Die historische Filmkulisse der Kultserie aus den 50er-Jahren soll zum Urlaubsparadies werden und veranstaltet ein Sommerfest.
Kiel. Eigentlich suchte Franz-Josef Stolle nur Ackerflächen zum Pflügen, Säen, Ernten. Er ist ja Landwirt. Dann aber kaufte der Niedersachse die Kulisse für die 50er-Jahre-Kultserie "Immenhof": das Gut Rothensande bei Malente (Kreis Ostholstein). Das war im Sommer 2009. Morgen öffnet der Immenhof mit einem Sommerfest seine Pforten zum ersten Mal nach mehr als 50 Jahren für ein breites Publikum. "Das habe ich mir nicht träumen lassen", sagt Stolle. 44 Jahre alt ist der Niedersachse aus Visbek bei Vechta, ein großer, kräftiger Mann, der gern zupackt. Fast über Nacht hat er den Immenhof gekauft. Das Gut, dessen Besitzer 2002 gestorben war, sollte zwangsversteigert werden. Stolle erfuhr nur wenige Tage vorher davon.
181 Hektar Fläche, um Raps, Gerste, Weizen oder Mais anzubauen und dazu eine Geschichte, die über Kinoleinwände und die Fernsehbildschirme von mehr als nur einer Generation geflackert ist. "Die Emotionen gingen hoch und runter", erzählt Stolle. Ein paar Telefonate, einige Gespräche mit Freunden, heraus aufs Rad, in die Natur - Stolle hatte das Gefühl, er und der Immenhof passten zusammen. Der Mann bekam den Zuschlag und kaufte das Gut unbesehen.
"Wie viel Geschichte ist hier schon die Treppe hochgegangen", sagt Stolle. Er schreitet die Stufen zur Eingangspforte des weißen Gutshauses hinauf. Hier haben im Film die hübschen Mädchen Dick und Dalli bei Sonnenschein an einem kleinen Tisch gefrühstückt, lachend, jung und voller Leben, bevor sie zu ihren Ponys sprangen. Wer jetzt das Haus betritt, verspürt vor allem Schwere: dunkel vertäfelte Wände und Decken, bräunliche Teppichböden voller Flecken. Dazu grüne Betten, grüne Vorhänge, grüne Badewannen, verziert mit protzigen, goldenen Armaturen. Auf einem Fensterbrett steht ein Paar schwarzer, hoher Stiefel vom ehemaligen Gutsherrn. Auch eine unbezogene Bettdecke liegt in einem - grünen - Bett.
So hat Stolle es vorgefunden. Als er das Gut in Besitz nahm, zog er sich erst mal alte Klamotten an, machte sauber und griff zu Rasenmäher und Laubpuster. Bäume ließ er beschneiden, damit der Blick auf den Kellersee wieder frei wird. Wenn das Tor auf war, kamen ständig Leute. "Ich habe mich sehr darüber gefreut." Über dem Torhaus, einem weißen, niedrigen Gebäude gegenüber dem Gutshaus, prangt ein Schild mit "Gut Immenhof. Projekt-/Bauleitung". Die letzte nach barockem Schema errichtete und unter Denkmalschutz stehende Gutsanlage soll ein Ferienhof werden: Das vor rund 100 Jahren gebaute Gutshaus wird ein Hotel mit Wellnessbereich, in den angrenzenden Wirtschaftsgebäuden entstehen Ferienwohnungen. Ponys soll es auch geben. "Die Heile-Welt-Idylle. die Filme geben es vor", sagt Projektleiterin Katharina Berges.
Beim Sommerfest werden die alten Kinofilme gezeigt, es gibt Ponyreiten und Fahrten mit der Kutsche. "Wir befördern das Filmidyll in die Realität", sagt Franz-Josef Stolle. "Die Kinder sollen nicht nur auf dem Bildschirm zusehen, wenn die Ponys über den Hof trappeln, sie können dabei sein, sie können selbst reiten, sehen wie das Getreide wächst, hören wie der See ans Ufer schwappt, riechen wie das Heu duftet, das die Ponys fressen." Sein Ziel: "Das Gut soll nachhaltige Landwirtschaft und Tourismus verbinden."
Der Hof will künftig auch mit der Fußballschule in Malente zusammenarbeiten, in der früher die Nationalmannschaft trainierte und mit dem "Geist von Malente" zu Weltmeisterschaftserfolgen in den Jahren 1974 und 1990 kam. Es könnte etwa gemeinsame Ferienangebote geben, sagt Sportschulverwalter Klaus Jespersen.
Knapp zehn Millionen Euro inklusive dem Kaufpreis würden investiert, erklärt Katharina Berges. Im Sommer beginnen die Bauarbeiten, frühestens Ende 2011 ist es fertig.
Das Sommerfest findet vom 3. bis 6. Juni statt. Geöffnet ist jeweils ab 10 Uhr. Die Tageskarte kostet 9,50 EUR, Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt.