Am Donnerstag eröffnet die zweite Landesgartenschau Schleswig-Holsteins in Norderstedt. Das Abendblatt gibt Ihnen einige Empfehlungen vorarb.

Norderstedt. Gleich hinter dem Industriegebiet Stonsdorf liegt das Paradies. Wenn sich die Zweckbauten lichten, dürften zumindest Gartenfans in helle Verzückung geraten. Denn wo vor drei Jahren ein Müllberg, ein verfallenes Kieswerk und eine Heidebrache um den Titel des unansehnlichsten Fleckens Norderstedts konkurrierten, blühen nun die Landschaften. Und wenn Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) am Donnerstag die zweite schleswig-holsteinische Landesgartenschau in der 75 000-Einwohner-Stadt eröffnet, sollen auch die letzten Arbeiten beendet sein. Noch werden die Wege emsig geharkt, die Beete eilig bepflanzt und die Pavillons final verschraubt, damit die bis zum 9. Oktober geöffnete Ausstellung pünktlich den ersten von avisierten 600 000 Besucher findet.

12,5 Millionen Euro hat die Schau gekostet, noch einmal 8,5 Millionen Euro werden in die mehr als 1000 Veranstaltungen während der 172-tägigen Schau fließen. Die Losung lautet "Dreifach einmalig" und findet sich in einem Seepark, einem Waldpark und einem Feldpark wieder. Mit 72 Hektar modellierter Fläche ist die Schau größer als die erste Landesgartenschau in Schleswig (16 Hektar) und sogar größer als die Bundesgartenschau in Schwerin (62) Hektar. Das Abendblatt hat sich vorab schon einmal umgesehen und die Höhepunkte zusammengefasst.

Feldpark

Im Grunde gibt es hier am meisten zu sehen. Spektakulär ist das "Himmelszelt" - ein transparenter Kuppelbau aus Aluminium, der als Kirche der Gartenschau dient. Pastor Gunnar Urbach wird in dem mit Folie bespannten Bauwerk bis zu viermal täglich einen Gottesdienst abhalten. Auch die 14 "Film ab!-Themengärten", bei denen Kinoklassiker wie "Herr der Ringe", "In 80 Tagen um die Welt" oder "Das Herz von St. Pauli" botanisch interpretiert wurden, sind Kleinode der Gartenbaukunst. Unter anderem mit einem Kettensägenkunstwerk. Wie viel Gestaltungsspielraum die Hühnerdarstellung lässt, zeigen die Landfrauenvereine des ganzen Landes im Abschnitt "Hühnerhaufen", wo reichlich Federvieh aus Knöpfen, Blechdosen oder Stahldraht zusammengeflickt wurde.

Am Hexengarten zeigt der Apothekerverband Heil- und Giftpflanzen, und gleich daneben wird es sogar tierisch. Am Bauernhof der Norderstedter Werkstätten, des Wildparks Eekholt und des Tierparks Arche Warder kann die ganze Familie ihre Streichelkompetenz beweisen. Wer schon etwas weiter denkt, kann sich auch über die neuesten Trends bei der Grabgestaltung informieren. Wirklich erstaunlich ist, wie vielseitig Steine, Bepflanzung und Rahmung aussehen können.

Seepark

Der Seepark beeindruckt gleich nach dem Betreten der Gartenschau. Offen, weit und freundlich zeigt sich das leicht wellige Gelände. Kernstück ist ein 25 Hektar großer See mit feinem Sandstrand. Besonders im Sommer bietet er sich für Familienausflüge an, denn er ist badetauglich, kann auf einem zwei Kilometer langen Weg umrundet werden und bietet mit vier angrenzenden Spielplätzen genügend Zerstreuung für die Jüngsten. Der See soll auch nach der Gartenschau erhalten bleiben. Überhaupt bekommt Norderstedt mit der Gartenschau den lange ersehnten Stadtpark. Rund um den See sollen fahnenähnliche Aufbauten wie das "Windgeflüster" für avantgardistische Abwechslung sorgen. Der Elfen-Express, der einmal das Schaugelände abfährt, startet hier. Auch mit dem Tretboot lässt sich der See erkunden. Das insgesamt 39 Hektar große Areal besticht aber vor allem durch seine Weite. Auch an besucherstarken Tagen findet hier jeder ein ruhiges Plätzchen, etwa im Klima-Pavillon am Westufer, bei den Blumenschauen im Blumenwerk oder den - hört, hört - Premiumgärten.

Waldpark

Zugegeben, im April erschließt sich die verwunschene Schönheit des Waldparks noch nicht auf Anhieb. Wie auf dem gesamten Gartenschaugelände steckt die Vegetation noch im Entwicklungsstadium. Im Spannungsfeld von Wald, Heide und Moor sind 1000 Rhododendren gepflanzt, ein Abenteuer-Kletterspielplatz integriert und die Hauptbühne am Fuß des ehemaligen Müllbergs angelegt worden. Ansonsten ist dieser Parkteil naturbelassen, von Birken dominiert und eher für Leute gedacht, die einen Waldspaziergang in der Nähe von Kiosk-Infrastruktur zu schätzen wissen. Früher wurde dort Torf gestochen. Ein echter Glanzpunkt der Schau - abgesehen von den Veranstaltungen auf der Bühne - wird der Wald wohl erst gegen Ende der Schau, im Spätsommer. Dann soll die Heidefläche blühen.

Für Norderstedt ist die Gartenausstellung ein Schaufenster, das den Tourismus befördern soll. Wichtige Infrastruktur erhöhe die Aufenthaltsqualität in der Stadt. Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote (CDU) sieht gar eine ganze Euphoriewelle: "Wir sind Gartenschau!", verkündete er. Jetzt müssen geneigte Besucher diese Welle nur noch zahlreich reiten. Bei 600 000 Gästen, so die Schätzung der Geschäftsführung, würde die Schau schwarze Zahlen schreiben.