Anne Sophie Monrad ist “Germany's Next Topmodel“, nur ohne Fernsehcasting. Die 18-Jährige hat es alleine auf die Laufstege geschafft.
Hamburg. Anne Sophie Monrad kann so viele verschiedene Gesichter machen, dass sie mit Fotos auf Familienfesten überfordert ist. Ernst gucken, lachen oder einen Schmollmund ziehen? Auf dem Laufsteg im Pariser Louvre oder beim Fotoshooting für die italienische "Vogue" weiß sie, wie sie gucken muss. Die verschiedenen Gesichtsausdrücke hat sie sich selbst beigebracht, das Laufen auf dem Catwalk lernte sie beim Laufen auf dem Catwalk. "Germany's Next Topmodel"-Kandidatinnen müssen dafür wochenlang trainieren, die 18-Jährige kann es einfach. Und hat deshalb eine Karriere gestartet, von der die Fernsehmodels nur träumen können.
Diese Karriere begann mit Langeweile. Weil in ihrem Heimatdorf Handewitt in Schleswig-Holstein "nicht so viel los ist", wie sie sagt, meldete sie sich im Frühjahr vergangenen Jahres zu einem Modelwettbewerb in einem Flensburger Kaufhaus an. Mit Sonnenbrille und Handtasche lief sie über den provisorischen Catwalk, es machte ihr Spaß, aber eine andere war besser. Anne Sophie verpasste den Sieg - und gewann trotzdem. Denn eine Agentin der Hamburger Agentur "Modelwerk" bot ihr nach ihrem Auftritt einen Vertrag an. Langes, blondes Haar, grüne Augen, eine Größe von 1,80 Meter und die Maße 86/63/90 - das schien vielversprechend.
Die heute 18-Jährige unterschrieb und fuhr schon am nächsten Tag nach Hamburg zu den ersten Probeaufnahmen. "Ich war total aufgeregt", sagt sie. Zurecht, wie sich herausstellen sollte. Denn Designer und Werber scheinen nur auf die Norddeutsche gewartet zu haben.
Bei der Fashionweek in Berlin lief sie für die Hauptstadt-Designer Michael Michalsky, Scherer Gonzalez, Allude und Schumacher über die Laufstege. Wolfgang Joop suchte sie als Gesicht seiner Wunderkind-Frühjahr-Sommer-Kampagne aus und engagierte sie für seine Schau im berühmten Pariser Louvre. In Los Angeles ließ sie sich für "Marie Claire" fotografieren, in Italien für die "Vogue". Anne Sophie ist schon jetzt, nur knapp ein Jahr nach dem Auftritt im Flensburger Kaufhaus, ein kleiner Star.
Am liebsten würde sie gleich von einem Auftrag zum nächsten reisen, Angebote hätte sie auch genug, nur eines stört noch: die Schule. Anne Sophie geht in die zwölfte Klasse einer Waldorfschule, bis zum Sommer muss sie noch durchhalten, dann hat sie ihren Realschulabschluss und kann sich ganz aufs Modeln konzentrieren. Über mangelnde Unterstützung kann sich Anne Sophie nicht beklagen: Klausuren darf sie nachschreiben, der Vater fährt sie zum Hamburger Flughafen, die Mitschüler suchen ihre neuesten Modefotos im Internet und tranieren mit ihr im Fitnessstudio.
Gesunde Ernährung, Sport und viel Ingwer- und Zitronentee sind Anne Sophies Schönheitstipps. "Der Rest kommt von den Genen", sagt sie. Auch ihre dänische Cousine hat früher als Model gearbeitet. Anne Sophies Vater kommt aus Dänemark, sie und ihre zwei älteren Geschwister sind zweisprachig aufgewachsen. Und Handewitt liegt nur wenige Kilometer von der dänischen Grenze entfernt. Den Blick auf die Nachbars-Weiden mit den Kühen werde sie vermissen, sagt sie. Wo sie ab Sommer wohnen wird, weiß sie noch nicht. New York wäre eine Option. "Aber am besten ist es, viel zu reisen, unterwegs zu sein, neue Leute kennen zu lernen", sagt sie. "Als Wohnort ist alles drin."
Ihre Eltern freuen sich für sie, "aber sie sind auch traurig, dass ich weggehen, denn dann sind sie ganz alleine im Haus", sagt Anne Sophie. Ihre Schwester Marie-Luise (23) lebt in Leipzig, studiert Kunstgeschichte und Musikwissenschaften, ihr Bruder Mathias (21) studiert in Frankfurt am Main Komposition. Eigentlich wollte Anne Sophie Stewardess werden. "Als kleines Mädchen fand ich die Uniformen und die Arbeit im Flugzeug ganz toll", sagt sie. "Das war wirklich lange mein Traumberuf, aber jetzt fliege ich so viel, da erscheint mir der Job als Stewardess doch recht langweilig."