Am Donnerstag wird Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) über das Markterkundungsverfahren berichten.

Kiel. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager (CDU) wird am Donnerstag in Kiel über die Resonanz auf das Markterkundungsverfahren zum Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) berichten. Die von Februar bis April laufende Markterkundung sollte ausloten, ob es Interessenten für eine völlige Privatisierung oder Teilprivatisierung des Klinikums mit seinen beiden Standorten in Lübeck und Kiel gibt. Das UKSH mit insgesamt etwa 10 500 Mitarbeitern befindet sich in der Trägerschaft des Landes.

In dem Verfahren sei Interesse für alle denkbaren Varianten deutlich geworden, sagte ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Die Bandbreite reiche von einer kompletten Privatisierung bis zum sogenannten Asset-Modell, das der Klinikvorstand favorisiere. Es sieht vor, dass lediglich die Immobilien des UKSH veräußert werden. Investoren würden überfällige Renovierungen und Neubauten übernehmen und die Immobilien vermieten. Schätzungen zufolge beträgt der Investitionsstau am UKSH mindestens 700 Millionen Euro. Außerdem hat es 120 Millionen Euro Schulden.

Nach einem harten Sanierungskurs sieht sich das UKSH auf einem betriebswirtschaftlich guten Weg. Im vergangenen Jahr erreichte es nach eigener Darstellung eine „schwarze Null“ – Kritiker sprachen allerdings von „Bilanzkosmetik“. In einem Brandbrief warnten im März alle 39 Instituts-Direktoren der Klinik vor einem Kaputtsparen des UKSH zu Lasten von Forschung und Patienten.

Im Zuge der EHEC-Krise habe das UKSH seine Leistungsfähigkeit als einziger medizinischer Maximalversorger im Norden gezeigt, sagte UKSH-Sprecher Oliver Grieve. Ob diese Leistungsfähigkeit bei einem privatisierten Klinikum erhalten bliebe, sei fraglich. Er verwies als Beispiel auf negative Erfahrungen zum Beispiel in Hessen.

Offen ist außerdem, ob die Fusion der beiden Standorte Kiel und Lübeck auch in Zukunft Bestand haben wird oder jeder Standort seine eigene Selbstständigkeit erhält. Der Wissenschaftsrat hatte sich 1999 für die Fusion ausgesprochen. Möglicherweise könnte er jetzt eine Trennung für sinnvoll halten.

Der Zeitplan für das UKSH sieht vor, dass Minister de Jager am Donnerstag zunächst den Finanzausschuss des Landtags über die Ergebnisse der Markterkundung informiert. Bis zur Sommerpause, also bis Mitte Juli, will das Kabinett eine Grundsatzentscheidung treffen, in welche Richtung eine Ausschreibung für das UKSH laufen soll. Bis 2015 ist eine vollständige Privatisierung ausgeschlossen. Dies hatte die Gewerkschaft verdi erreicht und dafür tarifvertragliche Zugeständnisse gemacht. (dpa)