Ralf Meister, ehemaliger “Wort zum Sonntag-Sprecher“, trat bei einem Festgottesdienst vor 2000 Gästen die Nachfolge Käßmanns an.

Mit einem feierlichen Gottesdienst ist Ralf Meister am Sonnabend in sein neues Amt als hannoverscher Landesbischof eingeführt worden. Rund 2.000 Gäste versammelten sich in und um Hannovers Marktkirche, als der ehemalige Berliner Generalsuperintendent in die gotische Backsteinkirche einzog. Der 49-Jährige wurde dabei von rund 70 Mitwirkenden aus dem In- und Ausland begleitet. Dazu gehörte auch seine Vorgängerin Margot Käßmann. Sie wurde in dem vom NDR-Fernsehen übertragenen Gottesdienst ebenso wie der stellvertretende Bischof Hans-Hermann Jantzen, der jetzt in Ruhestand geht, verabschiedet. Zeitweilig drohte sich der Beginn des Gottesdienstes zu verzögern, weil drei Sprengstoffhunde vor Spendenboxen für die Erdbebenopfer in Japan angeschlagen hatten. Spezialisten des Landeskriminalamtes gaben jedoch Entwarnung.

Der Leitende Bischof der Lutheraner, Johannes Friedrich, führte den gebürtigen Hamburger Meister ein und überreichte ihm das Bischofskreuz, das bereits fünf Bischöfe vor ihm trugen. Acht Assistenten legten Meister die Hand auf und sprachen ihm ein Segenswort zu. Zu ihnen zählten neben dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, und seinen Vorgängern Margot Käßmann und Wolfgang Huber auch die zehnjährige Göttinger Kinderbischöfin Celina Lehmann.

In seiner Predigt gedachte Meister unter anderem der Opfer des Erdbebens in Japan. Zur Erinnerung an sie war der Altar mit rosafarbenen Kirschblütenzweigen geschmückt. Meister kann laut Kirchenverfassung längstens bis zur Vollendung seines 70. Lebensjahrs Bischof der größten evangelischen Kirche in Deutschland mit knapp drei Millionen Mitgliedern bleiben. Er war Ende November von der Landessynode in das höchste Amt der Landeskirche gewählt worden.

Bei der Verabschiedung Käßmanns sagte Bischof Friedrich, die 52-Jährige habe mehr als zehn Jahre als Bischöfin die Menschen begeistert und ihnen Mut zum Gottvertrauen gemacht: „Du hast die Fröhlichkeit des Evangeliums ausgestrahlt.“ Seit ihrem Rücktritt vor mehr als einem Jahr habe Käßmann deutlich gezeigt, dass es auch ein Leben nach dem Bischofsamt gebe.

Käßmann hatte im Februar 2010 nach einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss ihre Ämter als Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzende niedergelegt. Die 52-jährige promovierte Theologin übernahm im Januar 2011 eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum.

Die Karriere des neuen Bischofs

Als Generalsuperintendent war Ralf Meister in Berlin zuletzt zuständig für 720 000 Gemeindemitglieder, weit darüber hinaus war er vielen Menschen schon vorher ein bekanntes Gesicht. Sechs Jahre lang nämlich war der Theologe einer der „Wort zum Sonntag“-Sprecher in der ARD. Wichtig ist ihm auf der Kanzel und vor der Kamera, von der Suche der ganz normalen Menschen nach Gott zu erzählen. Eines seiner Hauptanliegen ist der Kampf gegen den „Gewohnheitsatheismus“, der ihm vor allem in der Hauptstadt oft entgegenschlug.

Meister wurde 1962 in Hamburg geboren und studierte Theologie, Judaistik und biblische Archäologie in Hamburg, Jerusalem und Jena. Nach Stationen als Pastor an der Arbeitsstelle Kirche und Stadt der Universität Hamburg und beim Evangelischen Rundfunkreferat des NDR wurde Meister 2001 Propst des Kirchenkreises Lübeck. Er veröffentlichte regelmäßig Beiträge zu religions- und stadtsoziologischen Fragen. Meister ist verheiratet und hat drei Kinder.

(dpa/abendblatt.de)