Aufständische haben in der Krisenprovinz Darfur einen Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks aus dem Kreis Segeberg verschleppt.

Wahlstedt. Die Menschen in Wahlstedt im Kreis Segeberg bangen um Malte G. Der 34 Jahre alte Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) und ein 52 Jahre alter Kollege aus Berlin befinden sich im Sudan in der Gewalt von Entführern . Zwar haben weder das Auswärtige Amt in Berlin noch das THW bisher die Identität der beiden Männer bestätigt, doch in der 9000-Einwohner-Gemeinde in Schleswig-Holstein hat sich herumgesprochen, dass der Elektriker in dem Land entführt wurde, in dem er helfen wollte.

"Wir sind alle sehr betroffen", sagt der Wahlstedter THW-Ortsbeauftragte Sascha Schmitz. Die ehrenamtlichen Helfer der Ortsgruppe seien in großer Sorge um das Schicksal ihres Kameraden, der in Wahlstedt aufgewachsen ist und sich schon früh ehrenamtlich engagiert hat. Bevor er zum THW kam, war Malte G. Mitglied der Jugendfeuerwehr.

"In so einer kleinen Stadt ist so ein Mann bekannt", sagt der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Breuß. Die Nachricht von der Entführung habe sich schnell herumgesprochen. Er selbst habe aus den Medien davon erfahren, sagte Breuß. In der Stadt herrsche "absolute Betroffenheit". Die Stadtverwaltung stehe im Kontakt mit dem THW.

Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) lässt sich regelmäßig vom Auswärtigen Amt informieren. "Wir stehen ständig in Verbindung mit Berlin", sagte Regierungssprecher Knut Peters. Auch der Ministerpräsident und die anderen Mitglieder der Landesregierung seien in großer Sorge.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes wollte mit Rücksicht auf die Sicherheit der Betroffenen keine Details nennen. Fest steht jedoch, dass die Männer am Dienstagabend von einer bewaffneten Gruppe aus ihrer Unterkunft in der Stadt Nyala im Süden der westsudanesischen Krisenprovinz Darfur verschleppt wurden.

Der Hintergrund ist nach offiziellen Angaben noch völlig offen. Vermutlich handelt es sich bei den Tätern um eine Gruppe, die Lösegeld erpressen will. Wiederholt wurden ausländische Helfer entführt und manchmal erst nach Monaten und gegen Zahlung eines Lösegeldes wieder freigelassen. In der Vergangenheit kam es in Darfur zu einer Reihe von Angriffen und Überfällen.

Nach übereinstimmenden Medienberichten soll bei dem Überfall außerdem ein einheimischer Helfer des THW entführt worden sein, der jedoch kurz darauf wieder freigelassen wurde. Mehrere der Entführer hätten Waffen bei sich gehabt, es seien aber keine Schüsse gefallen, berichtet "Spiegel Online".

Im Sudan halten sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes 58 Deutsche "mit amtlichen Aufgaben" auf. Die meisten von ihnen arbeiten für die Missionen der Vereinten Nationen. Das THW ist seit 2004 in Darfur im Einsatz, in dem ein blutiger Bürgerkrieg tobt. Nach Uno-Schätzungen sind in Darfur seit 2003 mehr als 300 000 Menschen ums Leben gekommen. Noch immer leben mehr als eine Million Menschen in Flüchtlingslagern. Zu den Hauptauf-gaben des THW gehört die Versorgung mit Trinkwasser. Der Junggeselle Malte G. gilt als erfahrener und besonnener Entwicklungshelfer, der seit Jahren für das THW arbeitet. Im Jahr 2005 war er in Liberia im Einsatz und war mit anderen Helfern aus Deutschland für die Wartung von Generatoren zuständig, die Hilfsorganisationen mit Elektrizität versorgten. Auch Sierra Leone gehörte zu seinen Einsatzgebieten.

Im Februar bereitete sich der Elektriker Malte G. mit Kollegen des Wahlstedter Ortsverbandes in der THW-Bundesschule Neuhausen bei Stuttgart auf die Arbeit im Sudan vor. Dort absolvierten die Männer den Lehrgang "Einsatzgrundlagen Ausland", zu dem realistische Rollenspiele und Szenarien gehören, mit denen die Helfer im Einsatzland jederzeit konfrontiert werden können. "Du musst dich auf alles einstellen, auf jede erdenklich Situation und Schikane", hatte damals ein Kollege von Malte G. gesagt. Auch simulierte Entführungen gehören zum Programm der Schule.

Malte G. zählte zum vierköpfigen Team der Zentralwerkstatt, das das Technische Hilfswerk im Auftrag des Bundesinnenministeriums im Juni 2008 in Nyala im Süden Darfurs aufgebaut hatte. Dort sind die Techniker für die Instandsetzung von Fahrzeugen, Pumpen und Generatoren der Vereinten Nationen und mehrerer Hilfsorganisationen verantwortlich.