern zum ersten Mal in ihrem Leben in dem Tanzschuppen, schunkelte zu den Melodien des Shanty-Chors fröhlich mit. Sie konnte es sich leisten, ihr Fantasie-Fisch war bereits nach zwei Stunden fertig.

Weniger schnell kamen die Promis voran, mussten sie doch immer wieder den Pinsel aus der Hand legen und zum Kuli greifen, um Autogramme zu geben. Peter Hoffmann, Produzent der Band Tokio Hotel, blieb trotzdem ruhig: "Das Malen ist wahnsinnig entspannend." Aber nur, wenn das Werkzeug so will wie der Künstler: "Johanna, der Pinsel löst sich auf", ruft er entsetzt seiner Tochter zu, die Haare bleiben am Fisch kleben. Johanna hilft, holt einen neuen.

Initiiert hatte das Spektakel die Lüneburg Marketing GmbH gemeinsam mit dem Lüneburger Makler Heiner Schröder. Der hat 20 Stinte zu je 200 Euro von der Marketing GmbH gekauft und zur Verfügung gestellt. Insgesamt 350 Plastikstinte wurden bislang verkauft, Ziel sind 500. Bemalte Tiere sind in Lüneburg nicht neu: Im Jahr 2000 schmückten mehrere Hundert Salzsäue die historische Salzstadt.

  • Eröffnet wird die Stintstadt Lüneburg am Sonnabend, 3. März, 11 Uhr, auf dem Markt vorm Rathaus. Dann gibt's natürlich auch das Original: vier Stinte am Spieß für einen Euro.