Mittlerweile ist im Westen und Norden Entspannung in Sicht: Die Regenfront zieht ab. Rettungskräfte waren pausenlos im Einsatz.

Osnabrück/Steinfurt. Starker Regen hat in Teilen von Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen für chaotische Zustände gesorgt. Im Großraum Münster-Osnabrück-Bielefeld standen am Freitag zahlreiche Keller und Betriebe unter Wasser. Straßen und Schienen wurden überflutet, in einigen Schulen fiel der Unterricht aus. Die Stadt Osnabrück und der westfälische Kreis Steinfurt lösten zeitweise Katastrophenalarm aus. Doch am Nachmittag war Entspannung in Sicht: Das Sturmtief „Cathleen“ sollte sich nach dem Bericht der Wetterdienst in Richtung Süden verabschieden. Dennoch warnte der Deutsche Wetterdienst für weite Teile Deutschlands bis zum Samstagmorgen weiter vor heftigen Schauern und starken Gewittern. In der Region Osnabrück sei die Lage nach wie vor ernst, sagte ein Polizeisprecher.

Dort fiel nach Angaben eines Sprechers des Wetterdienstes Metomedia so viel Regen wie seit mehr als 100 Jahren nicht. „Nie war dort ein August nasser seit Beginn unserer Aufzeichnungen im Jahr 891“, sagte Meteomedia-Experte Andreas Wagner.

Der Ort Stadthagen rund 40 Kilometer westlich von Hannover mit mehr als 22 000 Einwohnern stand seit Donnerstagabend unter Wasser. Das Stadtgebiet wurde von den Einsatzkräften komplett abgesperrt, weil das Wasser in den Straßen rund 30 Zentimeter und höher gestiegen war. In Bad Salzuflen richtete ein Tornado erheblichen Schäden an und deckte zwei Häuser teilweise ab. Zudem wurden Bäume entwurzelt.

In der Region Osnabrück fielen Schulen aus. Straßen und Autobahnen mussten zum Teil gesperrt werden. Auch der Bahnverkehr war betroffen. Wegen überschwemmter Gleise mussten Züge umgeleitet werden und es kam zu Verspätungen.

Im Münsterland und Ostwestfalen fielen in 24 Stunden 100 bis 140 Liter Regen pro Quadratmeter. In den niedersächsichen Landkreisen Grafschaft Bentheim, Emsland, Osnabrück und Schaumburg gingen 100 bis 130 Liter pro Quadratmeter nieder.

Nach Mitteilung des nordrhein-westfälischen Innenministeriums gab es in den Regierungsbezirken Münster und Detmold fast 4000 Einsätze. Die niedersächsischen Behörden hatten zunächst keinen genauen Überblick über die Gesamtzahl der Einsätze. In der Stadt und im Kreis Osnabrück war auch am Freitagnachmittag nach Angaben der Polizei die Lage ernst. Am Fluss Düte im Stadtteil Hellern war ein Regenrückhaltebecken über die Ufer getreten. Eine Hauptverkehrsstraße musste gesperrt werden. Möglicherweise müssten auch noch Häuser evakuiert werden, sagte der Polizeisprecher. Die Pegelstände der Flüsse in der Region verzeichneten Rekordstände. „Im Moment haben wir steigende Wasserstände“, sagte Achim Stolz vom Niedersächsichen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.

Unwetter im Kreis Steinfurt - Hotline für Fragen: 02551/692888, weitere Infos unter www.kreis-steinfurt.de

Im münsterländischen Emsdetten waren auf einem Friedhof wegen des Dauerregens ein Viertel der Gräber abgesackt. Grabsteine kippten um, sagte der Sprecher einer ortsansässigen Gärtnerei und bestätigte einen Bericht der „Münsterschen Zeitung“. Ein Regenrückhaltebecken in Rheine drohte zunächst zu bersten und ein Industriegebiet zu überfluten. Das Becken wurde mit Sandsäcken gesichert. Auch in Bad Essen bei Osnabrück war ein Rückhaltebecken übervoll. Vorsichtshalber wurde die Bevölkerung in der Nähe zum Verlassen der Häuser aufgefordert, amMorgen entspannte sich die Lage jedoch, sagte ein Gemeindesprecher.

In Bissendorf überredete der Bürgermeister ein älteres Ehepaar, ihr Haus zu verlassen, das mitten im Wasser stand. Die Feuerwehr rettete das Paar mit einem Schlauchboot.

In Steinfurt fiel eine Kläranlage aus. Für die Anwohner wurden mobile Toiletten aufgestellt. In Georgsmarienhütte standen zahlreiche Keller, Wohnungen und Betriebe unter Wasser, zum Teil fiel der Strom aus. Hilfskräfte versorgten die Bevölkerung mit Essen und Getränken.

Im Kreis Herford überschwemmte der Starkregen Unterführungen und Straßen, auch im Kreis Minden-Lübbecke liefen Keller voll.