Kiel. Der Volkskrankheit Diabetes ist mit Maßband, Sport und gesunder Ernährung beizukommen. Das belegt eine bundesweit einzigartige Studie der AOK Schleswig-Holstein und des Uni-Klinikums Eppendorf (UKE). Demnach kann eine gezielte Prävention am Arbeitsplatz Diabetes (Typ II) verhindern und die Zuckerkrankheit sogar beheben.

"Die meisten Diabetes-Fälle lassen sich vermeiden", sagte UKE-Professor Eberhard Windler gestern in Kiel. Am Anfang der mehrjährigen Studie mit 300 Beschäftigten aus fünf Unternehmen stand eine ungewöhnliche Diagnosemethode. Mit einem Maßband wurde der Bauchumfang gemessen. Bei mehr als 80 Zentimetern (Frauen) beziehungsweise 94 Zentimetern (Männer) besteht erhöhtes Risiko, an Diabetes zu erkranken.

Der Bauchumfang sei aussagekräftiger als das Körpergewicht, erklärte Windler. Grund: Das Diabetes-Risiko wächst mit dem Wohlstandsbauch. 240 Beschäftigte fielen in die Risikogruppe, bei einem Drittel von ihnen wurden erhöhte Blutzuckerwerte, damit eine Vorstufe zu Diabetes festgestellt. Acht Beschäftigte waren bereits zuckerkrank.

In Schulungen wurden den Mitarbeitern drei Ziele gesetzt. Sie sollten ihr Gewicht um fünf Prozent reduzieren, sich gesünder ernähren (weniger tierische Fette) und sich 30 Minuten am Tag bewegen. Drei Jahre später zog das UKE Bilanz. Bei keinem Risikopatienten war die Zuckerkrankheit ausgebrochen, bei vier der acht Diabetiker verschwunden.

Die AOK will ihren Versicherten die Anti-Diabetes-Maßnahmen nun in weiteren schleswig-holsteinischen Unternehmen anbieten und so Geld sparen. Die Behandlung eines Typ-II-Diabetikers kostet 4000 Euro im Jahr, und die Studie ergab zudem, dass die Risikopatienten ohne zusätzliche Arztbesuche und Medikamente gesünder wurden.