Der Skifahrer flog 20 Meter weit, landete hinter dem Luftkissen. Der 37-Jährige starb im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Bispingen. Mit hohem Tempo über die Schanze, fast senkrecht in die Luft, vielleicht ein Salto in großer Höhe, dann eine sichere Landung: Ski-Erlebnisse wie dieses waren bislang Profis und Leistungssportlern vorenthalten. Um solch extreme Eindrücke auch für normalbegabte Sportler erlebbar zu machen, hat eine österreichische Event-Agentur Luftkissen entwickelt, auf denen Ski- und Snowboardfahrer nach Überqueren einer Schanze landen können. Auch die Skihalle Snow Dome Sölden in Bispingen (Kreis Soltau) hat eine solche Luftkissenschanze in ihrem Funpark, in dem allerlei Rampen und Hindernisse aufgebaut sind. Am Dienstagabend verunglückte hier ein 37-jähriger Hamburger tödlich. Der Mann hatte die Schanze auf Skiern befahren. Statt auf dem Luftkissen landete er knapp dahinter. Er starb im Krankenhaus.
Wie genau der Unfall kurz vor Hallenschluss sich abspielte, ist Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen. Denn obwohl zum Unglückszeitpunkt um 19.45 Uhr 50 bis 100 Gäste und Mitarbeiter im Snow Dome waren, obwohl der Betrieb der Luftkissenschanze von einem Mitarbeiter überwacht wird, sah niemand den Sprung von Andre T. (Name geändert). Sicher ist: T. war Stammgast in der Bispinger Skihalle. Er hatte eine Dauerkarte. Er galt als versierter Skiläufer, der auch die Schanze gerne und oft benutzte. Am Dienstag war er allein in die Skihalle gekommen. Nach dem Aufprall war er sofort bewusstlos. In der Heidekreis-Klinik Soltau starb er.
Im Februar war die Sprungkissen-Attraktion neben dem Lift im Snow Dome installiert worden. Bisher lief der Betrieb ohne Zwischenfälle. Geschäftsführer Matthias Schönfeld: "Noch kann ich mir den Unfall nicht erklären. Solche Anlagen gibt es weltweit, in zahlreichen Skigebieten. Soweit ich weiß, ist es der erste Unfall dieser Art. Nun gilt unser Mitgefühl der Familie des Opfers."
Noch Dienstagabend waren die Eltern des 37-Jährigen nach Bispingen gekommen, um sich vor Ort berichten zu lassen, was geschehen war. Sie leben im Kreis Soltau-Fallingbostel. Am Mittwoch sprach Matthias Schönfeld auch mit den beiden Brüdern des Mannes. Er berichtete ihnen, dass Sekunden nach dem Unfall Ersthelfer bei Andre T. gewesen seien, dass der Notarzt nach wenigen Minuten anwesend war und mit der Reanimation begonnen hätte. Dass aus physikalischer Sicht ein solcher Unfall fast unmöglich ist, weil der Hauptimpuls der Schanze nach oben gehe.
Das heißt: Je schneller ein Ski- oder Snowboardfahrer ist, desto höher fliegt er. An der Weite sollte sich durch wechselnde Geschwindigkeiten verhältnismäßig wenig ändern. Schönfeld: "Wir haben das Gerät ja im Februar selbst auf Herz und Nieren überprüft. So sehr sich unsere Skilehrer auch anstrengten - es gelang ihnen nicht einmal, am Rand des Luftkissens zu landen." Das Luftkissen ist 20 Meter lang und zehn Meter breit. Erklärbar wäre der Unfall höchstens mit einer Veränderung der Rampe. Ist sie flacher geworden, hat sie womöglich wegen der Abnutzung am Tage dem Benutzer weniger Höhe, aber mehr Sprungweite verliehen? Wohl aus drei bis vier Meter Höhe krachte Andre T. auf den Schnee.
Die Staatsanwaltschaft Lüneburg hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Sprecherin Angelika Klee: "Wir haben eine Obduktion beantragt, der Unfall wird genau untersucht. Ob die Untersuchungen auf ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung hinauslaufen, ist noch ungewiss." Bis zum Abschluss der Ermittlungen wird niemand das Sprungkissen in Bispingen benutzen. Die Halle bleibt geöffnet.