Denker behandelt in der “Praxis ohne Grenzen“ Menschen ohne Versicherung gratis. Er ist zum “Held des Nordens 2010“ gewählt worden.
Bad Segeberg. Der Gewinner gibt sich bescheiden. "Ich fühle mich nicht als Held", sagt Dr. Uwe Denker, 71. Aber für die Sache, die "Praxis ohne Grenzen", freue ihn sein Erfolg ungemein. Denn Dr. Uwe Denker ist der "Held des Nordens 2010".
In einer gemeinsamen Aktion haben der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z), NDR Info, NDR Fernsehen, die "Hannoversche Allgemeine Zeitung", das Hamburger Abendblatt und die "Ostsee Zeitung" in Rostock sechs Kandidaten vorgestellt. Es waren Männer und Frauen, die sich für eine gute Sache engagiert, großen Mut und Einsatz gezeigt haben.
Die Leser, Hörer und Zuschauer, haben entschieden und Uwe Denker mit 37 Prozent der Stimmen gewählt. In der "Praxis ohne Grenzen" in Bad Segeberg arbeiten inzwischen 17 Ärzte ehrenamtlich, es gibt 19 Assistenzkräfte, darunter Arzthelferinnen, eine Physiotherapeutin und ein Behördenlotse. Außerdem gibt es bereits einen ersten Ableger des bundesweit einmaligen Projekts: In Stockelsdorf bei Lübeck ist eine "Praxis ohne Grenzen" für den Kreis Ostholstein eingerichtet worden. Auch dort werden Menschen behandelt, die nicht versichert sind oder sich einen Besuch beim Arzt nicht leisten können. Und wie in Bad Segeberg dürfen sie anonym bleiben und müssen ihre Bedürftigkeit auch nicht belegen.
Unter dem Dach der Diakonie hat die Praxis auch ihr Zuhause gefunden. Behandelte Dr. Denker vor einem Jahr noch aus dem Arztkoffer, gibt es mittlerweile einen richtigen Praxisraum mit Patientenliege und medizinischem Gerät. "Alles wurde gespendet beziehungsweise von Spenden bezahlt", erklärt Denker. Die Pharmaindustrie weigert sich, mit seiner Praxis zu kooperieren. "Apotheken dürfen für uns keine Medikamente sammeln und spenden", sagt Dr. Denker. "Die Pharmaindustrie pocht auf die Vernichtung von Rückläufern. So gehen Millionenwerte verloren - Medikamente, deren Verfallsdatum noch nicht abgelaufen ist."
Deshalb hat sich der Arzt mit Ministerpräsident Peter Harry Carstensen getroffen. "Er hat mir zugesichert, sich dafür starkzumachen." Es ist wichtig, Mensch zu bleiben. Dr. Denker weiß das. Und er entwickelt bereits weitere Ideen. "Wir überlegen gerade, eine Patienten-Patenschaft zu ermöglichen. Dabei kann man für einen bestimmten Zeitraum die Kosten für Behandlungen übernehmen." Er wäre ein weiterer guter Schritt, einer von so vielen.
"Der Norden 2010": So, 22 Uhr, NDR Fernsehen