Rettungskräfte waren im Dauereinsatz. Straßen und Bahnlinien standen unter Wasser, Schulen fielen aus. Entspannung scheint aber in Sicht.

Osnabrück/Steinfurt. Das Regentief "Cathleen" hat im Großraum Münster-Osnabrück-Bielefeld für chaotische Zustände gesorgt. Unzählige Keller und Betriebe standen nach Angaben der Behörden am Freitag unter Wasser, Straßen und Schienen wurden überschwemmt . Regenrückhaltebecken drohten überzulaufen. Die Stadt Osnabrück und der westfälische Kreis Steinfurt lösten Katastrophenalarm aus. In der Stadt und im Kreis Osnabrück fielen die Schulen aus. Hunderte von Einsatzkräften waren im Dauereinsatz. Eine dramatische Zuspitzung sei jedoch nicht erkennbar, es sei eher eine Entspannung in Sicht, sagte der Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums am Vormittag.

Ein Regenrückhaltebecken in Rheine drohte zunächst zu bersten und damit ein Industriegebiet zu überfluten. Das Becken wurde mit Sandsäcken gesichert. Auch in Bad Essen bei Osnabrück war ein Rückhaltebecken übervoll. Vorsichtshalber sei die Bevölkerung im Ortsteil Wehrendorf unterhalb des Beckens zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert worden, sagte der Leiter des Bad Essener Ordnungsamtes, Robert Wellmann. Die Lage habe sich jedoch am Morgen entspannt.

Auch in Osnabrück trat im Süden der Stadt ein Rückhaltebecken über die Ufer und überflutete eine Straße. Feuerwehrleute versuchten, mit Sandsäcken das Hochwasser einzudämmen, sagte ein Stadtsprecher. Die Bahnstrecken Rheine-Osnabrück und Münster-Osnabrück waren bis in die frühen Morgenstunden wegen Überflutung gesperrt. Auch danach kam es nach Bahnangaben zu erheblichen Verspätungen. Eine weitere überschwemmte Strecke zwischen Münster und Gronau wurde am frühen Morgen wieder freigegeben. Eine vierte Bahnstrecke zwischen Coesfeld und Gronau blieb bis auf weiteres unpassierbar. Nach Angaben eines Sprechers stand im Kreis Osnabrück der Bahnhof von Wissingen bei Bissendorf westlich von Osnabrück unter Wasser.

Auch in Melle herrschte in vielen Ortsteilen „Land unter“. Die Flut sei in der Nacht gekommen, sagte Bruno Wienecke aus Melle-Westerhausen. Er stehe in seinem Garten bis zu den Knien im Wasser. Er habe die Feuerwehr verständigen wollen, sei aber gar nicht durchgekommen. Erst Stunden später seien die Einsatzkräfte eingetroffen. Sie wussten nicht, wo sie das Wasser hinpumpen sollten. „Es ist eine einzige Katastrophe“, sagte er.

Im Gegensatz zum Nachbarkreis Steinfurt und der Stadt Osnabrück löste der Kreis Osnabrück keinen Katastrophenalarm aus. „Unsere Einsatzkräfte können das noch selber bewältigen“, sagte ein Kreissprecher. Nachbarwehren aus der Grafschaft Bentheim und dem Emsland boten zwar Hilfe an, auf sie sei aber nicht zurückgegriffen worden. In Steinfurt fiel eine Kläranlage aus. Für die Anwohner wurden mobile Toiletten aufgestellt. In Georgsmarienhütte standen nach Angaben einer Stadtsprecherin entlang des Flüsschens Düte zahlreiche Keller, Wohnungen und auch Betriebe unter Wasser, auch in Teilen des Stadtzentrums. Zum Teil fiel der Strom aus. Hilfskräfte versorgten die Bevölkerung mit Essen und heißen Getränken.

Die Autobahn 30 bei Osnabrück war am frühen Morgen zeitweise zwischen Sutthausen und dem Südkreuz in Richtung Hannover einspurig gesperrt. Der Fluss Hase habe im Osnabrücker Vorort Lüstringen den historischen Höchststand von 2,54 Metern erreicht, sagte ein Stadtsprecher. Im Kreis Herford überschwemmte der Starkregen Unterführungen und Straßen, auch im Kreis Minden-Lübbecke liefen Keller voll. In Bad Salzuflen richtete ein Tornado erheblichen Schaden an und deckte zwei Häuser teilweise ab. Zudem wurden meterdicke Bäume entwurzelt. Der Ort Stadthagen (Kreis Schaumburg) stand seit Donnerstagabend vollständig unter Wasser. Das Stadtgebiet wurde von den Einsatzkräften komplett abgesperrt, weil der Wasserstand in den Straßen rund 30 Zentimeter und höher gestiegen war.

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Nach Einschätzung des Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) wird der Wasserpegel im Südosten Niedersachsens vermutlich nicht bedrohlich steigen. „Wir vermuten, dass wir bei Meldestufe 1 bleiben werden“, sagte Pressesprecher Achim Stolz. Erst ab Meldestufe 3 käme es zu größeren Überschwemmungen. Meldestufe 2 bedeute eine leichte Flutung von meist landwirtschaftlichen Gebieten. „Größere Flüsse wie die Leine, Hase oder Hunte sind bisher kaum betroffen.“ DasRegentief sei ohnehin nur ein dünner Streifen vom Südosten Niedersachsens bis zum Harzer Vorland. Stolz rechnet mit einer Wetterbesserung zum Wochenende.